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Gran Reserva

Gran Reserva

Titel: Gran Reserva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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unschuldig die Arme. »Tim hat den Koffer gestern in meinem Wagen vergessen. Da ich keine Adresse von ihm habe, konnte ich ihn nicht zurückgeben.«
    »Sie hätten den Fund melden müssen«, sagte der Polizist.
    »Ist mir erst heute Morgen aufgefallen. Ich war schon auf dem Weg zu Ihnen, bin aber dann bei Faustino aufgehalten worden. Sie wissen ja, was da los ist.«
    Max erntete ein verständnisvolles Nicken. »Señor Pickering, kontrollieren Sie bitte, ob Ihr Besitz vollständig ist.«
    Tim fiel vor dem Koffer auf die Knie und öffnete ihn vorsichtig, ja geradezu zärtlich.
    Dann stieß er einen markerschütternden Schrei aus, und sein hochroter Schädel wurde mit einem Mal leichenblass.
    »Sie sind leer. Fast alle…leer! Die 64er… Meine 64er!«
    Juan zuckte mit den Schultern. »Ein Unglück, echt tragisch, tut mir wahnsinnig leid, wirklich. Wissen Sie, der Koffer war unverschlossen. Und meine Katzen, das sind kleine Raubtiere, sage ich Ihnen, völlig unberechenbar, die haben ihn geöffnet und die Korken rausgepult. Wahrscheinlich, weil die reifen Riojas so animalisch duften. Und dann haben sie die Flaschen umgeworfen, sodass die ganze Suppe rausgelaufen ist. Aber auflecken wollten sie das Zeug dann natürlich doch nicht! Schade drum. Waren die eigentlich teuer?«
    »Wollen Sie mich verarschen?« Pickering stand ächzend auf. »Halten Sie mich für schwachsinnig? Katzen? Das können Sie Ihrer Oma erzählen!«
    »Schauen Sie sich doch die Bissspuren an. Meinen Sie, ich habe da reingebissen?«
    Ein junger Polizist sah sich den Koffer genauer an. »Da sind tatsächlich Bissspuren. Eine ganze Menge, von kleinen Zähnchen. Ich denke, er hat recht.«
    Der Polizist entdeckte die großformatigen Bilder, welche gegen die Wände des lichtdurchfluteten Wohnzimmers gelehnt waren. »Sind Sie nicht dieser Künstler, der nächsten Monat in Bilbao eine Ausstellung hat? Der Erste aus Rioja überhaupt?«
    Juan reichte ihm die Hand wie einem alten Kumpel. »Der bin ich. Ich werde ganz Spanien zeigen, was wir hier draufhaben!«
    Der Polizist warf ihm einen prüfenden Blick zu, dann wandte er sich an seinen Vorgesetzten. »Die Geschichte mit den Katzen klingt zwar ungewöhnlich, aber ich denke, sie ist glaubwürdig. Das fällt dann wohl unter höhere Gewalt.«
    Der Vorgesetzte wandte sich an Pickering. »Sie haben es gehört, höhere Gewalt. Kein schuldhaftes Versagen, keine Absicht. Es tut mir leid, aber da können wir leider auch nichts machen. Sie sollten in Zukunft einfach besser auf Ihren Koffer aufpassen und ihn ausreichend sichern. Nehmen Sie ihn lieber schnell an sich, bevor die Katzen noch mal zuschlagen. Den Rest sollen die Versicherungen klären. Unsere Arbeit hier ist erledigt.«
    »Das ist doch wohl nicht euer Ernst?« Pickering tobte. »Ihr glaubt diesen Scheiß doch hoffentlich nicht wirklich! Seid ihr denn völlig hirnverbrannt?«
    Das ließ sich der Kommissar nicht bieten. Er machte einen Schritt auf Pickering zu und streckte ihm seinen Zeigefinger entgegen. »Passen Sie lieber auf, was Sie sagen, Señor. Sonst haben Sie ganz schnell eine Anzeige am Hals.«
    »Verfickte Scheiße!«, brüllte Timothy und stampfte mit dem Fuß auf wie ein trotziges Kind.
    Mit einem Kopfnicken bedeutete der leitende Beamte seinen Leuten, den aufmüpfigen Amerikaner hinauszueskortieren.
    Juan stand unterdessen bestens gelaunt neben einer attraktiven Polizistin mit herrlich barocken Formen.
    »Ich würde dich gerne mal malen. Wie heißt du?«
    Sie sah ihn an, ihr Blick wanderte von seinen Schuhen hoch bis zu seinen Augen. »Nenn mich, wie du willst, Katzenmann.«
    Das Lächeln auf Juans Gesicht hätte nicht breiter werden können.
    Timothy zeterte weiter wie ein dickes Rumpelstilzchen im Hawaiihemd. »Das wirst du büßen!«, rief er Max zu. »Das schwöre ich dir! Dich mache ich fertig! Euch beide! Mich verarscht keiner, schon gar keine Dorfdeppen wie ihr!«
    Die Policía zerrte ihn fort.
    Juan ließ sich die Nummer der hübschen Polizistin zuflüstern und verabschiedete sich mit zärtlichen Wangenküssen, bei denen er sich nah an seine neue Eroberung drückte. Mit einem selbstzufriedenen Grinsen trat er danach zu Max. »Ist das nicht schön, wenn man als Dorfdepp aus der spanischen Provinz einen überheblichen Städter aus den USA aufs Kreuz legt? Also, ich fühle mich gerade phantastisch.« Juan legte seinen Arm um Max und blickte ihn ernst an. »Ich muss dir noch was sagen. Wegen deiner Esther.«
    »Du musst nichts sagen, Juan. Ist

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