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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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– das habe ich auch jeden Tag gesehen.«
    »Als du nach Bierstadt versetzt wurdest«, sagte ich, »hast du den Mann wiedergetroffen. Er heißt Ortwin Baißer.«
    »Du bist clever, Grappa.«
    »Weiß er, dass du der Junge von damals bist?«
    »Bestimmt nicht. Ich habe den Nachnamen meiner Adoptiveltern angenommen. Er kann es nicht wissen.«

Teufel in der Erinnerung
    Beide hatten wir das Gefühl, jetzt nicht wie Fremde auseinandergehen zu können.
    »Zu mir oder zu dir?«, fragte ich.
    »Zu dir.«
    Wir verließen das Polizeipräsidium, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Zu Hause öffnete ich eine Flasche Chianti und töpferte auf die Schnelle einige Häppchen.
    Ohne hinzusehen, goss Nik den Wein in sich hinein. Die Erinnerung hatte ihn eingeholt. Sein langes braunes Haar war zerzaust, der Blick abwesend und der Teint gerötet. Er war verletzt, angeschlagen und auf dem besten Wege, sich volllaufen zu lassen.
    »Du hast mir mal gesagt, du wolltest dich an Baißer rächen für das, was er dir angetan hat. Damals wusste ich noch nicht, um was es ging. Hast du wirklich solche Pläne?«, begann ich ein Gespräch.
    »Glaubst du, ich lasse ihn ungeschoren davonkommen?«, brauste Nik auf. »Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wie ich es tun werde, weiß ich nicht. Aber ich werde es tun.«
    »Willst du ihn umbringen?«
    »Vielleicht.«
    »Dann kommst du in den Knast. Ist das die Rache wert?«, wandte ich ein.
    »Rache ist ein verdammt süßes Gefühl. Allein die Vorstellung, ihm in seinen letzten Minuten das Warum zu sagen ... ich habe tausendmal davon geträumt, es tausendmal durchgespielt und variiert. Erst dann bin ich richtig frei!« Seine Stimme war lauter geworden, der Alkohol wirkte bereits.
    »Nik!« Ich bekam Angst. »Du bist krank vor Hass. Nicht Baißer machst du damit kaputt, sondern dich selbst.«
    »Lass mich! Was weißt du schon? Als Polizist habe ich viele Möglichkeiten, es wie einen Unfall aussehen zu lassen.«
    Kodil griff nach der halbvollen Flasche, goss sich ein und stürzte den Chianti hinunter. Um das Weinglas hatte sich eine Lache gebildet. Es sah aus wie Blut. Beide starrten wir wie hypnotisiert auf die rote Flüssigkeit, die sich ins weiße Tischtuch saugte.
    »Ich muss los«, sagte Nik plötzlich.
    »Du willst jetzt noch fahren?«, fragte ich.
    »Ich bin völlig nüchtern«, brauste er auf.
    »Das hat Baißer vor rund dreißig Jahren bestimmt auch gedacht.«
    Nik schaute mich böse an. »Du genießt es, mich so am Boden zu sehen, oder? Das gefällt dir doch sicher!«
    »Nein. Du tust mir höchstens leid. Ich brauche diese Spielchen von gegenseitiger Erniedrigung und gegenseitigem Aufbauen nicht. Das solltest du eigentlich gemerkt haben.«
    »Verzeih mir.« Seine Gesichtsmuskeln entspannten sich, und er atmete tief durch. »Kann ich denn bleiben?«
    »Aber sicher.«
    Wir lagen die ganze Nacht nebeneinander und berührten uns nicht. Nik hatte den Schlaf eines unruhigen Kindes, das sich vor dem nächsten Tag fürchtet. Als ich im Morgengrauen aufwachte, hatte er die Wohnung verlassen.

Turkey ist mittendrin
    »Der Wagen, mit dem Loki Detema getötet worden ist, gehört deinem Freund Turkey. Wir haben ihn vorläufig festgenommen.« Niks Nachricht erreichte mich, als ich gerade den Frühstückstoast in das Gerät werfen wollte.
    »Wo ist er?«, fragte ich durchs Telefon.
    »Er sitzt in U-Haft. Heute Mittag werde ich ihn vernehmen.«
    »Glaubst du, dass er die Detema auf dem Gewissen hat?«
    »Das wird sich herausstellen. Auf jeden Fall hat der Mörder sein Auto benutzt. Die Spurensicherung hat Haare und Blut der Toten an der Stoßstange gefunden.«
    »Jemand hat seine Autoschlüssel genommen. Immerhin war er am Tatabend bei Else Ambrosius.«
    »Wir haben sie ebenfalls dazu gehört. Sie sagt, er habe das Haus kurz verlassen. Genau zu der Zeit, als Frau Detema überfahren worden ist.«
    »Ein abgekartetes Spiel«, behauptete ich »Jemand muss seinen Autoschlüssel genommen haben, als er bei ihr im Bett lag.«
    »Oder sie hat ihn zu der Tat angestiftet. Wir haben nur seine Fingerabdrücke im Fahrzeug gefunden.«
    »Ach, Nik«, seufzte ich, »du bist kein guter Menschenkenner. Turkey hatte nicht das geringste Motiv. Der Täter muss Handschuhe getragen haben.«
    »Möglich. Mal schauen, was dein Kollege bei seiner Vernehmung aussagt.«
    »Kann ich bei der Befragung dabei sein?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Nik, ich habe keine Lust, dich lange zu bitten. Also – ja oder nein?«
    »Nein. Es geht wirklich nicht.

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