Gracie in Love
denn damit zu tun?“
Gracie wusste auf diese Frage keine Antwort. Nach ihrer Vorstellung waren Ehemann und Ehefrau gleichberechtigte Partner, die gemeinsam für ihre Ziele arbeiteten. Offensichtlich hatte Vivian da eine andere Vorstellung.
Vielleicht war das auch gar nicht richtig? Vielleicht war das der Grund, warum Vivian und Alexis einen Partner hatten und sie nicht?
„Ich denke, ich kann dir da keinen Rat geben“, sagte Gracie.
„Dann muss ich wohl mit einer meiner Freundinnen sprechen“, stellte Vivian fest. „Mom tickt wegen der Hochzeit total aus, und Alexis ist so mit sich selbst beschäftigt, dass sie kein offenes Ohr für andere hat.“ Ihre kleine Schwester schmiegte sich an sie. „Gut, dass du anders bist, Gracie. Du denkst immer an die anderen.“
Hatte sie da gerade richtig gehört? „Tja, danke. Schön, dass du das denkst.“
„Ja.“ Vivian tätschelte ihr den Arm und stand auf. „Ich muss los. Ich habe immer noch keine passenden Schuhe zu meinem Kleid, und ich will nach Santa Barbara in diesen neuen Brautmodenladen fahren. Vergiss nicht unser Familientreffen morgen. Es gibt viel zu besprechen. Mach’s gut!“
Und damit war sie verschwunden.
Gracie stellte die Tassen in die Spüle.
Was war das denn jetzt gerade wieder gewesen? Wie konnte Vivian ganz aufgelöst sein wegen eines Streits mit Tom und im nächsten Moment wegfahren und Schuhe für die Hochzeit einkaufen? Natürlich war Gracie keine Expertin auf diesem Gebiet, aber ihr war klar: Diese Frau war nicht erwachsen genug, um überhaupt zu heiraten.
Aber das ging sie ja zum Glück nichts an.
Sie ging zurück zum Tisch und sammelte behutsam die Blumen ein, dann holte sie ihren Skizzenblock. Sie konnte genauso gut jetzt mit dem Entwurf für Vivians Hochzeitstorte beginnen. Und falls die Hochzeit doch noch abgesagt wurde, konnte sie den Entwurf zumindest in ihre Mappe aufnehmen.
Am nächsten Tag fuhr Gracie nachmittags zum Haus ihrer Mutter. Mit dabei hatte sie mehrere Entwürfe für die Hochzeitstorte sowie ein paar Vorschläge für hübschen und trotzdem günstigen Tafelschmuck. Als sie in die Einfahrt einbog, fragte sie sich, ob sie sich nicht vielleicht zu viel Mühe gab. Warum strengte sie sich eigentlich so an, wo sie doch kein Geld für ihre Arbeit bekam? Warum beteiligte sie sich überhaupt an diesen Vorbereitungen? Auch Riley hatte gesagt, dass die Familie einen total fertigmachte. Nur wollte sie das nicht glauben. Sie hatte nur noch ihre Mutter und ihre Schwestern. Und wenn sie nicht dazugehörte, wäre sie ganz allein.
Mit der Mappe in der Hand stieg sie aus. Sie war kaum ein paar Meter gegangen, als sie hörte, wie jemand ihren Namen rief.
„Gracie! Oh Gracie!“ Eunice Baxter kam in einem für eine über achtzigjährige Dame bemerkenswert schnellen Tempo auf sie zu. „Ich habe neulich in der Zeitung das Bild von Ihnen gesehen.“
Gracie ließ die Schultern hängen. Natürlich hatte sie es gesehen. „Hallo, Mrs. Baxter.“
Die alte Frau war ganz aufgeregt. „Sie sahen so schön aus! Und Riley ist wirklich ein Schnuckelchen. Allein dieser Ohrring!“ Sie begann zu kichern. „Sehr sexy.“
Wie war das? Mrs. Baxter fand Riley sexy? Sollte sie das jetzt cool finden oder geschmacklos? Egal. Vielleicht konnte sie diese Info ja mal als Munition gegen Riley einsetzen.
„Gehen Sie auch zum Vortrag?“, fragte Mrs. Baxter sie. „Ich glaube, ich werde es mir anhören. Vielleicht gehe ich schon ganz früh hin und setze mich in die erste Reihe.“ Sie zwinkerte. „Dann habe ich die beste Sicht auf ihn.“
„Welcher Vortrag?“
„Er hält einen Vortrag, heute Nachmittag an der Highschool. Irgendetwas zur Verantwortung der Bürger für ihre Stadt oder so. Nicht, dass mich das Thema sonderlich interessiert. Ich wähle immer den, der am besten aussieht. Und da hat Franklin Yardley gegen Riley nicht den Hauch einer Chance!“
Das war tatsächlich eine seltsame Auffassung von Demokratie, wenn Eunice Baxter immer nur nach Aussehen der Kandidaten wählte. Die Gründungsväter wären sicherlich nicht sehr erbaut.
„Kommen Sie doch auch vorbei“, schlug die Alte ihr noch mal vor und zwinkerte.
Das reizte Gracie durchaus, obwohl es sicher vernünftiger wäre, sich nicht am selben Ort wie Riley blicken zu lassen. Das roch schon jetzt nach Problemen.
„Vielen Dank für die Information“, sagte sie und drehte sich Richtung Haus. „Jetzt muss ich erst mal meiner Schwester ein paar Entwürfe für ihre Hochzeitstorte
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