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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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weinen. »Ich hab ihm nichts gesagt, Lucy. Was hätte ich ihm auch sagen sollen?«
    Er schluchzte. Die Ärztin sah Lucy an. Lucy sah ihren Vater an. »Ist schon okay, Ira.«
    »Ich liebe dich, Luce.«
    »Ich liebe dich auch.«
    Die Schwestern traten zu ihm. Ira streckte den Arm aus. Als die Nadel in seinen Arm drang, lächelte er verträumt. Es erinnerte Lucy an ihre Kindheit. Er hatte ganz unbefangen in ihrer Anwesenheit Gras geraucht. Sie erinnerte sich, wie er tief inhaliert und dabei so gelächelt hatte, und jetzt fragte sie sich, warum er das gebraucht hatte. Sie erinnerte sich auch noch, dass sein Drogenkonsum nach dem Ferienlager zugenommen hatte.
    Als sie klein war, waren die Drogen nur ein Teil seines Lebens gewesen – sie hatten einfach dazugehört, waren ein Teil der »Bewegung« gewesen. Doch jetzt fragte sie sich, ob nicht noch mehr dahintergesteckt hatte. Genau wie bei ihrem Trinken. Gab es so etwas wie ein Sucht-Gen? Oder nutzte Ira, wie
Lucy, diese Mittelchen – Drogen, Alkohol – als Fluchtweg, um sich abzustumpfen, damit er der Wahrheit nicht ins Auge blicken musste?

28
    »Bitte erzählen Sie mir, dass das ein Witz ist.«
    Ich saß mit dem FBI-Agenten Geoff Bedford in einem klassischen amerikanischen Diner mit Aluminium-Verkleidung und Fotos von lokalen Nachrichtensprechern an der Wand. Bedford war adrett gekleidet und hatte einen Schnauzbart mit zusammengedrehten Spitzen. Ich war mir sicher, dass ich irgendwann im Leben schon mal so einen gesehen hatte, konnte mich aber beim besten Willen nicht erinnern, wo das gewesen sein könnte. Ich wartete die ganze Zeit darauf, dass noch drei andere Männer hereinkamen, damit sie als Barbershop-Quartett ein paar A-cappella-Songs zum Besten gaben.
    »Das ist kein Witz«, sagte ich.
    Die Kellnerin kam. Sie nannte uns nicht Schätzchen. Ich hasse das nämlich. Bedford hatte auch in die Speisekarte geguckt, bestellte sich aber nur einen Kaffee. Ich verstand ihn und folgte seinem Beispiel. Wir reichten der Kellnerin die Speisekarten. Bedford wartete, bis sie wieder gegangen war.
    »Steubens ist der Mörder. Ohne jede Frage. Er hat all diese Menschen umgebracht. Da bestanden bisher keinerlei Zweifel. Und die bestehen auch jetzt nicht. Und dabei spreche ich nicht nur von berechtigten Zweifeln. Es bestehen überhaupt keine Zweifel.«
    »Die ersten Morde. Die vier im Wald.«
    »Was ist damit?«
    »Da gab es doch keine Beweise, dass er dafür verantwortlich war?«, fragte ich.

    »Da gab es tatsächlich keine stichhaltigen Beweise, nein, da hatten wir nur Indizien.«
    »Es gab vier Opfer«, sagte ich. »Darunter zwei junge Frauen. Margot Green und meine Schwester.«
    »Das ist richtig.«
    »Unter Steubens’ weiteren Opfern war dann aber keine Frau mehr.«
    »Korrekt.«
    »Das waren alles Männer im Alter zwischen sechzehn und achtzehn Jahren. Finden Sie das nicht seltsam?«
    Er sah mich an, als ob mir plötzlich ein zweiter Kopf gewachsen wäre. »Hören Sie, Mr Copeland, ich habe mich bereiterklärt, mich mit Ihnen zu treffen, und zwar erstens, weil Sie Bezirksstaatsanwalt sind, und zweitens, weil Ihre Schwester durch die Hand dieses Monsters gestorben ist. Aber die Richtung Ihrer Fragen …«
    »Ich habe vor kurzem mit Wayne Steubens gesprochen«, sagte ich.
    »Das ist mir bekannt. Und ich kann Ihnen sagen, dass er ein verdammt überzeugender Psychopath und pathologischer Lügner ist.«
    Ich erinnerte mich, dass Lucy fast das Gleiche gesagt hatte. Außerdem musste ich daran denken, dass er behauptet hatte, er hätte mit Lucy eine Affäre gehabt, bevor ich ins Lager gekommen war.
    »Ich weiß«, sagte ich.
    »Leider bin ich nicht davon überzeugt. Ich möchte Ihnen etwas erklären. Ich beschäftige mich seit fast zwanzig Jahren intensiv mit Wayne Steubens. Denken Sie mal darüber nach. Ich weiß, wie überzeugend er die dicksten Lügen vorbringen kann.«
    Da ich nicht wusste, wie ich weitermachen sollte, trat ich erst einmal auf der Stelle. »Es gibt neue Beweise«, sagte ich.

    Bedford runzelte die Stirn. Die Schnurrbartspitzen folgten den Mundwinkeln nach unten. »Was wollen Sie mir damit sagen?«
    »Wissen Sie, wer Gil Perez ist?«
    »Selbstverständlich. Ich weiß alles über diesen Fall und kenne auch jeden Beteiligten.«
    »Seine Leiche wurde nie gefunden.«
    »Das stimmt. Genau wie die Ihrer Schwester.«
    »Wie erklären Sie sich das?«
    »Sie waren doch in diesem Ferienlager. Dann kennen Sie das Gelände doch.«
    »Ja.«
    Er hob die rechte Hand und

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