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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Er war nicht fest angestellt, freier Mitarbeiter. Aber einer von den besten. Spitzenklasse. Wenn er einen Beitrag ablieferte, haben wir uns manchmal unterhalten. Ein netter Mensch. Ein wirklich netter Mensch. Die gute Alice da unten« - er deutete mit der Zigarette vage in Richtung Erdgeschoß - »hatte mächtig was für ihn übrig. Hatten alle Frauen. Aber er war ja auch nett zu ihnen. Schleppte Blumen und Pralinen an.« Er schnipste die Asche mit dem kleinen Finger fort. »Eine Affenschande, verdammt noch mal. Keiner kann sich einen Reim drauf machen.«
    »Haben Sie auch Mrs. Healey kennengelernt?«
    »Nein, nie.«
    »Kennt jemand von der Belegschaft Healey näher? Über Blumen und Pralinen hinaus?« Jury lächelte, um seinem Ton die Schärfe zu nehmen.
    »Vielleicht fragen Sie Mavis. Mavis Crewes.« Smart lehnte sich zurück und starrte mit gerunzelter Stirn die Rokoko-Stukkatur der Decke an, als wollte er andeuten, er hätte auch keine Ahnung, wer sich den ausgefallenen Deckenschmuck ausgedacht hatte oder warum. »Mavis, Mavis, Mavis.«
    Namen schienen auf Martin Smart eine magische Anziehungskraft auszuüben. »Wer ist das, und wo finde ich sie?« Jury hatte bereits sein Notizbuch gezückt.
    »Leitende Redakteurin von Kultouring . Also, wenn das nicht ein Name ist. Mir hatte etwas in der Art von Reisen und Kultur vorgeschwebt, Punkt. Unsere Marketing-Leute - und Mavis natürlich - hielten dagegen, daß unter diesem Namen mindestens ein Dutzend Zeitschriften segeln.« Ein Lächeln blitzte auf. »Aber Mavis macht ihre Sache gut; sie ist jetzt fast dreißig Jahre im Geschäft. Ich mische mich nicht in ihre Arbeit.« Womit er unterschwellig andeutete, Hauptsache, sie mischte sich nicht in seine Arbeit.
    »Ist sie heute da?«
    Wieder hob Smart den Blick zur Stuckdecke, dann schüttelte er den Kopf. »Ich habe ihr gesagt, sie kann zu Hause arbeiten, wann immer ihr danach ist. Natürlich kultourt sie jede Menge. Steht auf Afrika. Kenia. Das ganze Zeug. Ihr Mann war ein richtiger Safari-Freak. Sie wohnt irgendwo in der Nähe von Kensington Gardens. Unsere gute Alice kann Ihnen die Adresse besorgen. Momentito.« Er bediente die Sprechanlage, hatte auch schon die gute Alice an der Strippe und kritzelte etwas auf einen Block. »Da.« Er reichte Jury das Blatt. Dann hockte er da und kratzte sich am Kopf, so daß die Haare aufrecht standen. »Beißt doch keine Maus den Faden ab, daß seine Frau ihn umgebracht hat. Was also wollen Sie hier? Kapier ich nicht.«
    »Ich versuche nur, ein paar Ungereimtheiten zu klären.«
    »Und die haben mit Roger zu tun?«
    »Nicht nur mit Mr. Healey.«
    »Gleich werden Sie mir noch einreden, das alles sei bloße Routine. Die Zeitungen haben die Entführung der beiden Jungs damals so richtig ausgeschlachtet.«
    Jury nickte.
    »Gibt es da noch eine Ungereimtheit?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie sind ein wahrer Born an Informationen.« Smart schwappte in seinem Papiermeer herum. »Sie sollten an einem unserer Käseblätter mitarbeiten.«
    »Roger Healey war also bei jedermann beliebt?«
    Martin Smart warf Jury einen prüfenden Blick zu. »Soviel ich weiß, ja. War das falsch?«
    »Natürlich nicht. Nur daß jemand, der so allgemein beliebt ist ...« Jury hob die Schultern.
    »Oh, ein Zyniker sind Sie auch noch.« Wieder ein breites Grinsen. »Ich weiß, was Sie meinen, aber ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen. Allgemein würde ich nicht sagen. Sicher gibt es ein paar Konzertmusiker, die ihm am liebsten die Augen ausgekratzt hätten, was weiß ich. Aber die Sache ist die, seine Kritiken waren nie unfair, waren ohne Seitenhiebe und Spitzen. Bissig schon, manchmal.« Er zögerte. »Duckworth, ja, Duckworth natürlich.«
    »Duckworth?«
    »Morry. Ein Amerikaner. Rhythm and Blues, Straight Blues, Heavy Metal, Reggae. New Wave, das ganze Zeug. Bei denen heißt alles Rock ’n’ Roll.«
    »Und der kann - konnte Roger Healey nicht leiden?«
    »Hat wenig zu sagen. Duckworth kann niemanden leiden. Mich ausgenommen. Ich habe ihn im Village aufgegabelt - New York City. Klebte an seinen Kopfhörern. Ich kann Ihnen sagen, es hat mich was gekostet, bis ich ihn rübergelockt hatte. Was für ein beschissenes Wort. Ich rücke auch bloß mit seinem Namen raus, weil Sie so wild entschlossen sind, irgend jemanden aufzutreiben, der Roger nicht leiden konnte. Hört sich ein bißchen voreingenommen an, nichts für ungut. Aber ich bin überzeugt, die Metropolitan Police hat Gründe, von denen unsereins keinen

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