Grauen im Pentagon
Gebäudes. Auch den mit der entsprechenden Nummer. Über der Eingangstür zum Konferenzraum 3 brannte ein rotes Licht, und gleichzeitig flimmerte die Schrift >Kein Eintritt auf.
»Wir sollten es trotzdem versuchen«, schlug Suko vor. Er griff bereits nach der Klinke. Enttäuscht mußte er feststellen, daß die Tür verschlossen war.
»Mist.«
»Dann haben sie etwas zu verbergen«, vermutete ich. »Sollen wir die Tür eintreten? Es wäre eine Möglichkeit!«
»Sicher. Aber welche Handhabe haben wir? Der reine Verdacht genügt nicht. Wir müssen schon etwas mehr in den Händen halten.«
Suko ging näher an die Tür heran und drückte sein Ohr gegen das Holz.
»Nichts zu hören«, meldete er. »Das Ding ist schalldicht.«
»Und eine Übertragung nach draußen wird es auch nicht geben«, murmelte ich.
Wir befanden uns allein in diesem Teil des Hotels. Vom Personal war auch niemand zu sehen.
Trotzdem hörten wir Schritte.
Verstecken wollten wir uns nicht.
Die Person, die aus einer bestimmten Richtung erschien und in den Gang lief, war mir unbekannt, doch Suko kannte sie.
»Li Mai«, sagte er so laut, daß die Frau es hören konnte.
»Wer ist sie?«
»Rushmores Privatsekretärin. Ich lernte sie an der Bar kennen. Sie ist nett, steht aber unter Druck. Irgendwie hat sie mich auch an Shao erinnert.«
Li Mai war stehengeblieben, als sie uns gesehen hatte. Sie kam mir vor wie jemand, der ein schlechtes Gewissen hatte, und sie traute sich auch nicht näher.
»Dann gehen wir zu ihr«, sagte Suko.
Ich blieb hinter meinem Freund, behielt aber Fi Mai im Auge, die mir den Eindruck machte, als wollte sie jeden Augenblick verschwinden. Da sie zu lange zögerte, erreichten wir sie, ohne daß sie auch nur einen Schritt zurückgegangen wäre.
Trotz der künstlichen Beleuchtung entdeckte ich die Blässe in ihrem Gesicht und auch die Schweißtropfen auf der Stirn. Sie trug ein dünnes Leinenkostüm, das sehr leger geschnitten war. Darunter ein rotes TShirt.
»Hallo«, sagte Suko. »So trifft man sich wieder. Ist die Konferenz schon vorbei?«
»J… ja.«
»Das klang mir aber nicht so.«
»Für mich.«
»Dann hat Ihnen Ihr Chef freigegeben. Wie nett.« Suko sprühte plötzlich vor Charme. So kannte ich ihn gar nicht. »Darf ich Ihnen vielleicht meinen Freund John Sinclair vorstellen?«
Ich verbeugte mich leicht. »Angenehm.« Ich war deshalb so förmlich, weil Li Mai keinerlei Anstalten machte, mir zur Begrüßung die Hand zu geben. Statt dessen warf sie mit einer schwungvollen Bewegung ihre dunklen Haare zurück.
»Ich muß jetzt gehen.« Sie lächelte gequält. »War nett, Sie kennengelernt zu haben.«
»Wollen Sie wirklich?« fragte Suko.
»Sicher, ich…«
»Die Bar ist leer. Wir könnten einen Drink nehmen.«
»Nein, Suko, nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Verstehen Sie mich, bitte. Ich mache hier keinen Urlaub. Ich bin im Dienst.«
»Das glaube ich Ihnen nur bedingt.«
»Wieso?«
»Hat Ihr Chef Ihnen nicht freigegeben? Er hält noch die Konferenz ab. In der Zwischenzeit können wir…«
»Ich muß aber das Protokoll schreiben.«
»Das können Sie auch später.«
Wir hatten die Eurasierin in die Enge getrieben, das war ihr genau anzusehen. Irgendwie tat sie mir leid. Gleichzeitig ahnte ich, daß sie etwas wußte und dieses Wissen auch für uns von ungeheurer Wichtigkeit war.
»Wovor haben Sie Angst?« fragte ich direkt.
Li Mai ging einen Schritt zurück. »Angst? Wieso?« Sie sprach plötzlich sehr hastig.
»Ja, ich frage, ob Sie Angst haben. Jedenfalls wirken Sie so auf mich, Li Mai. Was stört Sie?«
»Nichts stört mich.«
»Doch, Ihr Chef«, sagte Suko. »Ich habe gesehen, wie er Sie behandelt hat.« Der Inspektor deutete auf die Tür des Konferenzraumes. »Was geht dort vor, Li Mai?«
»Ich kann es Ihnen nicht sagen. Außerdem bin ich nicht dabei.«
»Dann sagen Sie uns wenigstens, worüber geredet wu rde.«
»Das ist unmöglich, Betriebsgeheimnisse dürfen an ke inen Fremden weitergegeben wercien.«
»Auch dann nicht, wenn diese Betriebsgeheimnisse Verbrechen zum Gegenstand haben?«
»Verbrechen?« hauchte sie.
»Ja, Verbrechen«, wiederholte Suko.
Li Mai war keine so gute Schauspielerin. Sie wußte genau, worum es ging. Das lasen wir ihrem Gesicht ab. Suko kannte sie besser als ich, deshalb überließ ich meinem Partner auch die Initiative. Er legte beide Hände auf ihre Schulte rn. »Li Mai, Sie müssen reden! Wenn Sie schweigen, wird möglicherweise Schlimmes geschehen. Ein
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