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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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nur fünf Meilen landeinwärts, und von manchen ihrer Hügel aus kann man das Meer sehen; fast überall in der Stadt weht eine frische Seebrise.
    Verglichen aber mit Heart’s Haven ist jede andere Stadt eine Promenadenmischung. Wenn die Leute von Heart’s Haven über Heart’s Rock schimpfen, sprechen sie nicht von der schlichten Antiquiertheit der zwei einzigen Kaufläden der Stadt, Sanborn’s General Store und Titus Hardware and Plumbing. Sie meinen dann vielmehr den Drinkwater Lake und die Sommerhütten an seinen düsteren Ufern. Der nicht besonders frische Süßwassersee, eher ein Tümpel, ist ab Mitte Juli trüb vor lauter Algen und stinkt – aber mehr als den Drinkwater-See hat Heart’s Rock für Sommertouristen eben nicht zu bieten. Leute, die den Sommer am Drinkwater-See verbringen, sind nicht von weit hergereist; sie wohnen vielleicht anderswo in Heart’s Rock – oder, rustikaler, in Kenneth Corners. Die Sommercamps und Hütten, die das Seeufer sprenkeln, werden auch an den Wochenenden der Jagdsaison im Herbst genutzt. Die Hütten und Camps tragen Namen von unbeirrbarem Wunschdenken; Echo’s End und Buck’s Last Stand (letztere ist mit Geweihen geschmückt); es gibt eine, die Endless Weekend heißt, mit einem schwimmenden Bootssteg; eine heißt Wee Three, was auf Bewohner von unausstehlicher Nettigkeit schließen läßt; und eine offene Installation heißt Sherman’s Hole in the Ground, was eine zutreffende Beschreibung ist.
    Damals, 194–, war der Drinkwater-See bereits überlaufen, und 1957 herrschte dort ein unerträglicher Betrieb von Motorbooten und Wasserskiläufern. Verdreckte Schiffsschrauben und Ruder mit schleimgrünen Algengirlanden, die vom Grund aufgewirbelt wurden, hingen im Wasser. Der See liegt zu tief im Wald, um den Wind durchzulassen; Segelboote bleiben stehen auf dem totenstillen Wasserspiegel, der sich hervorragend eignet für brütende Mücken, und im Lauf der Jahre hat der See von dem vielen Kinderurin und dem Benzin einen ungesunden, schimmernden Glanz bekommen. Es gibt wundervoll einsame Seen in Maine, aber der Drinkwater-See gehörte nie zu ihnen. Der mitunter hierher verirrte Kanute wird auf seiner Suche nach Wildnis hier nicht fündig werden. Die waghalsigen Winkles (Gott hab sie selig) hätten den Ort nicht geschätzt. Auch wäre keiner bereit, das Wasser des Drinkwater-Sees zu trinken, und es gibt viele ermüdende Witze zu diesem Thema, alle erfunden in Heart’s Haven, wo Heart’s Rock schon seit eh und je nach seinem einzigen elenden Gewässer beurteilt wird.
    Als Homer Wells den Drinkwater-See zum erstenmal sah, sollte er sich vorstellen, daß, falls jemals ein Sommercamp für die glücklosen Waisen von St. Cloud’s veranstaltet würde, dieses bestimmt in dem Morast zwischen Echo’s End und Sherman’s Hole in the Ground stehen würde. 
     
    Nicht alles in Heart’s Rock war derartig häßlich. Es war eine Stadt von seßhaften Leuten auf ziemlich offenem, sauber bebautem Farmland; es war ein Milchkuhland, ein Obstbaumland. Damals, 194–, waren die Ocean-View-Obstgärten an der Drinkwater Road, die von Heart’s Rock nach Heart’s Haven führte, reich und ansehnlich, selbst nach den Maßstäben der verwöhnten und anspruchsvollen Leute von Heart’s Haven. Obwohl die Ocean-View-Obstgärten in Heart’s Rock lagen, sah hier alles ganz nach Heart’s Haven aus; das Farmhaus hatte steingeflieste Terrassen, im Park wuchsen Rosensträucher – so wie vor den Häusern von Heart’s Haven an der eleganteren Küste –, und die Rasenflächen, die sich vom Wohnhaus zum Swimmingpool und bis in den nächsten Apfelhain erstreckten, wurden gehegt und gepflegt von denselben Gartenarbeitern, die dafür sorgten, daß die Rasen von Heart’s Haven so ganz nach Golfplatz-Grün aussahen.
    Der Besitzer der Ocean-View-Apfelgärten, Wallace Worthington, hatte sogar einen nach Heart’s Haven klingenden Namen – das heißt keinen einheimisch klingenden Namen. Und in der Tat kam Wallace Worthington aus New York. Er hatte sich aus dem Investmentgeschäft in den Obstbau geflüchtet, kurz bevor jedermanns Investitionen zusammenkrachten; und wenn er auch als Gentleman-Farmer mit Herz und Seele (und der entsprechenden Kleidung) von Äpfeln nicht alles verstand, was es zu verstehen gab, so verstand er doch alles vom Geld und hatte für den Betrieb der Ocean-View-Obstgärten die richtigen Vorarbeiter angeheuert (Männer, die etwas von Äpfeln verstanden).
    Worthington war ständiges

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