Grabesstille
automatischen Sprinklern bewässert wurden, grün waren, sahen die Topfpflanzen auf der Veranda verdorrt aus.
Ich ging zum Wohnzimmerfenster, doch die Jalousien waren heruntergelassen. Ich dachte an meinen letzten Besuch hier zurück. Keine Hunde. Ich öffnete das Tor zum Garten und rief Phils Namen. Nichts.
An der Rückseite des Hauses befanden sich weitere Fenster. Die Jalousien waren auch hier heruntergelassen, doch eine von ihnen hatte sich nicht richtig geschlossen. Ich erkannte, dass es der Raum war, in dem sich Phil meistens aufhielt. Ich trat näher ans Fenster und spähte hinein.
»Was zum Teufel treibst du da?«, fragte eine Stimme hinter mir.
Ich machte einen Satz rückwärts und fasste mir ans Herz. »Verdammt noch mal, Jack, lass das!«
»Mich an dich anzuschleichen, wenn du herumschnüffelst?«
»Genau.« Ich blickte zurück ins Haus und dann wieder zu Jack. »Irgendetwas ist hier faul.«
»Was denn?«
»Schau mal da rein. Was siehst du?«
Er schaute und sagte dann: »Nicht viel. Ein paar Sessel, Bücherregale und einen kleinen Tisch.«
»Vor ein paar Tagen lag auf diesem Tisch ein Stapel Bücher, und er hat sich Landkarten angesehen.«
»Wann?«
Ich überlegte. »Vor ungefähr zwei Wochen, schätze ich.«
»Irene …«
»Er lebt in diesem Raum. Es ist zu ordentlich. Ich sehe ja sogar die Spuren, die der Staubsauger auf dem Teppich hinterlassen hat.«
Jack schüttelte den Kopf. »Du warst einmal da drin und weißt hundertprozentig, dass er dieses Zimmer nie aufräumt? Hältst du es denn nicht für möglich, dass eine Putzfrau oder sonst jemand in den letzten zwei Wochen mit einem Staubsauger hier durchgefahren ist?«
»Ich weiß nicht, Jack. Wahrscheinlich hast du Recht. Aber kommt dir das Haus nicht ein bisschen leer vor?«
»Vielleicht ist er noch mal zu seiner Schwester gefahren.«
»Vielleicht«, sagte ich. »Vielleicht ist es eine Überreaktion von mir.«
Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto naheliegender erschien es mir, mir Sorgen über Newlys Aufenthaltsort zu machen, solange Parrish auf freiem Fuß war. Als wir wieder zu Hause waren, stand für mich fest, dass jemand versuchen sollte, den Anwalt ausfindig zu machen.
»Was reimst du dir denn zusammen?«, fragte Jack. »Dass er ermordet worden ist? Wenn ja, wo ist dann seine Post? Wo ist der Stapel Zeitungen?«
»Zeitungen!« Ich ging ans Telefon und rief die Abonnentenabteilung an. Sie geben grundsätzlich keine Informationen über Abonnenten heraus, und so beschloss ich, ein wenig zu schauspielern.
»Hallo, hier ist Mrs. Phil Newly«, sagte ich und nannte seine Adresse. »Ich wollte mich mal erkundigen, was mit unserer Zeitung los ist.«
Die Service-Mitarbeiterin bat mich um meine Telefonnummer. Nach zwei Sekunden wilder Panik, in denen ich hektisch nach der Nummer suchte, konnte ich ihr die von Phil nennen. Sie suchte mithilfe seiner Telefonnummer nach den Unterlagen.
»Mrs. Newly, Ihr Mann hat das Abonnement gekündigt.«
»Na so was!«, rief ich mit gespielter Empörung. »Wann denn?«
Sie nannte das Datum. Es war der Tag, nachdem ich Phil Newly besucht hatte.
»Möchten Sie das Abonnement erneuern, Mrs. Newly?«, fragte die Frau.
»Ich würde ja gern«, sagte ich, »aber ich spreche lieber erst mit Phil und frage ihn, was er dazu meint.«
Ich rief Frank an. »Bei Phil Newly ist irgendetwas faul«, sagte ich und erzählte ihm, was ich herausgefunden hatte. »Hat er dir die Nummer von seiner Schwester gegeben?«
»Ich bin mir sicher, dass wir die hier irgendwo haben«, sagte er. »Machst du dir Sorgen um ihn oder verdächtigst du ihn?«
»Beides. Wahrscheinlich – wahrscheinlich ist es ein bisschen schwierig für die Polizei, sich einen Durchsuchungsbefehl für das Haus eines Strafverteidigers zu besorgen, stimmt’s?«
»Ein bisschen.« Er lachte. »Aber ich werde mal sehen, was ich von seiner Schwester erfahren kann.«
Gegen drei Uhr erhielt ich einen Anruf.
»Irene Kelly?«, sagte eine Männerstimme. Irgendwie bekannt, aber niemand, den ich in jüngster Zeit gesprochen hatte. Dann kam es mir.
»Jim Houghton?«
»Hören Sie, ich bin jetzt Privatmann, und ich bin nicht verpflichtet, mit Reportern zu sprechen. Also bleiben Sie mir verdammt noch mal vom Leib, ja? Sie und Ihre Freundin, diese Privatdetektivin.«
»Hat Rachel Sie aufgesucht?«
»Ja. Und sie hat mir gesagt, wenn ich Sie anrufe, würden Sie mich vermutlich in Ruhe lassen. Also rufe ich Sie an.«
»Ich habe Sie nicht wegen der
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