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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Zeitung angerufen.«
    Nach langem Schweigen sagte er: »Ach nein? Warum dann?«
    »Ich muss einfach mit anderen Menschen sprechen, die die Sache dort oben überlebt haben.«
    »Hab ich nicht. Man kann es nicht Überleben nennen, wenn man im kritischen Moment gar nicht dort war, klar? Ich war nicht einmal in der Nähe. Ich bin mit Newly weggegangen, wissen Sie noch? Daher bin ich jetzt heil und unversehrt, und Sie sind heil und unversehrt. Genau wie Parrish. Adieu, Ms. Kelly. Und richten Sie Harriman von mir aus, dass er Sie zu Hause halten soll, wenn er will, dass Sie am Leben bleiben.«
    Dann legte er auf.
     
    Jack sah, wie ich den Kopf schüttelte. »Was ist denn?«
    »Dieser Anruf. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.« Ich berichtete ihm, was gesprochen worden war.
    Er rief Frank an und sagte ihm, dass ich von einem ehemaligen Mitglied der Polizei von Las Piernas bedroht worden sei. Ich nahm ihm den Telefonhörer weg.
    »Nicht direkt, Frank.« Ich bildete mir ein, eine wortwörtliche Wiedergabe des Anrufs würde ihn beruhigen, aber Frank hatte ebenso massive Bedenken gegenüber Houghton wie Jack.
    »Ich werde die Vergangenheit dieses Typen mit dem Mikroskop durchforsten«, erklärte er. »Und ich verlange von Rachel, dass sie mir sagt, wo sie ihn gefunden hat. Ich will, dass er überwacht wird.«
    »Aber das Präsidium hat ihn doch sicher schon durchleuchtet, als er sich beworben hat, oder?«
    »Sehr gründlich«, bestätigte er. »Aber vor fünf Jahren, als Houghton zu unserer Truppe kam, hat uns der Name Nick Parrish noch nichts gesagt, also könnte es einen Zusammenhang geben, den damals niemand erkannt hat.«
     
    Ben kam auf dem Weg von der Arbeit bei mir vorbei.
    »Erinnern Sie sich noch an diese Videoaufzeichnungen von Bingles Trainingsstunden mit dem Suchtrupp?«, fragte er.
    »Ja, die, die ich Ihnen ins Krankenhaus mitgebracht habe. Sie haben sie hier gelassen, als Sie bei uns ausgezogen sind. Soll ich sie Ihnen holen?«
    »Ja, bitte. Ich habe mir die, die ich zu Hause habe, schon so oft angesehen, dass ich sie einem Blinden bis ins Kleinste schildern könnte.«
    Ich holte die Schachtel mit den Videos aus der Garage. »Wie läuft’s?«, fragte ich, als ich zurückkam.
     
    »Prima. Sie sollten das Haus jetzt mal sehen. Ich habe ein paar Veränderungen vorgenommen. Kommen Sie doch heute Nachmittag mit Jack vorbei.«
    Jack willigte ein. Wir fuhren gleich hinter Ben her. Amüsiert stellte ich fest, dass Ben, anstatt ins Haus, zuerst nach hinten in den Garten ging, um nach Bingle zu sehen.
    Wir folgten ihm durch das hintere Tor, wo er auf einmal abrupt stehen blieb. Fast hätte ich ihn gerammt.
    »Bingle?«, sagte er.
    Der Hund stellte sich wacklig auf alle viere und machte dann einen Satz vorwärts. Er fiel flach hin, erhob sich aber wieder. Dann stand er unsicher da und blickte wirr. Er winselte leise.
    »Hey«, sagte Jack. »Sieht so aus, als wäre schon wieder jemand in Ihre Garage eingebrochen.«
    Ben ignorierte ihn. Wir rannten zum Hundezwinger. Ben öffnete ihn und ging eilig hinein.
    »O Gott, Bingle!«, sagte Ben und strich mit den Händen über den Hund, als Bingle unvermittelt zusammenbrach. »Alles in Ordnung? Alles in Ordnung, Bingle? Mist. Wie sagt man das auf Spanisch?«
    Mittlerweile hatten Jack und ich uns zu ihm in die Einfriedung gedrängt. Ich nahm an, dass Bingle, der zahlreiche spanische Hundebefehle verstand, vermutlich nicht auch noch spanische Konversation beherrschte. Trotzdem begriff ich Bens Panik und sagte ihm: »¿Estás bien, Bingle?«
    Er stellte die Frage, und als der Hund einfach nur liegen blieb, sah Ben mich angstvoll an.
    Ich blickte mich um und sah Bingles Schüssel mit etwas Futter darin dastehen. Das Futter war noch feucht. Ich nahm die Schüssel zur Hand. »Nehmen Sie das nicht immer weg, nachdem er gefressen hat?«
    »O Gott – ich habe das nicht hierher gestellt! Ich habe ihn heute Nachmittag überhaupt noch nicht gefüttert. Ich – ich glaube, jemand hat ihn vergiftet.«
    »Bringen wir ihn zum Tierarzt«, sagte ich. »Und das Futter sollten wir auch mitnehmen.«
    Ich fuhr, so schnell ich es wagte. Ben saß hinten mit Bingle, redete auf ihn ein und streichelte ihn. Als wir ankamen, wurde Bingle eilig in einen Untersuchungsraum gebracht.
    Jack rief von seinem Handy aus Frank an und berichtete ihm, was geschehen war. Er erwähnte auch den Einbruch. »Nein, wir hatten überhaupt keine Zeit, uns im Haus umzusehen.« Er blickte zu mir herüber und sagte: »Das

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