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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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eher, dass der Müller asexuell ist.«
    »Quatsch, du hättest mal sehen sollen, wie der mir vorhin auf die Brüste geschaut hat.«
    »Du widersprichst gerade deiner eigenen Theorie vom Schwulen … und außerdem, wer bei dem Aufzug nicht hinschaut … mich wundert’s, dass Philipp dich bis hierher nicht angefallen hat.«
    »Na ja, der ist einfach etwas zurückhaltend und sanft, ich mag das eigentlich bei Männern, wenn sie nicht sofort angreifen und lossabbern.«
    Sie rückte wieder etwas näher an mich heran und gurrte: »Aber siehst du, meine Theorie vom Mörder war nicht so schlecht und ich habe immer noch den Müller im Verdacht, es gibt genug Menschen, die auf Frauen und auf Männer stehen. Ich hab’ auch was im Köpfchen, nicht nur deine Psycho-Studentin.«
    Sachte fand ihre Hand wieder meinen Oberschenkel.

    Mir wurde die Sache eindeutig zu heiß, und ich kann es einfach nicht leiden, zum reinen Sexobjekt degradiert zu werden. Ich setzte mich zu meinen Stammtischlern, die mittlerweile ein prächtiges Lagerfeuer entfacht hatten und wie Steinzeitmenschen mit Stecken in der Glut herumstocherten oder Steine hineinwarfen. Gesicht war sogar einige Male über das Feuer gesprungen. Susi fand das ›voll geil‹ und bewunderte ihn ununterbrochen. Hier fühlte ich mich sofort wieder wohler. Philipp hatte sich mit seinem neuen Duz-Freund Müller zu uns gesellt, in seiner Hand hielt er eine alte rot lackierte Framus-Gitarre von Müller.
    »Franz hat früher in einer Rock ’n’ Roll Band gespielt. Bei den Red Damned Sputniks«, sagte Philipp.
    Herr Müller winkte bescheiden ab: »Das ist schon lange her. Über 40 Jahre.«
    Philipp stimmte die Gitarre am Lagerfeuer und gab ein paar Lieder zum Besten, die gut zu seinen strähnigen langen Haaren, seinem indischen Stickhemd und seiner grünen kurzen Batikhose passten: »Yeah … Puff, the magic dragon, lived by the sea and frolicked in the autumn mist in a land called Honah Lee … And Jesus was a sailor when he walked upon the water and he spent a long time watching from his lonely wooden tower …«
    Franz Müller war mit Donovan und Leonhard Cohen offensichtlich überfordert. Er schwankte ungeduldig auf Philipp zu und forderte seine rot lackierte Framus.
    Er stellte sich vor den Schein des Lagerfeuers, hob stolz den Kopf und schob die schweren Hüften in seiner Breitcordhose nach vorn. Mit emporgestrecktem rechten Arm war er bereit zum ersten Akkord. Legte den Kopf ganz weit nach hinten. Ließ die Rechte nach unten sausen und die Hüften kreisen: »Well, it’s one for the money, two for the show, three to get ready, now go, cat, go. But don’t you step on my blue suede shoes …  blue, blue, blue suede shoes …«
    Ich war mehr als überrascht und dachte: So einer kann doch keinen anderen Menschen umbringen?

    Der Morgen danach war weniger angenehm. Überall in meinem Garten lagen Menschen in oder außerhalb von Schlafsäcken. Aus den Ascheresten des nächtlichen Lagerfeuers qualmte es kläglich. Hüpfende Amseln und emsige Eichhörnchen suchten den Rasen erfolgreich nach Essensresten ab. Zu spät begriff ich die Dramatik der Situation. Deodonatus saß leblos auf der Bank, sein Kopf lag auf seinen Armen auf dem Biertisch. Ich stürzte zu ihm hin, schüttelte ihn an der Schulter. Er reagierte nicht, ich zog ihn unter den Schultern von der Bank. Taumelnd kam er zum Stehen.
    »Was ista los?«
    »Die Glocken, es läutet zur Messe.«
    Deodonatus war sofort in einem unkoordinierten Wachzustand.
    »Oh mein Gott, warum hasta mich verlassa?«
    Er stürmte auf seine Quickly zu, stürzte über seine lange Soutane und fiel mit dem Gesicht gegen den hölzernen Gartenzaun. Augenblicklich schwoll sein Auge an. Die Holzlatte des Zaunes war gebrochen.
    »Du mussta auch komma, irgendjemand muss Fürbitta lesa, das wollt ich gestern noch fraga, vielleicht kann ja de Cäci … und du guck nach de Mesnerdienst«, rief er mir noch zu.
    Dann startete er, eine beachtliche Zweitakt-Rauchfahne hinter sich lassend, Richtung Kirche, deren Glocken bedrohlich läuteten.
    Cäci blickte mich aus roten Augen an. Ich erklärte ihr die Situation. Es war keine Zeit mehr, sich umzuziehen.
    »Mach du die Fürbitten, das sind wir Deo schuldig, Kalner hat bestimmt wieder nichts für den Gottesdienst vorbereitet. Das erledige ich.«
    »So kann ich doch nicht gehen, schau mich mal an! Ich muss mich umziehen.«
    »Quatsch, das reicht nicht mehr.«
    Cäci sah eigentlich in jedem Aggregatszustand

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