Grappa 07 - Killt Grappa
und gelangweilt.
»Du bist ein Scheiß-Bulle!«, blaffte ich. »So machst du jedenfalls keine Karriere. Da ist höchstens der Grad eines Sesselfurzers im höheren Dienst für dich drin.«
»Tut mir leid, dass ich nicht springe, wenn die berühmte Frau Grappa mit den Fingern schnippt«, entgegnete Nik. »Sag der Frau, sie soll morgen früh ins Präsidium kommen. Ich werde jemanden bitten, ihre Aussage aufzunehmen. Gibt es sonst noch was?«
»Nein«, erwiderte ich. »Es ist alles gesagt. Vergiss das Ganze.« Müde legte ich den Hörer auf.
Turkeys Date
Am nächsten Tag informierte ich Turkey und Peter Jansen über die neueste Entwicklung. Die Meinungen der beiden über den Wahrheitsgehalt des Geständnisses von Loki Detema waren geteilt. Jansen hielt die Sache für plausibel, Turkey für die Ausgeburt einer kranken Fantasie. Ich schlug trotzdem vor, einen Artikel für unser Blatt zu schreiben.
»Erst wenn die Detema bei der Polizei war und dort ein Geständnis abgelegt hat, können wir die Geschichte ins Blatt heben«, entschied Jansen. »Zuerst haben wir gar keinen Mörder, und jetzt wollen's gleich zwei gewesen sein. Verrückte Sache.«
Eine Weile saßen wir stumm herum. Niemand wusste so recht, wo die Story noch einen Faden hatte, den man packen konnte. Ich war total ausgebrannt, mein Gehirn war leer, die Stimmung auf dem Nullpunkt. Letzteres hatte auch mit Nik zu tun.
»Sollen wir uns heute Abend noch mal zusammensetzen?«, fragte Jansen. Er hatte sich wohl vorgenommen, den Tag noch zu retten.
»Heute Abend passt es mir nicht«, sagte Turkey schnell. »Ich habe einen wichtigen Termin.«
»Gut, dann treffen wir uns morgen früh«, sagte ich matt. »Es eilt ja auch nicht. Verdammt, ich habe das Gefühl, mir selbst beim Verlieren zuzusehen!«
»Gut. Ich merke, dass mit euch heute nichts anzufangen ist.« Jansen hasste Weltuntergangsstimmungen bei anderen. »Heute dürft ihr beide noch schmollen, aber morgen will ich hier wieder ausgeschlafene, freudige und arbeitswillige Menschen sehen. Ist das klar?«
Wir schauten ihn an, als hätte er uns einen unsittlichen Antrag gemacht. Jansen zog eine Grimasse und knallte die Tür ins Schloss.
»So ist das, Bruder«, sagte ich mit Grabesstimme, »wenn einen der Gott der Reporter im Stich lässt. Ich gehe jetzt nach Hause und versuche, mein Ego wieder aufzupäppeln. Und was machst du?«
Turkey blickte mich an. »Dasselbe«, antwortete er dann. Er wollte noch etwas sagen, ließ es dann aber.
Zu Hause angekommen versuchte ich Loki Detema zu erreichen, doch der Telefonhörer blieb auf der Gabel liegen. Vermutlich war sie gerade bei der Polizei und machte ihre Aussage.
Nach einem ausgiebigen Schaumbad, verbunden mit dem Konsum einer halben Flasche Riesling-Sekt, kuschelte ich mich vor den CD-Player und stülpte die Kopfhörer über die Ohren.
Die Sinfonie der Klagelieder von Henryk Górecki war genau das Richtige für mein Seelenheil. Ich schloss die Augen und träumte vor mich hin.
Irgendwann zauberte ich aus den Resten in meinem Kühlschrank ein Mahl, das in seiner Zusammenstellung nicht den neuesten ernährungsphysiologischen Vorschriften entsprach. Doch der Alkohol machte alles wieder zueinander passend.
»Zum Wohl, Grappa«, prostete ich mir zu, »du hast es nicht anderes gewollt. Diese verdammte Sucht nach heißen Geschichten und durchgeknallten Typen wird dich noch mal den Kopf kosten. Warum bist du eigentlich nicht Finanzbeamtin geworden?« Ich horchte in mich hinein, doch es kam keine Antwort. Auch gut.
Seufzend zappte ich durch ein paar Fernsehprogramme, die genauso öde waren wie mein Seelenzustand. Das bei weitem Lustigste auf der Mattscheibe war die Alzheimer-Rateshow im Regionalprogramm mit dem passenden Namen: Wer bin ich?
Bevor ich ins Bett fiel, wählte ich noch mal Loki Detemas Nummer. Der Ruf ging wieder ins Leere. Egal.
Der Mann neben Else Ambrosius
Das Telefon riss mich gegen acht Uhr aus den schönsten Träumen. Ich war gerade im Paradies, lag aufgerüscht an einem beigefarbenen Strand, an dem mir ansehnliche Burschen Drinks servierten und noch auf die eine oder andere Weise dienlich waren.
»Wer da?«, krächzte ich schlaftrunken in die Muschel.
»Hier ist Nik.«
»Du? Ruf in einer Stunde noch mal an«, knurrte ich, »dann bin ich wach.« Ich hatte gerade die Bettkante wieder erreicht, als sich das Telefon erneut rührte. Diesmal zog ich den Stecker raus. Er konnte mich mal.
Morpheus' Arme hatten mich eine weitere halbe Stunde
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