Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU
richtig, äh, britisch.« Er hielt inne, sann offensichtlich über den Namen nach.
Melrose spann den Faden weiter. »Sie erinnern sich, wie erfreut die waren, als wir bei ihnen hereinschneiten«, sagte er an Jury-gewandt.
»Es könnte doch sein, dass die Shoesmiths die letzten waren, die Mrs. Gault und ihren Sohn lebend gesehen haben.«
Während diese etwas unheimliche Bemerkung in der Luft hing, musste Jury wieder an die unauffälligen, liebenswürdigen Besitzer von Lark Cottage denken und lächelte. Dass die Shoesmiths Glynnis Gault und ihren Sohn um die Ecke gebracht hätten, überstieg seine Vorstellungskraft doch um einiges.
Major Champs meinte: »Man fragt sich doch, ob dort womöglich etwas passiert ist. Was sind das für Leute, diese Shoesmiths?« Wieder umwölkte sich seine Stirn ob des Namens. »Kommt mir doch ein wenig merkwürdig vor.«
»Diese Bemerkung, die Glynnis der Maklerin gegenüber machte«, sagte Colonel Neame, »dass das Haus ein bisschen übertrieben wäre
- kommt darauf an, was man unter >übertrieben< versteht, meine ich.«
Melrose sagte: »Das Cottage liegt doch recht abgeschieden, besonders für ein älteres Ehepaar.«
»Worauf wollen Sie hinaus ?«, fragte Jury. »Dass die Shoesmiths ihnen ein wenig Laudanum in den Tee taten und die beiden dann in den Wald hinausschleppten? Klingt ziemlich unwahrscheinlich. Ließe sich das nicht einfach klarstellen, indem man die verschiedenen Zeiten überprüfte, zu denen Glynnis Gault gesehen wurde? Im Lark Cottage und im Pub und dann noch bei Marjorie Bathous im Büro von Forester?«
Alle, Melrose inbegriffen, starrten ihn an wie ein ungezogenes Kind, das ihnen Stecknadeln in den Luftballon gepiekst hatte. Jury, der Spielverderber.
Melrose sagte: »Es ist eine andere Art, an die Sache heranzugehen.«
»Ja, da haben Sie Recht.« Jury machte einem der Kellner ein Zeichen und bat um ein Telefon. »Haben Sie denn kein Mobiltelefon?« »Doch, aber das ist nie richtig aufgeladen. Ich hasse Handys. Die sollten verboten sein, außer in Notfällen.«
»Sie sind aber doch Polizist. Sie haben doch nur mit Notfällen zu tun. Hätten Sie damals im Dezember eines dabeigehabt, es hätte sich als verdammt nützlich erwiesen.«
Jury nickte. »Da haben Sie sicher Recht.« Er hatte die Nummer eingegeben und sagte nun zu der Stimme am anderen Ende der Leitung: »Wiggins, Sie müssen was für mich erledigen. Ein Ehepaar namens Shoesmith in Surrey, Vornamen Maeve und Robert, in der Nähe des Dorfes Lark Rise. Tun Sie sich mal um und schauen Sie, was Sie herauskriegen können, ja? Danke.« Er machte Schluss.
Die drei machten hocherfreute Gesichter, weil Scotland Yard sie endlich ernst nahm.
Was natürlich nicht stimmte. Doch Jury fuhr fort: »Es gibt auch noch andere Möglichkeiten. Mrs. Gault und ihr Sohn hätten im Pub zu Mittag essen, dann zum Lark Cottage und erst ganz zum Schluss zum Winterhaus fahren können. Eine Frau hat sie übrigens vor dem Winterhaus gesehen, wie wir erfahren haben. Sie sah Glynnis Gault neben ihrem Wagen stehen, der Junge saß vermutlich drin. Wenn wir das zeitlich festlegen könnten, ließe sich auch bestimmen, wo sie zuletzt gesehen wurde. Und wann die beiden im Lark Cottage waren -«
»Und wie legen wir die Zeit fest, wenn die Shoesmiths lügen?«, wollte Melrose wissen.
»Sie meinen allen Ernstes, die führen etwas im Schilde?«
»Nein. Ich lasse nur die Möglichkeit offen.«
Was tat Plant hier eigentlich, schlug er sich etwa auf die Seite der beiden anderen? Sie waren natürlich höchst liebenswürdige Gestalten, und Colonel Neame war auch absolut nicht auf den Kopf gefallen. (Für Major Champs' Geistesgaben würde Jury allerdings nicht die Hand ins Feuer legen.) Es schien, als bildeten sie ein Trio mit den gleichen Ideen und Erkenntnissen. Melrose saß da, schmauchte eine von Champs' Zigarren und bedachte Jury mit dem gleichen stählernen Blick, mit dem Colonel Neame ihn musterte, wobei der einzige Unterschied in der Farbe bestand: Colonel Neame starrte stahlgrau, Plant stahlgrün.
»Nun gut, wir werden das definitiv in die Betrachtung mit einbeziehen.« Jury schüttelte den Kopf, stellte seine Kaffeetasse hin und lauschte Boring's dumpf dröhnendem Mittagsglockenschlag. Es klang, als riefe die Standuhr hier im Pestilenzraum alle Versammelten auf, ihre Toten herauszutragen. Beim Blick in die Runde hatte er den Eindruck, dafür gäbe es vielleicht auch ein paar potentielle Kandidaten. Mit einem herzhaften Schlag auf seine
Weitere Kostenlose Bücher