Grappa 07 - Killt Grappa
Ich erzähle dir später, was er ausgesagt hat.«
»Verdammter Dickschädel.«
»Du verstehst mich schon«, behauptete Nik. »Tut mir außerdem leid wegen gestern.«
»Was tut dir leid?«
»Ich habe mich gehen lassen. Du bist die Einzige, die die Sache mit dem Unfall weiß.«
»Jaja«, verstand ich, »ich soll's keinem weitersagen ... dass du traurig und wütend warst, an die Vergangenheit gedacht hast und deinen Gefühlen freien Lauf ließest.«
»Ein Mann sollte sich nicht so benehmen ...« Es war ihm wirklich peinlich.
»Ach du lieber Himmel!«, meinte ich sarkastisch. »Nik Kodil hat kein Herz, und ein Indianer kennt keinen Schmerz. Ist es recht so?«
Aufgebracht warf ich den Hörer auf die Gabel. Männer! Sekunden später klingelte der Apparat schon wieder.
»Grappa«, sagte Jansen, »Turkey sitzt im Knast. Er soll die Detema tot gefahren haben. In einer halben Stunde haben wir Krisensitzung. Wie sollen wir unseren Lesern das nur erklären?«
Ein »Narrenkäfig«
Das Interesse der Medien an dem Fall Grid war wieder aufgeflackert. Die Staatsanwaltschaft gab eine Pressekonferenz wegen der Festnahme des Fotografen Karl Sinner, der überall nur als »Turkey« bekannt war.
Die Berichterstattung über den Tod der Loki Detema übernahm Peter Jansen. Die Sache war brenzlig. Noch nie war ein Mitglied der Redaktion des Bierstädter Tageblattes in einen solch schlimmen Verdacht geraten. Ein paar Verfahren wegen leichter Steuerhinterziehung und Alkohol am Lenker hatte es mal gegeben – doch das war alles. Journalisten sind bei weitem anständiger als ihr Ruf.
Die Kommerzsender stürzten sich genüsslich auf die Affäre. Else Ambrosius, die Turkey alles eingebrockt hatte, war begehrtes Ziel von Interviewern. Sie machte vor der Kamera einen hervorragenden Eindruck, stellte Turkey als eine Art Sittenstrolch dar, den sie unter falschen Vorspiegelungen in die Villa der Grids gelassen hatte.
»Er sagte, er habe Informationen, um meine Freundin Eva Grid vom Mordverdacht zu befreien«, erzählte Else Ambrosius bereits mittags im Regionalmagazin des Privatsenders. Jansen und ich saßen in der Redaktion und hatten die Glotze angeworfen. »Ich habe das natürlich geglaubt, denn immerhin arbeitet der Mann für eine angesehene Zeitung.«
Else Ambrosius machte eine Kunstpause und schaute in die Kamera. »Er behauptete dann, eine ehemalige Patientin des Doktors habe ihm gegenüber den Mord gestanden. Er wolle mir diese Informationen aber nur gegen sexuelle Dienstleistungen geben. Da habe ich ... mitgemacht. Meiner Freundin Eva Grid zuliebe.«
»Schau dir diese Schlampe an!« Ich schäumte vor Wut. »Schlägt die Augen nieder wie eine Jungfrau.«
»Sie macht ihre Sache gut. Jeder glaubt ihr«, meinte Jansen. »Turkey hat sich ziemlich reingeritten. Du solltest aufpassen, Grappa, sonst lassen die sich auch noch was einfallen, um dich aus dem Verkehr zu ziehen. Und jetzt will ich mich an meinen Artikel machen.«
Eine Stunde später hatte ich das Werk auf meinem Tisch. Peter Jansen hatte sich gut aus der Affäre gezogen.
FOTOGRAF UNTER MORDVERDACHT: »ICH BIN REINGELEGT WORDEN« – PATIENTIN DES SCHÖNHEITSCHIRURGEN GESTEHT MORD AN DR. GRID.
Die kritische Berichterstattung unserer Zeitung über den schrecklichen Mord an dem bekannten Arzt Dr. Oktavio Grid war den wahren Schuldigen vermutlich ein Dorn im Auge: Sie lockten den Fotografen Karl Sinner in eine Falle. Als unser Mitarbeiter dienstlich in der Villa des Verstorbenen weilte, stahl ein Unbekannter seine Autoschlüssel und überfuhr die 40-jährige Loki D., die unserer Reporterin zuvor den Mord an dem Arzt gestanden hatte.
Die Frau hatte mit ihrer Aussage die Haushälterin der Grids, Else A., und den Therapeuten Jaap V. schwer belastet. Beide sollen nach Aussagen von Loki D. den Mord in allen Einzelheiten geplant haben. Frau D. selbst habe den tödlichen Stoß mit einem Skalpell auf Anweisung des Paares vollführt. Unsere Zeitung geht davon aus, dass die Mörder der 40-jährigen Loki D. eine Aussage bei der Staatsanwaltschaft verhindern wollten. Deshalb erscheint die Aussage der Zeugin Else A., die an der Bluttat beteiligt gewesen sein könnte, in einem völlig anderen Licht. Diese Frau hat den Fotografen unserer Zeitung beschuldigt, sie sexuell genötigt zu haben.
Was die Witwe des ermordeten Arztes, Eva Grid, dazu gebracht hat, den Mord an ihrem Mann zu gestehen, ist allerdings noch fraglich. Nach Aussagen der Loki D. hat Eva Grid während der Mordtat fest
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