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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Rosenholztisch neben dem Sofa, auf dem eine Porzellanschüssel und ein Porzellankrug standen, beide mit einer schmalen Efeuranke verziert, außerdem eine vergoldete Uhr und eine Glasflasche mit Pillen.
    An die Pillen war er gewöhnt - die Tranquilizer, das Seconal, das Zeug, das sie wegen einer kleinen Herzsache nahm. Das Pillengläschen war nur noch ein Viertel so voll wie vorher. Aber sie mußte davon zwei am Tag nehmen, und er war seit Weihnachten nicht zu Hause gewesen. Etwas hielt ihn davon ab, das Gefäß in die Hand zu nehmen; statt dessen beugte er sich hinunter und sah, daß das Datum immer noch dasselbe war. Dieselbe Flasche, nicht nachgefüllt. Seconal.
    Er ging ins Badezimmer, öffnete das Medizinschränkchen, überprüfte die Behälter dort. Einer war neu; die anderen trugen noch dasselbe Datum, aber es war weniger darin. Seine Mutter wußte es nicht, er hatte alles immer genau verfolgt. Ihr fehlte nichts Ernsthaftes, außer daß sie zu starken Depressionen neigte.
    Er ging zurück und stellte sich wieder hin, wo er vorher gestanden hatte. Sein anderes Ich schrie danach, aus der Glocke zu kommen, aus den sicheren Tiefen des Wassers aufzusteigen. Alex preßte Lippen und Augen fest zusammen.
    Aber erst, nachdem er sich jede Einzelheit des Zimmers eingeprägt hatte.
    Dann griff er zum Telefon und rief den Notarzt.
    Name. Adresse. Meine Mutter.
    Alex stand immer noch am Telefon, als die Sirene des Krankenwagens durch die Bilder drang, die ihm durch den Kopf zuckten; seine Mum, wie sie Kuchenteig knetete, seine Mum, wie sie einen flachen Korb welkender Pfingstrosen ins Haus trug, seine Mum in ihrem alten Flanellmorgenrock ... eine Collage kleiner Bilder, eines klebte am anderen, sie überlagerten einander, drängten sich auf der Albumseite in seinem Kopf, dehnten sich unendlich aus, bis das Tatütata näher kam, deutlicher wurde und dann aufhörte.
    Stampfende Schritte. Der Türgriff klapperte. Alex bewegte sich nicht. Die Schritte kamen gedämpfter die Treppe herauf, und plötzlich barsten so viele Menschen ins Zimmer, daß es aussah, als sei noch Publikum mitgekommen - in weißen Jacken, sie schwitzten, sie trugen eine Bahre herein, klappten ein Bett auseinander. Auf alles vorbereitet.
    Ohne grob sein zu wollen, schubsten sie ihn doch mehr oder weniger aus dem Weg und fingen an zu arbeiten.
    Er ging zu ihrem Bett und setzte sich schwerfällig hin, halb, um zuzusehen, halb, um nachzudenken. Es war ein altes Himmelbett mit einem Plumeau. Das Bett, die viktorianische Couch und die Nußbaumkommode hatten seit dem Tod seines Vaters alle Umzüge mitgemacht. Jedesmal bewegten sie sich auf der sozialen Leiter ein bißchen weiter nach unten. Von dem Haus in Hampstead in die Doppelhaushälfte in Knightsbridge, von da in die riesige Mietwohnung in South Kensington und dann hierher in das Reihenhaus, nicht weit von der Lewisham Road und dem Blackheath Common. Wunderschöne Stücke - ein edwardianischer Frisiertisch, ein Mahagonibücherschrank, ein Silberservice, auch das schwere Silberbesteck - waren mit jeder neuen Wohnung wie Ballast abgeworfen worden.
    Sie waren nie richtig arm, aber auch nie richtig wohlhabend gewesen.
    Sie hatte aber stets darauf bestanden, den Billardtisch zu behalten, eine typische Entscheidung, seine Mutter setzte eben ihre sehr eigenen Prioritäten. Bei einer ihrer gemeinsamen Billardpartien war die Idee mit der Public School aufgekommen. »Zu teuer«, hatte Alex zu dem Vorschlag gesagt. Ihr gefiel er.
    Sie rieb die Spitze ihres Queues mit Kreide ein und stand noch nicht am Tisch, denn er sollte anfangen. »Also, was ist dann mit der Severn School? Die ist nicht >zu<.«
    Alex war hinter der Feldlinie und legte sich die grüne Kugel zurecht. »Alles ist zu, Mum. Wir haben das Geld nicht.« Da war er gerade vierzehn gewesen.
    »Wir könnten eine Hypothek auf das Haus aufnehmen.«
    Das war das Haus in Hampstead gewesen. Eigentlich ein ganz anständiges.
    »Haben wir doch schon. Ich hab nichts gegen eine Gesamtschule.« Hatte er im Grunde auch nicht, solange er nicht an den teiggesichtigen Mathematiklehrer, die glubschäugige Fremdsprachentante, das scheußliche, massige Gebäude mit dem eintönigen Mauerwerk und dem braunroten Anstrich dachte.
    Aber seine Mutter hatte den Sieg davongetragen. Die Severn School war es geworden, vor allem, weil er erkannt hatte, wie verzweifelt sie versuchte, der verhaßten Familie Holdsworth keinen Anlaß zu geben, ihren Erziehungsstil zu kritisieren. Der einzige,

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