Grenzwärts
klettert.
»Siehste, geht doch«, sage ich beruhigend zu Jule, »Testlauf bestanden. – Jetzt wir, okay?«
Jule starrt nur gebannt auf den Fluss, die blanke Angst im Gesicht.
»Ich kann das nicht«, flüstert sie immer wieder wie ein kleines Mädchen, »ich kann das nicht …« Trotzdem lässt sie sich von mir mitziehen, wenn auch sehr widerstrebend.
»Halt dich einfach nur an mir fest.«
Jetzt wird es ziemlich steil und schnell tiefer. Die Strömung zerrt an uns wie mit tausend kalten Händen und reißt uns fast um. Mit Armen und Beinen klammert sich Jule an mich, und erneut steigt eine ungeheure Erregung in mir auf. Was ist mit mir? Warum macht mich ihre Angst nur so geil?
Kraftvoll stoße ich mich vom Grund ab, Jule quietscht angstvoll auf, die Strömung reißt uns sofort mit und wirbelt uns herum.
Aussteuern, denke ich, nur aussteuern. Mühsam versuche ich, den Kurs zu halten, was nicht so einfach ist, denn Jule hält mich so fest umklammert, dass ich mich kaum bewegen kann. Wir tauchen unter und wieder auf. Die Äste des Baumes auf der Geröllinsel rasen auf uns zu. Jetzt! Ich schnelle aus den Fluten, greife mir einen Ast – und ein stechender Schmerz durchfährt mich. Das war der falsche Arm, der angeschossene linke, verdammt, und der Ast entwischt mir.
»Ah«, kreischt Jule gurgelnd, und wir tauchen in den Stromschnellen unter. Luftblasen um uns herum, ich sehe ihr panisches Gesicht vor mir, vom langen Haar umwogt, dann tauchen wir wieder auf. Jule hustet erstickt, prustet Wasser.
»Oh Gott«, schreit sie gellend, »wir ertrinken!«
Die hetzt uns echt noch die Grenzer auf den Hals, denke ich. Ein Andreas Kudella ersäuft nicht, begreif das endlich!
Und bevor sie noch weiter herumkreischen kann, presse ich ihr meine Lippen auf den Mund. Küssen ist besser als schreien. Ich küsse sie, über und unter Wasser, ich kann nicht mehr aufhören, sie zu küssen. Die Strömung spült uns in flacheres Wasser, ich spüre sandigen Grund unter mir und Jules zitternden Körper. Sie ist halb ohnmächtig, und ich küsse ihr Gesicht, ihren Hals, spüre ihren feuchten Rollkragenpulli an meinen Lippen. Lange, nasse Haarsträhnen kleben in ihrem Gesicht, wir wälzen uns im seichten Wasser herum, und mir ist kalt und heiß zugleich. Ich kann nicht aufhören, sie zu küssen, sie abzuknutschen, meine Lippen fahren über ihre Wangen, ihren Hals, über ihre Schultern, die Rundungen ihrer Brüste. Deutlich treten sie unter dem klatschnass am Körper klebenden Anorak hervor, und es macht mich an, es macht mich so unheimlich an.
»Kudella«, stöhnt sie atemlos und bäumt sich schwach unter mir auf, »Kudella, was tust du …«
Ich liebe dich, Süße. Oh Gott, nie habe ich dich so geliebt wie jetzt. Mit allen Sinnen begehre ich deinen Körper, deinen schlanken, vor Kälte zitternden Leib. Mit den Zähnen öffne ich den Reißverschluss deines Anoraks, meine Hände fahren unter deinen Pulli, massieren deine Brüste, ich küsse deinen nackten, porzellanbleichen Bauch.
»Kudella, nicht«, stößt sie keuchend hervor, »hör auf …«
Nein. Ich kann nicht aufhören, Süße, geht einfach nicht, das musst du doch spüren. Gierig zerre ich dir die nassen Jeans von den Hüften, zerfetze deinen Slip und befreie meinen drängenden Schwanz aus der Enge meiner Hose.
»Nein«, schluchzt sie auf, »nein, bitte nicht, Kudella, bitte nicht …«
Hab dich nicht so! Das muss jetzt sein. Ich kann nicht anders. Das ist ein Stück weit auch Natur. Und ich liebe die Natur, genau wie du, sie ist ja so geil, die Natur, du bist geil, ich bin geil, wir sind geil! Wie du dich windest in deinem nassen Anorak, wie du stöhnst und schreist, feuchte Haarsträhnen im Gesicht, dein Atem geht immer schneller, deine Hände krallen sich in meine Schultern, dass es schmerzt. Ja, ich spüre dich, ich spüre dich wie mich selbst, ich dringe in dich ein, mit immer schneller werdenden Stößen. Oh Gott! Jule! Baby! Lia! Ich hebe ab, explodiere, fülle dich mit meinem heißen Saft. Oh, Wahnsinn! Heilige Scheiße, das ist ja echt das Größte, das Allergrößte, Wahnsinn, Wahnsinn! – Wahnsinn!
52
DIE VÖGEL ZWITSCHERN in den neuen Tag, eisiges Wasser plätschert um uns herum. Schwer atmend liege ich auf Jule drauf. Sie schlottert erbärmlich, starrt mit feuchten Augen ins Nichts.
Was habe ich getan, denke ich entsetzt. Oh Mann, was habe ich nur getan!
Vorsichtig lasse ich von ihr ab und schließe meine Hose.
»Tut mir leid«, stammle ich.
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