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Gretchen: Ein Frankfurter Kriminalfall (German Edition)

Gretchen: Ein Frankfurter Kriminalfall (German Edition)

Titel: Gretchen: Ein Frankfurter Kriminalfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Berger
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macht ja die Ursel (alles andere waschen die Susann und die Christiane selbst). Und nicht nur, dass die Ursel sich bestimmt über eindeutige Flecken wundert, wo doch kein einziges Ehepaar derzeit im Haus wohnt, und sie garantiert sofort ihre kleine Schwester verdächtigen würde. Es kommt hinzu, dass sie die gewaschenen Laken stückweise abrechnet. Mit so wenigen Schlafgästen wie im Moment wird also sicher die Frau Bauerin aufmerken, wenn ein Stück mehr als erwartet aus der Wäsche kommt.
    Aber das fällt der Susann erst am Mittag ein. Da ist schon die erste Begegnung mit dem Bonum vorüber, der ihr so einen vieldeutigen Blick zugeworfen hat beim Gruß, mit gehobener Braue, aber der Frau Bauerin hat er wohl von ihrer gestrigen langen Abwesenheit nichts verraten. Was sie ihm hoch anrechnet.
    Eigentlich hatte die Susann sowieso eben aufgeatmet. Richtig aufgeatmet. Nicht nur wegen dem Bonum. Seit dem Morgen schon hatte sie ein Ziehen im Rücken und im Bauch gehabt, und nachdem sie vorhin in der Bierstube das Mittagessen der Familie Bauer abserviert hat, sieht sie mal nach und entdeckt tatsächlich braunrotes Geschmier zwischen den Beinen und am Hemd. Bei ihr geht es also auch los. Viel zu früh eigentlich. Aber das kennt sie schon: Wenn’s bei der Christiane so weit ist, dann dauert’s auch bei ihr nicht mehr lang. Und sie schickt, glücklich auf dem Nachttopf sitzend, gleich ein Gebet in den Himmel und bedankt sich beim Herrn Jesus, dass er den Kelch hat an ihr vorübergehen lassen. Das Allerschlimmste wenigstens, das Undenkbare ist ihr erspart geblieben. Aus allem anderen kann sie sich irgendwie rausreden. Da wird ihr schon was einfallen.
    Wie mit dem Laken jetzt. Das muss doch zu lösen sein. Und sie fasst einen Plan, nach dem Prinzip, dass das, was man offen zeigt, nicht verdächtig ist.
     
    Erst mal will sie ihre Erleichterung teilen. «Ich fang auch grad an zu bluten», informiert sie die Christiane, als die die Küche betritt, in einem Ton, der sich alles andere als leidend anhört.
    «Nichts Neues», sagt die Christiane, «immer wenn ich’s hab, geht’s bei dir auch los.– Hätt ich nur so wenig Bauchschmerzen dabei wie du.» Und sie knallt schlechtgelaunt einen leeren Weinkrug auf den Tisch. «Geizkragen», flucht sie. «Der Herr wünschen morgen kein Essen. Der Herr wünschen morgen andernorts zu speisen.»
    «Wer?», fragt die Susann.
    «Der Holländer.»
    «Ach so.»
    «Du Susann, wo’s bei dir ja immer nicht so arg blutet wie bei mir, kannst mir vielleicht wieder dein zweites Hemd leihen? Ich wasch’s dir auch.» Wobei die Christiane zur Truhe der Susann spaziert und nach dem Deckel greift.
    «Nein!», schreit die Susann, rast wie der Blitz hin und knallt den Deckel wieder zu.
    Die Christiane starrt sie an. «Sag mal, was ist denn mit dir los? Du hast sie doch nicht mehr alle. Brüllst hier rum wegen einem Hemd!»
    «Ich brauch mein Hemd selber. Tut mir leid.»
    Und dann fasst sich die Susann, zwingt sich, sich nicht etwa auch noch draufzusetzen auf die Truhe, damit bloß die Christiane die Perlen nicht findet. Stattdessen schultert sie scheinbar ruhig den Wassereimer und schlendert fröhlich pfeifend durch die Bauerische Stube auf den Hof hinaus.
    Vom Pfeifen wird ihr gleich wieder leichter, als wäre alles so wie immer, als wäre gestern gar nichts passiert. Ist ja auch eigentlich nichts passiert. Nichts wirklich Schlimmes. Nur jetzt geschickt sein und die Sinne beisammenhalten.
    Am Brunnen pumpt sie den Eimer voll, stapft, schief durch das Gewicht, weiter zur Waschküche, stößt die knarrende Tür mit dem Fuß auf und schleppt den Eimer zum Bottich. Da hat sie nämlich vorhin etwas vorbereitet. Und zwar unbemerkt, während die Christiane ihm seine Mahlzeit abräumte. In der Zeit hat sie einen Krug mit einem Weinrest vom Bauerischen Tisch hierhergeschmuggelt.
    Jetzt muss es schnell gehen: Sie fischt das inkriminierende Laken aus der Wäsche, nimmt Seife und spült und schrubbt die verdächtigen Flecken überm Eimer so fest und rasant aus dem Leinen, dass ihr geradezu heiß wird trotz des eisigen, die Hände lähmenden Wassers. Dann hält sie einen trockenen Zipfel vom Laken in den Weinkrug, bis das Restchen Wein darin aufgesogen ist, und steckt das ganze Laken in ein leeres Fass. Darüber schüttet sie das übrige Wasser und walkt einmal durch. Den leeren Weinkrug versteckt sie hinter den Fässern.
    An der Pumpe macht sie den Eimer nochmals voll und schleppt ihn pfeifend über den Hof in die

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