Grim - Das Erbe des Lichts
uns wieder«, zischte er, und seine Augen flammten vor Verachtung. »Und dann wirst du derjenige sein, der flieht!«
Er riss an den Zügeln seines Panthers. Das Tier fauchte, fuhr dann herum und sprang mit einem einzigen Satz durch den brechenden Zauber über dem Wald.
Grim hielt den Atem an, er hörte, dass die Alben sich entfernten. Schnell kam er auf die Beine. Hortensius stürzte zu Carven und band den Jungen los, doch Grim konnte sich nicht von dem toten Alb abwenden. Ungehindert sickerte sein Blut in den Waldboden, kein Nebel kam, um ihn zurück ins Leben zu holen. Stattdessen tanzten goldene Funken über seine Haut und zischten leise.
»Ist er wirklich ... tot?«, flüsterte Remis und schaute zu Rosalie hinüber, die sich lautlos in ihre kleinere Gestalt zurückverwandelte.
»Nein«, erwiderte Larvyn an ihrer Stelle. »Wie jeder Schattenalb hat auch er sein Herz in die Zwischenwelt verbannt. Erst wenn dieses Herz stirbt, kann auch der Alb vernichtet werden. Bald schon wird der goldene Zauber erlöschen, mit dem ich die Welten voneinander trennte, denn er hält stets nur für eine kurze Zeit — dann haben die Alben wieder Zugriff auf ihre Lebenskraft und können sich regenerieren.«
Remis zog schaudernd die Schultern an. »Und dann wird dieser Kerl da aufstehen, als wäre gar nichts passiert.«
Grim hob den Blick und sah Larvyn in die Augen. »Ihr habt uns geholfen. Ihr habt Eure Schuld beglichen und einem Menschenkind das Leben gerettet. Ich dachte, ich wüsste, wer Ihr seid, aber jetzt ...« Er hielt inne. »Woher stammt Euer Wissen über die Schattenalben?«
Da flog Rosalie näher heran. »Heute ist sein Name Larvyn«, sagte sie mit einem Lächeln. »Doch in früherer Zeit hieß er Jhurmal Thronnegar.«
Grim hob überrascht die Brauen. Für einen Moment klang Lyskians Stimme in ihm wider.
Nur mit vereinten Kräften konnten die übrigen Alben unter der Führung des Elfenherrschers Jhurmal Thronnegar die Schattenalben in die Zwischenwelt verbannen.
»Gemeinsam mit Feen, Zwergen und Dämonen entwickelten meine Alchemisten einen Zauber«, sagte Larvyn, als hätte er Grims Gedanken gehört. »Mit ihm gelang es uns, die Schattenalben einst zu verbannen. Seit der Alten Zeit befindet sich dieser Bannzauber im Besitz der herrschenden Feen.«
Grim erinnerte sich an das Amulett, das die Schneekönigin um den Hals getragen hatte. Larvyns Blick ruhte auf ihm, als der Elfenkönig fortfuhr: »Um die Alben zu verbannen, müsst ihr der Königin den Bannzauber abnehmen. Und um das zu tun ...«
»... muss sie besiegt werden.« Grim nickte düster. Er fuhr sich über die Augen und schaute zu Carven hinüber, der langsam auf die Beine kam. Grim lächelte, als der Junge ihn ansah, doch vor seinem inneren Auge erschien das höhnische Gesicht der Schneekönigin, und er hörte die Worte des Elfenkönigs in sich widerhallen:
Noch ist er ein Kind.
Und als hätte Larvyn seine Gedanken gehört, hob er den Kopf, schaute Grim mit düsterem Schleier über den Augen an und fügte in Gedanken hinzu:
Aber nicht mehr lange.
Remis schlug mit der rechten Faust in seine linke Handfläche, dass es ein klatschendes Geräusch machte. »Und genau das werden wir tun«, sagte der Kobold entschlossen. »Wir werden die Königin in die Knie zwingen und die verfluchten Alben in ihre Welt zurückschicken! Die Dryaden haben unseren Weg frei gemacht — wir sollten keine Zeit verlieren!«
Grim unterdrückte ein Lächeln, als er bemerkte, dass Remis zu Rosalie hinüberschielte. Offensichtlich war er bemüht, vor der Elfe als wackerer Held dazustehen — und anscheinend machte er seine Sache nicht schlecht.
»Wartet!« Rosalie schwirrte heran und blieb dicht vor Remis in der Luft stehen. Sie umfasste die Kette, die sie um den Hals trug, mit der Faust. »Wir kennen uns schon lange. Doch erst jetzt habe ich dein Leben gerettet — und du das meine. So etwas geschieht nicht oft zwischen unseren Völkern, und daher ...« Sie löste ihre Faust von der Kette, ergriff Remis' linke Hand und strich sanft über seine Finger. Dann schwirrte sie ein Stück weit von ihm zurück, während er mit einem Ausdruck haltlosen Staunens auf seine Hand schaute. Etwas Goldenes lag darin — es war eine Hälfte der Erdnuss, die Rosalie um den Hals getragen hatte. Die andere Hälfte hing noch immer an ihrer Kette.
Ehrfürchtig nahm Remis das Geschenk zwischen die Finger und murmelte einen Zauber, der sich als dünnes Lederband mit der Erdnuss verband. Ohne Rosalie aus
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