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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Wollenhaupt
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Keller. Zu Hause angekommen, stellte ich fest, dass sich der Weißburgunder leider nicht im Kühlschrank befand. Fluchend schob ich ihn ins Eisfach und stellte die Eieruhr auf zehn Minuten. Anschließend rief ich den Pizzaservice an. Einmal Lucifer doppelt scharf .
    Kleist wollte weg. Und ich hatte keine Ahnung. Aber warum regte mich das eigentlich auf? Wir waren beide freie Menschen und wollten es auch bleiben. Dazu gehörte, dass ein jeder einen Ortswechsel vornehmen konnte, ohne den anderen zu fragen.
    Es klingelte. Der Wein war jetzt kühl. Ich nahm die Flasche aus dem Eisfach und entkorkte sie.
    Schon wieder schellte es – diesmal an der Haustür.
    »Pizzaservice«, rief eine Stimme.
    Ich öffnete und vor mir stand Kleist – eine Pappschachtel in der Hand.
    »Ich hab den Pizzaboten abgefangen«, strahlte er. »Gibst du mir was ab?«
    »Kein Problem.« Ich schloss die Tür.
    In der Küche teilte er die Pizza in zwei Hälften. »Viel zu viel Peperoni«, stellte er fest.
    »Es ist genug Löschwasser im Kühlschrank«, verkündete ich. »Und? Wie laufen die Ermittlungen? Oder laufen sie gar nicht mehr?«
    »Natürlich. Aber es ist immer noch schwierig. Die Italiener sind jetzt raus. Condi und Co. sind abgereist. BKA und Interpol bekriegen sich und der Mossad kocht sein eigenes Süppchen. Jetzt mischt auch noch der Innenminister mit und will sein ramponiertes politisches Ansehen aufpolieren – nach den Ermittlungspannen gegen den Nationalsozialistischen Untergrund. Er will eine neue Behörde gründen.«
    »Ich las davon«, sagte ich und schnitt ein Stück Pizza ab. »Das neue Abwehrzentrum gegen Extremismus und Terrorismus mit dir als Chef. Du machst Karriere.«
    »Ich habe nicht zugesagt. Erst will ich die Morde aufklären. Leider habe ich Grund anzunehmen, dass der Mossad dahintersteckt.«
    Ich horchte auf. »Der Mossad? Nicht Neonazis? Hab ich irgendwas nicht mitbekommen?«
    »Ich glaube, wir haben bisher in die falsche Richtung ermittelt«, erklärte Kleist mit leichtem Zögern.
    »Aha. Daniel Schatto ist also kein rechter Killer, oder was?«
    »Doch. Er hat die Mahlers und Cohn liquidiert. Aber nicht aus Rassenhass.«
    »Dann eben, weil er fünftausend Euro dafür bekommen hat«, sagte ich. »Das Ergebnis ist dasselbe.«
    »Ja, aber wir sind bisher davon ausgegangen, dass Schattos Auftraggeber der rechtsextremen Szene angehört. Doch Cohn hatte sich den Mossad zum Feind gemacht. Ich glaube, dass er über den israelischen Waffendeal mit Motte schreiben wollte. Das hätte das Geschäft vermutlich zum Platzen gebracht. Der Mossad wollte das verhindern. Israelische Zeitungen, für die Cohn gearbeitet hat, deuten an, dass im Vorfeld Millionen an Bestechungsgeldern an israelische Politiker geflossen sind.«
    »Und deshalb lässt der Mossad vier Leute abknallen? Das kann ich nicht glauben. Und warum Schatto dafür engagieren? Dieser Geheimdienst erledigt solche Sachen doch selbst, wie man überall nachlesen kann.«
    »Ein Neonazikiller macht sich viel besser«, entgegnete Kleist. »Nachdem man den deutschen Behörden in der Öffentlichkeit Blindheit auf dem rechten Auge attestiert hat, wagen sie es nicht mehr, gegenüber Israel aufzumucken.«
    »Und wie willst du das alles beweisen?«
    Er schaute mich ernst an. »Du wirst es schreiben. Wenn meine Thesen erst mal von dir öffentlich gemacht sind, wissen die Verantwortlichen, dass sie unter Beobachtung stehen.«
    »Und wenn du falsch liegst?«, fragte ich.
    »Dann hat eine vorwitzige Journalistin des Tageblattes mal wieder übertrieben«, lächelte er.
    »Na, klar«, sagte ich, hob das Weinglas, kicherte und prostete ihm zu. »Trinken wir auf gutgläubige Journalistinnen und die größte Zeitungsente des Jahrzehnts!«
    Nach den Rechten sehen
    Die Krankenschwester zog die Gardinen beiseite. »Sehen Sie mal, Frau Schmitz, wie schön die Sonne scheint! Und Besuch haben Sie auch.«
    Die Kranke saß aufrecht im Bett. Der Verband um ihren Kopf war weniger dick als noch vor zwei Tagen. Donka und ich nahmen an dem Besuchertischchen Platz.
    »Wie isses?«
    »Muss, Frau Grappa«, blinzelte Frau Schmitz. »Und die Kleine ist auch da.«
    »Donka war jeden Tag hier«, stellte ich fest. »Man hat sie nur nicht zu dir gelassen.«
    »Was machst du jetzt, Mädchen? Steht mein Laden noch aufrecht?«
    »Ich hab alles geputzt. Wirklich alles und aufgeräumt«, erzählte Donka. »Wenn du wiederkommst, du freuen.«
    »Das dauert noch ’ne Weile«, seufzte die Bäckerin. »Die wollen mich

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