Granger Ann - Varady - 03
mehr aus der Fassung brachte. »Liegt es daran,
dass Sie Polizisten ganz allgemein nicht mögen? Viele Menschen mögen keine Polizisten, wie ich herausgefunden habe.« Er runzelte die Stirn. »Und das schließt ganz normale
ehrbare Mitbürger ein. Ich habe nie erwartet, dass ich bei
Halunken und Gesetzesbrechern beliebt bin, aber nach
meinem Eintreten bei der Polizei war ich doch gelinde gesagt schockiert angesichts des allgemeinen Misstrauens, das
die Menschen uns entgegenbringen. Ich meine, wir beschützen sie immerhin, Herrgott noch mal! Wir sind nicht der
Feind!«
»Das hätten Sie sich vielleicht überlegen sollen, bevor Sie
zur Polizei gegangen sind«, hielt ich ihm entgegen. »Wenn
es Ihnen darum geht, beliebt zu sein, hätten Sie eine PopBand gründen sollen. Warum sind Sie überhaupt zur Polizei
gegangen? Hätten Sie nicht einen ganz normalen Job in der
Stadt kriegen können, bei einer Bank oder was weiß ich?
Wenn Sie mich fragen, würde ich sagen, dass Ihnen das viel
mehr liegt.«
»Warum?« Er klang beleidigt, doch dann ließ er die
Schultern hängen. »Zugegeben, ich hätte bei einer Bank anfangen können, schätze ich. Eine Menge meiner Bekannten
haben solche Jobs. Aber ich wollte etwas anderes. Mir ging
es nicht nur darum, Geld zu verdienen.« Er rutschte verlegen auf dem Stuhl hin und her. »Ich will nicht wie ein Pseudo klingen oder eingebildet erscheinen, aber ich möchte das
Gefühl, dass ich den Menschen helfe, dass meine Arbeit etwas bedeutet. Ich möchte in der Lage sein zu denken, dass
meine Arbeit wichtig ist für die Gesellschaft. Dass die Welt
ringsum durch meine Anstrengungen ein wenig besser wird.
Allerdings habe ich mich nicht nur aus edlen Motiven dazu
entschlossen, zur Polizei zu gehen«, fügte er ein wenig abwehrend hinzu.
»Aber sie klingen doch ganz in Ordnung«, erwiderte ich.
Er entspannte sich. »Die Polizei bietet heutzutage gute Aufstiegschancen für Bewerber mit Universitätsabschluss. Die
Arbeit ist interessanter, als hinter einem Schreibtisch zu sitzen.
Man lernt eine Menge ungewöhnlicher Leute kennen …« An
dieser Stelle grinste er mich an und hob sein Glas zum Toast.
»Was bin ich in Ihren Augen? Vielleicht ein Freak?«,
fauchte ich.
»Selbstverständlich nicht! Ich denke, Sie sind, nun ja, intelligent, sehr attraktiv und wahrscheinlich auch lustig,
wenn Sie ihre Stacheln eingefahren haben. Wir könnten
durchaus Freunde sein, wenn Sie bereit wären, einen Versuch zu wagen.«
»Stacheln?«, ich starrte ihn entgeistert an. »Ich und Stacheln?«
Glücklicherweise traf in diesem Augenblick das Essen ein.
Wir mussten beide gleichermaßen hungrig gewesen sein,
denn die Unterhaltung erstarb, während wir uns auf das Essen konzentrierten.
Erst als wir beide aufgegessen und Harford unsere Weingläser wieder gefüllt hatte, durchbrach er das Schweigen.
»Wie geht es eigentlich Patel heute? Ist er wieder fit?«
»Ganesh ist noch ein wenig groggy. Es könnte schlimmer
sein«, antwortete ich und sah ihn fragend an. »Glauben Sie,
der Kerl, der ihn überfallen hat, könnte noch mal wiederkommen?«
»Nicht heute Nacht. Wir haben einen Streifenwagen abgestellt, der den Laden im Auge behält, nur für den Fall. Ich
mache mir mehr Sorgen wegen Ihnen, Fran. Der Kerl – der
Einbrecher, der nach dem Film sucht – denkt möglicherweise, dass Sie ihn haben oder wissen, wo er ist.«
»Danke sehr, auf den Gedanken bin ich auch von allein
gekommen. Sie haben immer noch nicht vor, die Information an die Öffentlichkeit weiterzugeben, dass Sie im Besitz
des Films sind?«
Er schüttelte den Kopf. »Sobald er das weiß, wird er verschwinden. Solange er glaubt, dass er eine Chance hat, den
Film in seinen Besitz zu bringen, wird er in der Nähe bleiben, und wir haben eine Chance, ihn zu fassen. Machen Sie
sich keine Sorgen, Fran.«
»Hören Sie«, begehrte ich auf, »ich bin nicht doof. Ich
weiß sehr genau, was die Polizei vorhat. Ganesh und ich
sind Köder, nicht wahr? Sie warten darauf, dass der Kerl, der
hinter alledem steckt, aus seiner Deckung kommt und sich
mit einem von uns beiden in Verbindung setzt, oder, falls
das nicht von Erfolg gekrönt ist, mit Hitch oder Marco. Wie
ich das sehe, könnten Sie uns wenigstens angemessenen
Schutz anbieten. Das wäre das Mindeste.«
»Wir haben alles unter Kontrolle, Fran«, versicherte er
mir.
»Einen Dreck haben Sie! Warum stolpert Ganesh denn
mit einem dicken Schädel durch den Laden?«
»Das war ein Versehen. Es wird
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