Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
paar gebrauchte Kleider und ausrangierte Decken verschicken. Sie sollte sich in der Presse dann aber nicht als Wohltäterin feiern lassen – so etwas gehört sich einfach nicht!«
    »Brillant«, schwärmte TOP. »Der Mann ist ja heute richtig gut.«
    »Hab ich ja immer gesagt«, erinnerte ich ihn, »der Maulesel wird zum Galopper – wenn auch ganz langsam.«
    »Und was Ihr intaktes Familienleben angeht, Frau Smart ...« Nagel sah seiner Nachbarin direkt ins Gesicht. »Ich will da nicht ins Detail gehen – aber aus Ihrem Bekanntenkreis war zu hören, dass sich Ihre Frau Mutter um einen Platz in einer städtischen Senioren-Residenz bemüht, weil sie sich eingesperrt und einsam vorkommt. Und wo und mit wem Sie Ihre Abende und Nächte verbringen ... das war ja ausführlich in der Presse zu lesen. Wenigstens wissen die Wählerinnen und Wähler jetzt, woher Ihr Engagement für junge Ausländer rührt.«
    Smarts Helfer brüllten: »Verleumdung!« und »Nagel raus!«, doch der allgemeine Applaus schwoll kräftig an.
    In der anschließenden Diskussion machte Gerlinde Smart ebenfalls keine gute Figur. Das lag auch an dem Publikum, das hauptsächlich aus sozial engagierten Bürgern bestand, denen man mit Ellbogensprüchen nicht kommen konnte. Smart hatte mit ähnlichen Thesen bei Unternehmerstammtischen schon mehr Erfolg gehabt.
    Mein Blick fiel zufällig auf Smarts Wahlkampfmanager. Er saß noch immer in der ersten Reihe, hatte eine Hand vor den Mund gehoben und schien Selbstgespräche zu führen. Dann sah ich etwas Metallenes in seiner Handinnenfläche im Licht der Saallampen aufblitzen.
    Ich betrachtete die CDU-Kandidatin. Sie war gerade nicht mit einem Diskussionsbeitrag an der Reihe, hatte den Kopf etwas schräg gelegt und mit einer Hand die blonden Haare zurückgestrichen. Sie schaute zu ihrem Manager, nickte ein paarmal unmerklich und machte sich Notizen.
    »Guck mal«, raunte ich TOP zu. »Smart lässt sich soufflieren. Sie hat einen Empfänger im linken Ohr. Und der Sender befindet sich in der rechten Handfläche ihres Managers. So viel zur Kompetenz unserer Gerlinde.«
    Piny drehte sich ungläubig zu mir um. Dann beobachtete er die beiden. »Du hast Recht, Grappa!«, sagte er nach einer Weile. »Sie lässt sich vorsagen. Das ist wirklich ein Ding!«
    Die nächste Stunde ließen wir Frau Smart und ihren Manager nicht aus den Augen, um noch sicherer zu sein.
    »Und?«, fragte ich. »Werden wir es schreiben?«
    »Natürlich. Wir sind schließlich der Wahrheit verpflichtet.«
    »Dann mal los!«

Piep im Ohr
    Am nächsten Tag konnten die Leser des Bierstädter Tageblattes die Schlagzeile lesen: Knopf im Ohr hilft Smart nicht weiter. In der Unterzeile hieß es: Trotz elektronischem Spickzettel blieb die OB-Anwärterin blass – SPD-Kandidat nagelte sie fest.
    Auch Tom Piny hatte über den Vorabend geschrieben und getitelt: Wenn der Kopf leer ist, piepts im Ohr: CDU-Smart lässt sich vorsagen.
    Bereits mittags flatterte eine Gegendarstellung ins Haus. Smart bestritt, dass sie über einen Mini-Sender Informationen und Verhaltensmaßregeln von ihrem Manager entgegengenommen hatte.
    Peter Jansen teilte dem CDU-Wahlkampfbüro mit, dass die Gegendarstellung am nächsten Tag abgedruckt werden würde. Wir waren dazu nach dem Pressegesetz verpflichtet – unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Gegendarstellung.
    »Ich möchte den Rest des Tages freimachen«, kündigte ich Jansen an. »Ich muss mich um einen Freund kümmern.«
    »Radic?«
    »Ja.«
    »Okay«, sagte er sofort. »Lass dein Handy aber an – für alle Fälle.«
    Am frühen Nachmittag hatte ich einen Termin bei Nazmi Radics Anwalt.
    Ich erfuhr von ihm, dass Oberstaatsanwältin Cora Cosel Nazmi bereits einige Male vernommen hatte – ohne den gewünschten Erfolg. Nazmi gab zwar den Brandanschlag auf den Club zu, bestritt aber vehement, die Morde begangen zu haben. Wie die Waffe und die Ledermasken in seinen Besitz bekommen waren, konnte er sich nicht erklären.
    »Die kriminaltechnische Untersuchung hat ergeben, dass es sich tatsächlich um die Tatwaffe handelt, doch es fehlen Fingerabdrücke«, berichtete der Anwalt.
    »Was bedeutet das?«
    »Die Autowerkstatt des Herrn Radic ist auch für Fremde zugänglich – er schließt sie während der Mittagszeit nicht ab, auch wenn er nicht da ist. Es ist also durchaus möglich, dass ihm jemand die Sachen untergeschoben hat. Selbst die Staatsanwältin scheint nicht besonders davon überzeugt zu sein, dass Radic die beiden Männer

Weitere Kostenlose Bücher