Granger Ann - Varady - 05
das nicht mögen, richtig? Also,
Hals- und Beinbruch, Fran. Denken Sie an das, was ich Ihnen gesagt habe. Verhalten Sie sich völlig natürlich. Reden
Sie mit niemandem darüber, dass Freddy auch unter dem
Namen Max bekannt ist. Es könnte sich immer noch als
reiner Zufall erweisen.«
»So einfach ist das nicht«, sagte ich. »Es ist absolut nicht
einfach, sich neben Freddy ganz natürlich zu verhalten.«
»Sie sind doch Schauspielerin, Fran. Schauspielern Sie.«
Ich dankte ihr und sah ihr hinterher, als sie ging. Sie hatte
natürlich recht. Ich musste ihr mehr liefern, bevor sie anfangen konnte, in Freddys Laden das Unterste nach oben zu
kehren. Doch im Augenblick hatte ich nicht die geringste
Ahnung, woher ich das nehmen sollte.
KAPITEL 15 So schwer es mir fiel, ich musste
mich am Samstagnachmittag wirklich zusammenreißen, um
jeden Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben, der nichts
mit unserem Auftritt zu tun hatte. Ich zog mein Kostüm an,
sprach meinen Text und vollführte die entsprechenden Gesten
– mit anderen Worten, ich schauspielerte, während ich es
trug. Mir wurde sofort klar, dass ich ein Problem hatte. Einfach auf und ab zu laufen und mich auf meine Füße zu konzentrieren, wie ich es vor Susie getan hatte, war einfach. Als
ich jedoch versuchte, mich auf mehr als nur auf die Füße,
nämlich auch noch auf den Text zu konzentrieren, stolperte
ich immer wieder über den Saum. Schließlich hob ich den
Saum, um Platz für meine Schritte zu haben. Das machte
das Umhergehen sicherer, doch nun hatte ich die Hände
nicht mehr frei. Ich hätte es wirklich bei der Kostümprobe
dabeihaben sollen. Dafür sind Kostümproben da: um genau
diese kleinen Probleme zu finden und zu beseitigen. In
Jeans und Turnschuhen war auf der Bühne alles in Ordnung
gewesen. Sich in diesem Kleid auf der Bühne zu bewegen
war etwas ganz anderes. Ich suchte mir Nadel und Faden
und setzte mich hin, um den Saum zu kürzen. Ich wünschte, ich hätte Susie gelassen, als sie es vorgeschlagen hatte. Ich
bin keine begabte Schneiderin. Großmutter Varady war eine
richtige Zauberin in diesen Dingen gewesen. Sie konnte
mich ausmessen und mir ein wunderbar passendes Kleid
schneidern, ohne ein Schnittmuster anzufertigen. Wenn sie
mich jetzt aus dem Himmel herab sah, wie ich hier mit der
Nadel in den Fingern saß, den Faden verknotete und unablässig fluchte, würde sie vor Verzweiflung die Hände in die
Höhe werfen. Der Gedanke, dass eine Enkelin von ihr nicht
imstande war …
Gegen vier, gerade als ich mit dem Umnähen fertig war
und das Blut von meinen zerstochenen Fingern wischte,
klopfte Erwin an meine Tür. Er wollte mir sagen, wie sehr
ihm und seinen Freunden die Probe gefallen hätte.
»Es war echt gut, wirklich, weißt du?« Er saß strahlend
auf meinem Sofa. Er hatte nicht nur goldene Ketten und
Ringe, sondern auch ein paar goldene Zähne. »Meine
Freunde fanden es großartig. Sie haben noch nie zuvor ein
Theaterstück gesehen – na ja, bis auf das Laienschauspiel an
Weihnachten in der Vorschule, du weißt schon.«
»Ich erinnere mich noch daran, wie das als Kind war«,
sagte ich. »Einmal war ich die Maria. Die Puppe, die sie mir
als Baby-Jesus in die Hand gedrückt hatten, war so alt, dass
der Kopf abgefallen ist, als ich sie aus der Wiege heben wollte. Danach war es schwierig, die Illusion aufrechtzuerhalten.
Und dann hat Joseph auf die Bühne gekotzt, und dem Erzengel Gabriel ist ein Flügel abgefallen. Es war ein verhexter
Auftritt, selbst für Vorschul-Standards. Im folgenden Jahr
spielte ich den Esel in einer Maske aus Pappmaschee und
fiel von der Bühne, weil ich nicht sehen konnte, wohin ich
trat. Ich hoffe nur, unser Auftritt heute Abend wird nicht
genauso.«
»Bestimmt nicht!«, sagte Erwin im Brustton der Überzeugung.
»Was sagst du zum Rose Pub?«, fragte ich.
»Es hat uns gefallen. Wenn der Wirt uns nimmt, würden
wir gern ein paar Gigs dort veranstalten. Wir wollen es definitiv versuchen.«
Ich machte uns beiden Kaffee und bat ihn, mich abzuhören, während ich meinen Text vortrug. Er kam recht schnell
in die richtige Stimmung und gab mir meine Stichworte mit
richtigem Gusto. Wir kamen ohne hässliche Pausen meinerseits und mit großer Geschwindigkeit durch.
»Hey, du kannst deinen Text ja vor- und rückwärts!«, deklarierte Erwin.
»Ich habe trotzdem ein flaues Gefühl in der Magengegend«, gestand ich. »Richtig heftiges Lampenfieber.«
»Bleib locker. Es wird schon alles werden. Du
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