Griechisches Feuer
es ihr, seinen Name auszusprechen.
"Constantine ..."
Er drehte sich um, und zu ihrer Überraschung schien er weder ärgerlich, feindselig noch wütend zu sein. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass er ganz entspannt wirkte und, ohne zu zögern, auf sie zukam.
"Geht's dir jetzt besser?"
"Viel besser, danke, Constantine." Grace atmete tief durch.
"Ohne eine Dusche fühle ich mich einfach schrecklich."
Der flüchtige Kuss, den er ihr auf das frisch gewaschene Haar gab, überraschte sie noch mehr als seine Reaktion auf ihr Erscheinen. Grace hatte das Gefühl, als wäre sie nur eine entfernte Verwandte oder Bekannte und nicht seine leidenschaftliche Geliebte, mit der er seit mehr als vier Monaten das Bett teilte und deren Körper er bis ins Detail kannte.
Aber sie durfte nicht vergessen, wie stolz er war. Wenn er zurückgewiesen wurde, würde sein Stolz ihn davon abhalten, es noch einmal zu versuchen. Also tat er so, als wäre nichts geschehen, und benahm sich äußerst höflich und untadelig, damit niemand seine wahren Gefühle erraten konnte.
"Möchtest du vielleicht etwas Kaltes trinken?" Constantine zeigte auf einen Tisch, auf dem Wein-und
Mineralwasserflaschen standen. "Oder möchtest du lieber Tee?
Ich kann nach Floriana klingeln."
"Nein, das brauchst du nicht. Mineralwasser ist genau richtig, danke."
Was für eine gekünstelte Antwort! dachte sie. Mit steifen Schritten ging sie zum Ende der Terrasse. Sie lehnte sich an die Mauer und blickte auf den Garten, an dessen Ende der Strand und die Ägäis lagen. Tagsüber war das Wasser türkisblau, aber jetzt waren die sanft ans Ufer schlagenden Wellen in das goldene Licht der Abendsonne getaucht.
Hinter sich hörte Grace, wie zischend eine
Mineralwasserflasche geöffnet, Eis in ein Glas gegeben und Wasser eingefüllt wurde. Aber sie brachte nicht die Kraft auf, sich umzudrehen.
Genau hier hatte Constantine sie gebeten, seine Frau zu werden. Er hatte nicht vor ihr gekniet, nein, dazu war der Kiriazis-Stolz zu groß, aber er hatte ihr einen wundervollen Diamantring hingehalten und mit heiserer Stimme gesagt:
"Grace ..."
Für einen Sekundenbruchteil war Grace sich nicht sicher, ob die Stimme der Vergangenheit angehörte oder nicht, und erst als Constantine ihren Namen wiederholte, bemerkte sie, dass er direkt hinter ihr stand. Sie drehte sich so schnell um, dass sie ihm fast das Kristallglas aus der Hand geschlagen hätte.
"Es tut mir Leid. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders!"
"Das habe ich gemerkt", sagte er spöttisch. "Das Meer hat dich ja schon immer fasziniert."
Glaubte er wirklich, dass es nur das Meer gewesen sei, das sie abgelenkt hatte? Erinnerte er sich wirklich nicht mehr an diese besondere Nacht, an die Liebe, die sie beide verbunden hatte? Anscheinend nicht.
Schnell trank Grace einen Schluck Wasser. Constantine durfte nicht merken, was sie fühlte. War es nicht ihre Schuld gewesen, ihr fehlendes Vertrauen, das die Liebe zwischen ihnen unwiderruflich zerstört hatte? Constantine empfand nur noch Verachtung für sie, wieso also sollte er diesen Ort als etwas Besonderes ansehen? Der Zauber war für immer verflogen.
"Wenn du das ganze Jahr über in London wohnst, dann freust du dich auch darauf, das Meer zu sehen." Erleichtert nutzte Grace die Gelegenheit, um wieder über das Wasser zu blicken.
So wenigstens merkte er nicht, dass in ihren Augen Tränen standen. "Morgen früh möchte ich gleich an den Strand gehen, um zu baden. Ich kann es gar nicht erwarten."
"Warum gehen wir nicht jetzt schon?" schlug Constantine vor. "Wir haben noch Zeit bis zum Abendessen. Zum Schwimmen wird es nicht reichen, aber du kannst ja schon einmal die Füße ins Wasser stecken."
"Eine ganz tolle Idee!"
Freudestrahlend stellte Grace das Glas ab und hielt Constantine die Hand hin. Zu ihrer Erleichterung nahm er sie und führte Grace die Stufen zum Garten hinunter.
Die Dunkelheit brach gerade herein, als sie den Weg zum Strand entlanggingen. Rechts und links standen dicht an dicht Obstbäume und Pinien. Es war sehr ruhig, nur das leise Rauschen der Wellen war zu hören.
Sie hatten kaum den kleinen, geschützten Strand erreicht, als Grace schon ihre Sandaletten abstreifte und zum Meer lief. Mit einem leisen Freudenschrei ließ sie sich das warme Wasser der Brandung über die Füße laufen.
"Du freust dich wie ein Kind!" Sie wusste nicht, ob Constantine nun belustigt war oder ob ein leiser Tadel in seiner Stimme mitschwang, aber es war ihr
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