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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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    »Auf das wollen wir trinken, Lorenz!« sagte Elia, und sie ließen ihr Gefolge am jeweiligen Ende der Piazza a b steigen und begaben sich beide allein zu Tisch.
    »Der Herr Sinobald hielt also Einzug in aller › innoce n tia ‹ , über die er heuchlerisch verfügt, wenn es um Durc h setzung seines Willens geht. Nur ein Drittel aller Prälaten war überhaupt erschienen: Die Deutschen, die Ungarn, die Sizilianer fehlten vollständig, wenn man vom Erzb i schof von Palermo absehen will, der zur Verteidigung des Ka i sers angereist war. Zur Rechten des Papstes saßen der machtlose Lateinische Kaiser Balduin, der um seine Gra f schaft gebrachte Raimund VII. von Toulouse und der Graf Raimund-Berengar der Provençe –«
    »- den der Herr mit vier Töchtern geschlagen hat, die a l le Königinnen werden wollen!« unterbrach ihn Elia, und sie hoben die Becher.
    »Zu seiner Linken«, fuhr Lorenz fort, »die Patriarchen von Konstantinopel, der von Aglei und der von Antiochia –«
    »So hat dieser weinselige Rauschebart es doch noch g e schafft, rechtzeitig zum Konzil einzutreffen?« Der Bomb a rone ärgerte sich sichtlich, und Lorenz verschwieg kluge r weise, daß er selbst sich schließlich des Greises erbarmt und ihn von Cortona bis Lyon mitgeschleppt hatte. So ä n derte er flugs das Thema:
    »Der Herr Papst hielt einen weinerlichen Sermon, in dem er sich nicht entsteißte, seine Leiden mit den fünf Kreuzeswunden Christi zu vergleichen: Das Wüten der Tat a ren; das Schisma der Griechen, die sich erfrechten, ihn nicht als ihr Oberhaupt anzusehen; das Übel der Ketzerei, die da zu wissen glaubt, wie sich ein wahrer Christ zu ve r halten habe; und schließlich die Eroberung Jerusalems –«
    »Als ob nicht gerade die Kurie verhindert hätte – und noch verhindert –, daß der Kaiser mit einem Kreuzzug dem Heiligen Land zur Hilfe kommt!« fuhr ihm Elia in die Au f zählung, und Lorenz nickte.
    »Und endlich kam seine Heiligkeit auf das zu sprechen, was ihr wirklich auf ihrem von Haß erfüllten Herzen lag: die Feindschaft des Kaisers! Und als ob jemand die Schle u sen der Cloaca Maxima geöffnet habe, ergoß sich jetzt der Unflat über den Staufer: Die Sarazenen von L u cera! Sein Harem zu Palermo! Die Verheiratung seiner Tochter mit dem schismatischen Kaiser der Griechen – das angebahnt zu haben wirft man übrigens Euch vor, Elia!«
    »Ja, ich weiß. Leider behandelt der Vatatses das Kind auch noch so schlecht, daß Anna sich wohl beim Patria r chen beschwert hat«, mußte Elia bedauernd einräumen. »Ehevermittlung ist ein undankbares Geschäft, Lorenz!«
    Die beiden Franziskaner tranken mit sorgenvollem G e müt ihre Becher aus und ließen sich nachschenken.
    »Auf jeden Fall erregte der Papst viel Mitleid, seinen Augen entströmten Tränenbäche und seine Stimme wu r de von ständigem Schluchzen unterbrochen. Der Patr i arch von Aquileja versuchte ein Wort für den Kaiser ei n zulegen, da heulte der Papst auf und drohte ihm den Ring zu entziehen –«
    »Braver Mann, der Herzog Berthold!« sagte Elia, »doch war nicht zur Verteidigung unser Großhofrichter aufge s tanden!?«
    »O doch! Der Herr Thaddäus von Suessa hielt eine kl u ge Gegenrede und widerlegte die Anklage Punkt für Punkt, ja, er hie b d er Fieschi-Sippschaft noch eines über, indem er ihnen Wucher und Günstlingswirtschaft vorwarf, die der Kaiser nicht dulde und die bei Engländern und Fra n zosen große Abscheu hervorruft. So gelang es Thaddäus, eine Unterbrechung des Tribunals herbeizuführen –«
    »Ihr habt den rechten Ausdruck gebraucht, Lorenz: Da erdreistet sich dieser machtgierige, korrupte Priester, über den Kaiser Gericht zu sitzen!«
    »Leider nahm Herr Friedrich die Angelegenheit noch immer nicht ernst genug, sonst wär ’ er mit seinem Heer von Turin herbeigestürmt und hätte den ganzen Schwarm elender Schmeißfliegen in die Luft verjagt – was auch der Papst sehr befürchtete, fühlt er sich doch nicht zum Märt y rer berufen!«
    »Weiß Gott nicht!« sagte Elia. »Wer so weltlich denkt und lenkt wie der Herr Sinobald, dem müssen die Heil i gen ein Greuel sein. Unsern lieben Francesco hätte er mit S i cherheit als Ketzer verbrannt!«
    »Als Ketzer stellte er auch den Kaiser hin, als das Ko n zil wieder eröffnet ward, wieder unter Tränen. Der Herr Thaddäus bot Friedensgarantien, Schadensersatz, einen sofortigen Kreuzzug des Kaisers – es half alles nichts: Die Päpstlichen hatten sich die Vernichtung des

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