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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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es vorg e zogen, allein unter dem schattigen Zeltdach zu t a feln, und hatte sowohl den beiden Kirchenmännern wie den armen i schen Händlern ihr Essen getrennt unter heißer Sonne se r vieren lassen. Er zeigte sich auch jetzt nicht interessiert, das Gespräch zu führen, so daß Crean sein Wort an den Dominikaner richten konnte.
    »Ein Mann mit Eurer Kenntnis des Orients«, sprach er höflich, nachdem er ein stummes Tischgebet vorg e täuscht und sich auch wie ein armenischer Christ bekre u zigt hatte, »wird sicher bald vom Heiligen Vater mit wichtigeren Mi s sionen beauftragt werden, wie« – er wies mit dem Kinn auf Lorenz, der seine Nase tief in die Schüssel versenkt hatte, um nicht vor Lachen herauszu-prusten – »die beiden Min o riten Pian del Carpine und William von Roebruk, die schon am Hofe des Großkhans eingetroffen sein dürften. Wir in Armenien sind mehr als interessiert, daß die guten Bezi e hungen mit den Mong o len –«
    Hier unterbrach ihn Andreas, der sich den Vortrag al s bald mit hochgezogener Augenbraue angehört hatte. »W o her wißt Ihr um die geheime Mission des William von Roebruk?« fragte er mißtrauisch. »Ich erfuhr von ihr nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit«
    »Ach«, warf Faress ed-Din ein, »wir Armenier müssen uns rascher kundig machen als Ihr im Abendland –«
    »– und flinker reagieren«, hakte Crean ein. »Das ist für uns eine Überlebensfrage; denn wir sind als erste dran, wenn die Mongolen –«
    »Da kann ich Euch beruhigen«, entgegnete der Legat e i tel, »Sie bilden sich zwar ein, uns, das Abendland – für sie ›der Rest der Welt‹ –«, er lachte vor sich hin über soviel Torheit, »eines Tages auch noch zu unterwerfen, aber dazu wollen sie erst mal ein kindliches Herrscherpaar großzi e hen, das« – er zwinkerte ve rt raulich, wie das große Herren tun, wenn sie sich leutselig geben und doch bedeutend –, »das Rom ihnen, in weiser Voraussicht und um genügend Zeit zu gewinnen, geschickt zugespielt hat. Das ist nämlich die wichtige Aufgabe des William von Roebruk! Ich weiß das –«, fügte er noch nebensächlich hinzu, »aus Masyaf vom Großmeister der Assassinen, Taj al-Din persönlich.« Man konnte spüren, daß er auf diese Bekanntschaft stolz war; erstaunt war allerdings Crean. Es verschlug ihm die Sprache, was der Legat zum Anlaß nahm, jetzt seinerseits gönnerhaft das Wort an ihn zu richten: »Macht Euch nur keine Sorgen, Armenien ist wie eine Katze, sie fällt immer auf die Füße!« Als einziger über seinen Scherz wiehernd, fuhr er fort: »Nach dem Tod der Königinmutter Alice tragt ihr ja nun in Zypern die Krone, was immerhin jetzt auch den Thron des K ö nigreiches von Jerusalem bedeutet!«
    Sein belustigtes Lachen verebbte, als weder Crean noch der Emir schnell genug ihre Kenntnis kundtaten. »Kön i gin Stephanie ist doch Armenierin!« ergänzte er vo r wurfsvoll.
    Ehe Mißtrauen hochkommen konnte, warf sich Faress ed-Din in die Bresche. »Natürlich«, rief er, Zerstreuung vortäuschend, »die Schwester Hethoums, unseres K ö nigs!«
    »Armeniern kann man nicht trauen!« mischte sich nun auch griesgrämig der Kommandant ein. »Anwesende natü r lich ausgeschlossen«, setzte er hinzu, seine Unhö f lichkeit mühsam bemäntelnd.
    Crean und der Emir nahmen das zum Anlaß, sich unter der ebenso durchsichtigen Entschuldigung, die bekannte Gastlichkeit Venedigs nicht länger mißbrauchen zu wo l len, von der Tafel zu erheben.
    Sie vergewisserten sich, daß niemand sie beobachtete. Crean stand Wache, während Konstanz die Truhe des L e gaten mit einem Eisendraht öffnete und nach dem Brief durchwühlte. Er fand ihn unterm Seidenfutter des Deckels versteckt, doch er suchte noch weiter, bis er auch den G e genstand aus dem Besit z d es Legaten gefunden hatte, den er zu seiner Operation noch benötigte.
    Er entzündete ein Licht und holte die Kopie hervor, die er sich von Lorenz entliehen hatte. Deren Siegel erhitzte er nun über der Flamme, bis die Oberfläche des Lacks flüssig wu r de. Dann drückte er das Petschaft des Herrn von Longj u meau hinein und wartete, bis das Signum wieder erstarrt war. Einem oberflächlichen Betrachter – und so durfte man Andreas einschätzen – fiel die Veränderung nicht weiter auf.
    Der Emir verbarg das Schreiben wieder an der gleichen Stelle, löschte alle Spuren und das Licht und trat hinaus zu Crean. Sie freuten sich über den Streich wie zwei ju n ge Scholaren.
    Unter dem Zeltdach des Kapitäns

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