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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ich Sie dennoch auf einen kleinen Denkfehler aufmerksam machen?«
    »Ich höre.«
    »Warum habe ich mein Honorar für Lasotta nicht genommen und bin längst auf und davon? Die Landschaft rund um Bierstadt ist nicht so aufregend, dass ich mich ohne gute Gründe noch hier aufhalten würde.«
    »Keine Ahnung. Sagen Sie's mir.«
    »Ich bin betrogen worden. Nicht um mein Geld, nein, aber ich verlange von meinen Auftraggebern, über die Hintergründe des Auftrags informiert zu werden.«
    »Dann fragen Sie Ihren Auftraggeber doch!«, riet ich ihm.
    El Lobo lachte. »Ich kenne ihn nicht. Ich hatte seine Spur verloren. Erst jetzt habe ich sie wiedergefunden. Und aufregende Entdeckungen über den wahren Hintergrund der Aktion.«
    »Was hat die HoG mit der Sache zu tun?«
    El Lobo seufzte. »Das sollen Sie herausbekommen. Ich brauche Sie, Frau Grappa, und ich brauche eine gewisse Öffentlichkeit. Deshalb nehme ich Ihre Beleidigungen hin, obwohl ich hysterische Frauen nicht ausstehen kann.«
    »Tut mir sehr leid, wenn ich Ihrem Frauenideal nicht entspreche«, blaffte ich.
    »Das macht doch nichts«, tröstete er mich, »unser Kontakt beschränkt sich ja nur auf Telefongespräche. Ich werde Ihnen noch einen kleinen Hinweis geben. Die Sachertorte ist das größte Geschäft, das in den letzten Jahren über die internationale Schmugglerszene abgewickelt worden ist. Und ich weiß, dass die Torte ihren endgültigen Bestimmungsort noch nicht erreicht hat.«
    »Also geht sie noch auf Reisen?« Ich dachte an den »größten Hilfstransport, der je über Europas Straßen gerollt ist«.
    Meine Nachbarin steckte den Kopf ins Zimmer. »Da ist ein Herr, der Sie sprechen will«, sagte sie. »Jemand von der Polizei.«
    Ich sagte »Moment« und hielt die Muschel zu. »Halten Sie ihn hin«, bat ich sie, »ich lege gleich auf.« Sie nickte und verschwand wieder.
    »Die Bullen sind da«, informierte ich den Wolf, »was soll ich tun?«
    »Nichts«, befahl er, »wenn Herr von Liliencron ins Zimmer tritt, reichen Sie ihm bitte den Hörer! Ich habe mit ihm zu reden.«
    »Sie sind verdammt cool.« Ich hatte die Worte kaum gesagt, als Liliencron in den Raum stürzte.
    »Hier will Sie jemand sprechen!«, sagte ich und drückte ihm den Hörer in die Hand. Überrascht nahm ihn der BKA-Mann und sagte verdutzt: »Hallo?«
    El Lobo sprach nur wenige Worte zu ihm. Doch sie reichten aus, um den smarten Bullen erbleichen zu lassen.

Ein Leibwächter für Arme
    Das Restaurant des Bierstädter Hauptbahnhofes besaß den Charme des Speisesaals einer subventionsbedürftigen Jugendherberge. Rund 20 Vierertische mit rot-weiß karierten Polyestertischdecken warteten auf Kunden. Auf der Speisekarte waren die Höhepunkte deftig-deutscher Küche versammelt: Gulaschsuppe, Zigeunerschnitzel, Königsberger Klopse und einige Rindfleisch-Kreationen. Ich entschied mich für eine Gulaschsuppe und ein Steak mit Beilagen. Es war kurz nach 12 Uhr mittags.
    Die Küchencrew schien nur auf mich gewartet zu haben, denn die Suppe landete innerhalb weniger Sekunden auf meinem Tisch. Sie schmeckte nach Tüte, und das Gulaschrind war wohl nur mal kurz am Topf vorbeigeschlendert.
    Der Kellner beobachtete jeden Löffel, den ich aß, und riss mir die Suppentasse unter der Nase weg, als ich fertig war. Mit Lichtgeschwindigkeit folgte das Steak, das an diesem Morgen aus einem sogenannten Kälteschlaf erwacht sein musste. Ein Schönheitsschlaf konnte es jedenfalls nicht gewesen sein. Es war faserig und zäh und stellte die Festigkeit meiner Beißer auf eine harte Probe.
    Die Soße, die an dem Fleischstück lag, musste eng mit der Gulaschsuppe von vorhin verwandt sein. Wenigstens passte sie farblich zur Geschmacksrichtung des Fleisches, sie war nämlich mittelbraun.
    Das dumpfe Grün zerkochter Brokkoli-Stücke harmonierte mit den grellroten Paprikastreifen, die dem Gemenge einen frischen Ton geben sollten. Der Chefkoch dieses Etablissements schien viel von der alten Regel zu halten, die besagt: Das Auge isst auch mit.
    »Waren Sie zufrieden?«, stellte der Kellner die nie allzu ernst gemeinte Standardfrage seines Berufsstandes.
    Ich kam nicht dazu, eine Antwort zu geben, denn die Schwingtür öffnete sich. Nein, es war nur eine alte Dame, die schwerfüßig zu dem am nächsten stehenden Tisch schlurfte. Sie war mit Plastiktüten und einem Regenschirm bewaffnet. Der Kellner witterte eine weitere Versuchsperson für die Künste des Küchenchefs und schob ab.
    »Auf Gleis 16 fährt ein der Intercity

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