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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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machen!«
    »Verzeiht mir, Konstanz«, gestand Crean seine Niede r lage ein, »ich vergaß, daß die Zeiten sich geändert haben –«
    »Die Zeit wird nur älter, die Interessen ändern sich – aber«, er war bemüht, den Anführer aus vergangenen T a gen wieder aufzumuntern, »ich will Euch gern als Stic h wortgeber beispringen – wenn mir Gescheites ei n fallen sollte!«
    Auch Crean ließ sich Zeit zum Nachdenken.
    Sie waren noch in der Ägäis, als Lorenz sichtlich aufg e regt seine beiden Freunde mit verstohlenen Gesten ins Heckzelt winkte.
    »Ich habe gesehen, wie sich der Herr Legat an meinen Sachen zu schaffen machte. Ich bilde mir ein, den Brief an den Papst in seinen Händen gesehen zu haben. Als ich dann nachschaute, fehlte nichts, doch irgend etwas muß er doch gesucht ha ben …? «
    »Habt Ihr den Brief jetzt bei Euch?«
    Lorenz nestelte ihn aus seiner Kutte. Konstanz nahm ihn, und mit einer geschickten Bewegung löste er das Si e gel vom Pergament, ohne daß es zerbrach.
    »O je!« stöhnte Lorenz erschrocken. »Wie steh ’ ich jetzt da?«
    »Ziemlich glorreich!« höhnte der Emir, während sein Falkenauge das Schreiben überflog. »Harsche Worte me i nes erhabenen Sultans gegen den Kaiser, den er des U n danks und der Treulosigkeit zeiht, ganz als ob der Staufer ein abtrünniger Moslem wär ’ , der nicht nur Chr i stus und seine Kirche stets verraten habe, sondern jetzt auch den rechten Glauben des Propheten –«
    »Nicht übel!« staunte Crean.
    »Perfid!« stieß Lorenz hervor.
    »Hört weiter«, sagte der Emir: » ›… daher wollen Wir mit dem edlen und frommen König von Frankreich, den Wir für den einzig wahren und aufrichtigen christlichen Her r scher halten, gern Frieden schließen und ihn in einem Vertrag aller Stätten versichern, die ihm heilig sind; dazu wollen Wir Uns auch Jerusalem von Unserem Herzen re i ßen und Bethlehem und Nazareth, dazu alle Städte und Festungen zu deren Schutz und alle am Meer gelegenen, deren er zu freiem Handel bedarf, bis hinab nach El Ga h za, das Ihr La Forbie nennt …‹ «
    »So daß ein Kreuzzug des verehrten Ludwig sich eigen t lich erübrigen könnt ’ !« spottete Crean.
    »So ist es«, kommentierte der lesende Konstanz. »Mit feinen Worten insinuiert mein Herr, daß die Christenheit besser daran täte, sich des elenden Staufers zu entledigen, ›eine Schmac h e ines jeden Gläubigen und mit dem kein Friede auf Erden‹! Es fehlt eigentlich nur noch, daß der Sultan dem Papst anbietet, sich demnächst zum Christe n tum zu bekennen!«
    »Ergo: Ludwig soll seinen Kreuzzug wenn schon nicht abblasen, dann doch wenigstens umleiten und auf Sizil i en landen«, faßte Crean zusammen.
    »Gut«, sagte der Emir, erhitzte über einer Kerze das Siegel behutsam und verschloß das Schreiben wieder. »Dieses Machwerk überbringt unser lieber Lorenz, der hier übrigens keineswegs belobigt, sondern als obstinater Pa r teigänger des Kaisers hingestellt wird: ›Wir verstehen nicht, daß Ihr einen solchen, der Euer Vertrauen nicht ve r dient, zu dieser Mission zu Uns ausersehen habt, der Wir Euch schätzen wie einen Freund, der von falschen Zungen beraten wird, in Uns einen Feind zu sehen, wä h rend der wahre Feind …‹ , et cetera. Dies sollte Lorenz also in Lyon abliefern, von wo aus es der Krone Fran k reichs sogleich kund und zu wissen getan würde.«
    »Ich denk ’ nicht daran!« empörte sich Lorenz. »Ihr, we r ter Fassr ed-Din, seid ja glücklicherweise noch im Besitz einer zu Konstantinopel verfertigten Kopie des weniger freundlichen Originals – gebt sie mir bitte und tragt dem Kaiser das Geschehen mündlich vor!«
    »Ich gab ’ sie Euch von Herzen gern, schon um Euch Ungemach in päpstlichen Kerkern, wenn nicht Schlimm e res, zu ersparen. Doch ich möchte gern dem Kaiser wie auch meinem Sultan zeigen, wessen sich die Kurie erdrei s tet; zum anderen brennt es mir auf den Fingern, dem Herrn Legaten einen Denkzettel zu verpassen. Händigt mir auf jeden Fall die Fälschung gegen das Original – will sagen, gegen die perfekte Kopie des Kochs – aus!«
    So geschah es. Ohne Lorenz weiter mit einzubeziehen – ja, sie schärften ihm ein, sich fürderhin von ihnen fernz u halten –, sannen Crean und der Emir, wie sie es bewer k stelligen könnten, den diebischen Legaten fein zu düpi e ren.
    Sie waren schon im Ionischen Meer, als der Komma n dant sich endlich bequemte, seine zahlenden Gäste zusa m men an seinen Tisch zu bitten. Ansonsten hatte er

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