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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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doch ich drehte mich nicht um.
    „Hat er dir gesagt, du sollst mir folgen?“, fragte ich säuerlich.
    „Ja“, meinte Kraven. „Ich bin nur ein kleiner Fußsoldat, der Befehle befolgt.“
    Ich stöhnte frustriert. „Na super. Er ignoriert einfach, worum ich ihn gebeten habe.“
    „Deine charmante Wunschliste? Na ja, wer weiß. Vielleicht ist das hier eine einmalige Angelegenheit. Ich will ja nicht deine neue Girlpower-Demonstration ruinieren.“
    „Danke. Ich kenne den Weg nach Hause.“
    Ich kümmerte mich nicht weiter um ihn, aber wie beim letzten Mal stieg er mit mir in den Bus, als dieser kam. Er setzte sich vor mich, und zwar so, dass er mich sehen konnte.
    „Was geht?“, fragte er.
    „Willst du mich ärgern?“
    „Klappt es?“
    „Ja.“
    „Du bist schlecht drauf. Hatte da vielleicht jemand heute Abend einen Streit mit seinem Liebsten?“ Er verdrehte die Augen. „Ihr beide seid echt zu viel für mich, schon wenn ihr nicht zusammen seid. Aber wenn ihr dann auch noch zusammentrefft … Bitte erspart mir eure Dramen.“
    Ich versuchte, nicht auf den Köder anzuspringen. „Ich bewundere es, wie wunderbar du Tod und Chaos wegstecken kannst.“
    „Ja, das ist eine echte Gabe.“
    Ich schaute ihn an. „Die du erlangt hast, bevor Bishop dich getötet hat?“
    Sofort verschwand sein Grinsen. „Du weißt wirklich, wie man einen schönen Abend kaputt macht. Ist das vielleicht noch so ein besonderes Talent von dir? Wie Gedanken lesen und das alles?“
    „Erzähl mir doch einfach, was damals passiert ist.“
    Jetzt lächelte er kühl. „Das könnte ich wohl tun. Aber du solltest vorher etwas über mich wissen, Samantha. Nämlich, dass du niemals glauben solltest, was ich sage.“
    Es war einer dieser seltenen Momente, ich denen ich den Panzer des Dämons durchbrochen zu haben glaubte und den wahren James vor mir sah. Das spornte mich an. „Du hast mich gerade Samantha genannt.“
    „So heißt du doch, oder?“
    „Ja. Aber du nennst mich normalerweise Gray-Mädchen oder Süße.“
    „Zwei liebevolle Spitznamen.“
    „Zwei sarkastische Titulierungen.“
    „Bla, bla, bla.“
    Und schon versteckte er sich wieder hinter seiner ironischen Fassade. Ich musste mich am Sitz festhalten, da der Bus um eine Kurve fuhr. Mein Dolch bohrte sich in meinen rechten Oberschenkel. Ich erinnerte mich daran, wie Bishop mich in meinem Schlafzimmer besucht und sich vor mich gekniet hatte, um den Dolch zu befestigen.
    „Ich weiß wirklich nicht, was ich von dir halten soll, Kraven“, sagte ich und schaute dabei aus dem Fenster.
    Er grinste. „Soll das heißen, du denkst an mich? Vielleicht sogar unter der Dusche?“
    „Das hättest du wohl gerne.“
    „Wo ist dieser elende Flaschengeist, wenn man ihn braucht?“
    Ich versuchte, hinter seinen sarkastischen Sprüchen den wahren Kraven zu erkennen. „Es tut mir leid, was damals geschehen ist. Wirklich. Ich weiß, wie viel er dir bedeutet hat.“
    Seine Miene erstarrte. Plötzlich stand Schmerz in seinen bernsteinfarbenen Augen. „Vergiss es. Ich habe es auch vergessen.“
    „Ja, klar.“
    Mir war es gelungen, den Dämon zum Schweigen zu bringen, obwohl ich doch so gerne gehabt hätte, dass er sprach! Trotzdem ließ ich die Sache fürs Erste auf sich beruhen.
    Der Bus hielt an und ich stieg aus, meinen Knöchel dabei so gut wie möglich entlastend. Ich war zwar keine Expertin, aber ich hatte den Eindruck, dass es schon viel besser war. Wahrscheinlich war es doch nicht ganz so schlimm, wie ich zunächst befürchtet hatte.
    Es überraschte mich, dass Kraven mir tatsächlich immer noch folgte. Ich war nun wirklich alles andere als nett zu ihm gewesen.
    „Willst du jetzt reden?“, fragte ich, ohne mich umzudrehen.
    „Vielleicht solltest du dich besser auf deine eigenen Probleme konzentrieren, anstatt dich mit anderer Leute Erlebnissen abzulenken. Was passiert ist, wird dadurch nicht geändert.“
    Er kannte mich wohl ein bisschen zu gut. „Darf ich dir wenigstens ein paar Fragen stellen?“
    Ich wartete, bis er mich eingeholt hatte und wir nebeneinander hergingen. Er wirkte so ernst, dass ich zum ersten Mal eine Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Bruder wahrnahm. Die Form der Augen, die Wangenknochen, die Kieferknochen. „Wieso? Bist du so wahnsinnig verliebt in ihn, dass du denkst, wenn du alles über ihn weißt, könntest du ihn retten?“
    Seine Worte waren wie ein Schlag in die Magengrube. „Jetzt werd mal nicht komisch.“
    „Oder willst du vielleicht mich

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