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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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er einfach nicht mochte, wenn seine Kultur von
anderen falsch interpretiert wurde (auch wenn er sich selbst
häufig über die Traditionen seiner Heimat ärgerte), sondern
auch, weil die Dinge zwischen ihm und mir nicht so standen, wie Hitchs anzügliche Bemerkung nahe legte. Viele
Leute machen sich falsche Vorstellungen über uns. Ganesh
war mein Freund, nicht mein Liebhaber. Nicht, dass ich
Ganesh nicht mochte oder er mich. Es hat Zeiten gegeben,
da waren wir kurz davor, über die reine Freundschaft hinauszugehen. Doch wir wussten beide, dass es nicht funktionieren konnte, wenn wir es taten. Sex macht die Dinge
nach meiner Erfahrung kompliziert, und für uns hätte er
das Leben mehr als schwierig gemacht. Ganeshs Eltern hatten andere Pläne für ihren Sohn, und ich war nicht Bestandteil davon. Sie mochten mich, oder jedenfalls glaubte ich
das, auch wenn sie offensichtlich fürchteten, dass ich einen
schlechten Einfluss auf Ganesh ausübte und ihm gefährliche
Ideen von Unabhängigkeit in den Kopf setzte. Ganesh sagte
immer wieder, dass sie mich mochten, und sie hatten sich
stets so verhalten, als täten sie es. Doch sie verstanden mich
oder meinen Lebensstil einfach nicht, sie begriffen nicht,
dass ich keine Familie besaß oder wie ich von einem Tag
zum anderen leben konnte. Es war eine von jenen Situationen, wissen Sie? Man kann nichts daran ändern, man muss
sie einfach hinnehmen. Trotzdem war ich froh, Ganesh als
Freund zu haben, weil mir das eine ganze Menge bedeutete.
»Wie dem auch sei, es gehört mir nicht. Gehört es vielleicht dir, Fran?«, fuhr Ganesh in einem Tonfall fort, der
eindeutig dazu gedacht war, jeglichen Rest von Fantasie in
Hitch bezüglich Ganesh und mir als Paar zu ersticken.
»Selbstverständlich nicht!«, protestierte ich. »Ich hätte es
dir sonst schon gesagt. Warum um alles in der Welt sollte
ich irgendetwas im Waschraum verstecken, selbst wenn es
mir gehört? Außerdem besitze ich nicht mal eine Kamera.«
»Nun, Onkel Hari würde es ebenfalls nicht dort verstecken, oder?«, fragte Ganesh. »Wenn er etwas verstecken wollte, würde er es oben in der Wohnung tun. Also gehört es
auch nicht ihm.«
»Damit gehört es niemandem, wie es aussieht«, stellte ich
fest. »Und das kann nicht sein. Es muss jemandem gehören.«
»Meinetwegen«, sagte Hitch. Er verlor bereits das Interesse. »Macht keinen Unterschied für mich oder Marco. Wem
auch immer es gehört, ihr könnt es haben.«
Die beiden kehrten in den Lagerraum zurück. Ich nahm
Ganesh beim Arm und schob ihn in Richtung Eingang, außer Hörweite der beiden.
»Es gehört diesem Typ!«, flüsterte ich aufgeregt. »Es muss
diesem Typ gehören, Gan! Du weißt schon, der Kerl, der vor
ein paar Tagen morgens hier reingestolpert kam! Es muss
ihm gehören, und er hat es dort versteckt! Du hast ihn in
den Waschraum gelassen, damit er sich ein wenig frisch machen konnte. Irgendjemand war hinter ihm her – hinter diesem Umschlag! –, und er hat ihn dort versteckt, um ihn später wieder abzuholen!«
»Red keinen Unsinn, Fran!«, widersprach Ganesh, doch
er blickte unbehaglich drein. »Jeder hätte diesen Umschlag
im Waschraum verstecken können. Selbst Onkel Hari, obwohl ich nicht wüsste, aus welchem Grund.«
»Selbstverständlich hat Onkel Hari den Umschlag nicht
dort versteckt! Überleg doch mal, Ganesh! Warum um alles
in der Welt sollte er das tun? Hör zu, Gan, ich hab dir nichts
davon erzählt, aber gestern Morgen war jemand hier und
hat sich nach dem Kerl erkundigt. Er wollte wissen, ob wir
etwas gefunden hätten, das vielleicht zu Boden gefallen sein
könnte. Er hat eine dämliche Geschichte erzählt, von einem
Freund, der etwas verloren hätte, und er hat mir zwanzig
Mäuse angeboten!«
»Fran!«, rief Ganesh gequält aus. »Du hast das Geld doch
wohl nicht angenommen?«
»Selbstverständlich nicht! Für was hältst du mich? Ich
habe auch nichts gesagt. Glaubst du, ich bin dämlich?«
Ganesh starrte die Filmrolle auf der Ladentheke an. »Was
machen wir damit? Bringen wir sie zur Polizei? Es sieht
nicht so aus, als wäre es irgendetwas Wichtiges, aber wenn
du sagst, jemand wäre hinter ihr her …«
»Wir könnten den Film zuerst entwickeln lassen«, bemühte ich mich, meinen Vorschlag so verlockend klingen
zu lassen, wie das nur möglich war. »Nur um sicherzugehen,
weißt du? Ich meine, wir können schließlich nicht mit einem leeren Film zur Polizei gehen oder mit den Urlaubsbildern von irgendjemand. Ich

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