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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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23. Oktober 4004 um 9 Uhr
früh gesagt: »Es werde Licht.« Wissenschaftler verneinten nun, daß der Mensch
vollkommen geschaffen wurde, wie eine wörtliche Lesung von Genesis 1 nahelegte;
auch der Mensch war Teil des evolutionären Prozesses. Historiker fanden bislang
unbekannte Dinge über die Vergangenheit der Kirche, besonders in den Jahren der
Entstehung. Am meisten alarmierte Pius X., daß die Exegese eine wörtliche
Deutung des Alten und Neuen Testaments in Frage stellte. Renans Vie de Jésus hatte zahllose Werke des »Unglaubens« angeregt, wie Pius IX. prophezeit hatte.
    Pius X. war überwältigt von der
Größe der Aufgabe, die Gott ihm, einem Bauern aus Riese, gegeben hatte. Ein
weiteres Beispiel dafür, daß Gott die törichten Dinge der Welt erwählt, um die
Weisen zuschanden zu machen. Er war Papst, die einzige Hoffnung und Rettung
einer kranken Welt. So hoch erhoben, fast göttlich, war er bereit, für sich
selbst den gleichen Gehorsam zu fordern, den er Leo XIII. gelobt hatte. Er
vertraute darauf, daß der Geist ihm helfen würde, die Kirche vor den schweren
Gefahren zu retten, die sie von innen bedrohten. Eine Verschwörung trieb ihr
Unwesen mitten im Herzen der Kirche, davon war er überzeugt. Theologen,
Bibelwissenschaftler waren mit all den gottfeindlichen Kräften in einer
postrevolutionären Welt verbündet. Ihr einziges Ziel: die Kirche zu vernichten.
Die zweite Enzyklika Pius’ X. erschien an jenem magischen Tag, dem 8. Dezember
1904. Es war der fünfzigste Jahrestag der Definition der Unbefleckten Empfängnis.
Sein Brief offenbart, mit welcher Art Denken er an die Probleme heranging, mit
denen die Menschheit in diesem Augenblick rang, einem der originellsten und
aufregendsten Augenblicke der Geschichte.
     
    Adam
weinte in seiner Strafe, doch er sah, wie Maria den Kopf der Schlange zertrat.
Noah freute sich in der Sicherheit seiner Arche auf sie. Ebenso auch Abraham,
als seine Hand aufgehalten wurde. Ebenso auch Jakob, als er die Leiter auf der
Erde stehen sah, eine Treppe, an der die Engel Gottes auf- und niederstiegen.
Mose sah sie im Busch, der brannte und nicht verbrannte. David sang von ihr,
als er vor der Bundeslade tanzte. Elia sah sie in der kleinen Wolke, die aus
dem Meer aufstieg. Aber warum weitersprechen?
     
    Diese Fehldeutung der Schrift
wäre in einem obskuren italienischen Dorf der Zeit vielleicht unbemerkt
geblieben; als Meditation eines Papstes in der Zeit nach dem Ersten
Vatikanischen Konzil war sie kein gutes Zeichen. Er hatte die Fülle der Macht.
Er war oberster Herrscher der Kirche. Er war persönlich unfehlbar und sollte
praktisch auf sich allein gestellt alle schwierigen Fragen gegen das
traditionelle Christentum lösen, die die Wissenschaft aufbrachte. Kein Wunder,
daß er von Problemen überwältigt war, die er nach 1870 allein lösen sollte.
     
     
    Biblische Wahrheit für
Katholiken
     
    Schon vor Pius X. hatte sich
die Kirche über die Bibel zerstritten, besonders über
eine Passage im Ersten Johannesbrief (5,7), die als Johanninisches Komma
bekannt ist.
     
    Denn
drei sind es, die Zeugnis geben im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige
Geist,
    und
diese drei sind eins.
    Und
drei sind es, die Zeugnis geben auf Erden:
    der
Geist, das Wasser und das Blut, und diese drei sind eins.
     
    1897 maßte das Heilige Offizium
sich die Entscheidung an, daß all dies echte Heilige Schrift war. Es verbot
katholischen Gelehrten, etwas anderes zu sagen. Dies war der erste in einer
langen Reihe offizieller Fehler. Das Zeugnis im Himmel kommt in keinem einzigen
griechischen Manuskript vor. Es wurde in die lateinischen Manuskripte eingefügt,
wahrscheinlich in Nordafrika, denn Cyprian erwähnt es 258 und Augustinus um
400. In ihrem Text kamen die irdischen Zeugen zuerst. Im vierzehnten
Jahrhundert wurde der Text verändert, um die himmlischen Zeugen an die erste
Stelle zu setzen. Dies war eine rein akademische Diskussion. Die Intervention
des Heiligen Offiziums bedeutete, daß katholische Gelehrte die Beweise
vergessen und sich auf der Grundlage blinden Gehorsams einem törichten Urteil
beugen mußten. Folglich mußten sie so tun, als habe das Heilige Offizium recht,
obwohl jeder Gelehrte, der etwas taugte, wußte, daß es unrecht hatte.
    Von dieser Zeit an war
Bibelwissenschaft in der römischen Kirche eine riskante Beschäftigung. Der
Beschluß von 1897 blieb dreißig Jahre lang in Kraft. Dann sagte das Heilige
Offizium unter Mißachtung der Wahrheit, es habe nur die

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