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Griffin, Forrest u. Krauss, Erich

Griffin, Forrest u. Krauss, Erich

Titel: Griffin, Forrest u. Krauss, Erich
Autoren: Voll auf die Zwölf
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erledigte ihn. Mein zweiter Kampf an diesem Abend verlief ähnlich. Ich ging schnell auf meinen Gegner zu und versuchte, ihm einen Tritt gegen den Kopf zu verpassen, obwohl ich bisher noch keine Headkicks trainiert hatte. Zu der Zeit trainierten wir nur Streetfight-Techniken, und im Gym waren wir uns einig, dass Tritte gegen den Kopf in einer Schlägerei keine besonders gute Idee waren. Man kann dabei schnell das Gleichgewicht verlieren und stürzen, oder der Gegner packt dein Bein. Ich weiß also nicht, warum ich es tat, aber es funktionierte. Mein Gegner fiel hin, ich warf mich auf ihn und zwang ihn mit einem weiteren Armhebel zum Abklopfen.
    Ob ich viel aus meinen Toughman-Auftritten und aus meinen ersten beiden MMA-Kämpfen gelernt habe? Jedenfalls dieses: dass ich so ziemlich alles falsch gemacht habe. Ich hatte meine Kräfte nicht richtig eingeteilt und mich sogar kurz vor dem ersten MMA-Kampf verletzt (Ken Shamrock wäre stolz darauf). Aber es wäre ja witzlos, wenn man von Anfang an alles richtig machen würde. Das Tolle an diesem facettenreichen Sport ist, dass er einem Möglichkeiten zur Verbesserung bietet. Aus meinen Fehlern habe ich gelernt, dass ich mit meinen Kräften haushalten muss und dass man in den Minuten, bevor man in den Ring gerufen wird, kein hitziges Sparring mehr machen darf. Stattdessen sollte man leichtes Pratzentraining absolvieren und noch einmal üben, wie man aus ungünstigen Positionen entkommt und Abläufe miteinander verbindet. Wenn der Aufwärmpartner grob wird, lässt man ihn stehen und sucht sich jemand anderen, der beim Aufwärmen hilft. So etwas lernt man mit der Zeit. Ich hatte jedenfalls das Glück, meine ersten Kämpfe zu gewinnen, das macht es wesentlich leichter, bei der Stange zu bleiben. Aus diesem Grund kann ich nur empfehlen, sich anfangs nicht mehr vorzunehmen, als man bewältigen kann. Wenn euch also ein Promoter einen Gegner vorsetzen will, der schon zwanzig Kämpfe hinter sich (und nicht 19 davon verloren) hat, dann sucht euch lieber jemanden in eurer Leistungsklasse. Meine Empfehlung ist: Kämpft gegen jemanden mit einem Handicap, das ihr nutzen könnt. Aber kämpft nicht gegen geistig Behinderte. Sie haben abnorme Kräfte und geben nie auf.
    Kämpfen ist Kopfsache
    Jeder kluge Börsenmakler weiß, dass die Vergangenheit kein guter Indikator für die Zukunft ist, aber sie ist nun mal der einzige Indikator, den wir haben. Das gilt auch für das Kämpfen, und deshalb ist die Analyse von Videoaufnahmen früherer Kämpfe eures Gegners so wichtig. Auch wenn es monoton und langweilig sein kann, gehört das für euch und eure Trainer vor jedem neuen Kampf dazu. Und ihr solltet die Videos nicht einfach nur anschauen. Ihr müsst sie mit wissenschaftlicher Genauigkeit analysieren, um Muster zu entdecken. Wenn ihr es richtig macht, kennt ihr die Stärken und Schwächen eures Gegners schon vor dem Kampf. Das ist, als ob ihr einen Cheat für ein Computerspiel bekommt.
    Ich achte dabei hauptsächlich auf Angewohnheiten. Bei der Videoanalyse vor meinem Kampf mit Quinton Jackson um den UFC-Halbschwergewichtstitel konnte ich einige seiner Muster entdecken. Seine Lieblingskombinationen waren linker Haken, rechter Aufwärtshaken oder linker Haken, rechter Haken. Außerdem erkannte ich, dass er sehr schwer zu treffen war. Da er die Ellbogen eng am Körper hielt und dabei trotzdem entspannt blieb, war er ein Meister im Abblocken geworden. In seinen bisherigen Kämpfen hatten ihm diese beiden Angewohnheiten entscheidende Vorteile verschafft. Meistens wartete er darauf, von seinem Gegner mit einer Kombination angegriffen zu werden, blockte die Schläge und reagierte mit einer seiner Lieblingskombinationen. Da der Gegner nach diesem Schlagabtausch meist seine Deckung aufgab, konnte Quinton mit seiner starken Rechten erheblichen Schaden anrichten.
    Dieses Wissen hatte ich im Hinterkopf, als ich mit meinen Trainern eine Strategie ausarbeitete. Dazu gehörte, dass ich ihm kontinuierlich mit links gegen den Kopf treten sollte. Ich wusste zwar, dass er die meisten Tritte blocken würde, aber es ging mir darum, seinen rechten Arm möglichst stark zu beschädigen und so zu schwächen. Um seine Angriffe zu verlangsamen und Takedowns zu verhindern, wollte ich ihm immer wieder gegen die Beine treten. Und um seine bravouröse Deckung zu durchdringen, würde ich ihn mit Kniestößen gegen den Körper traktieren. Aber den vermutlich größten Nutzen aus der Videoanalyse zog ich im Hinblick darauf,
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