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Grimms Erben

Grimms Erben

Titel: Grimms Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Weber
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Vielfalt ist uns gegeben, eure Welt beruht aber auf Ordnung und Gleischschaltung. Ihr zerstört die Blüte. Ihr lernt nicht. Das ist euer Problem.« Walter trank einen großen Schluck vom Wein, bevor er absetzte, prostete er Henry zu. Sich mit dem Handrücken über die Lippen fahrend, fuhr er fort:
    »Die Fahnenkämpfer unterschätzten uns. Sie glaubten sich alten Kämpfern gegenüber. Das war ihr Fehler und brachte sie zu Fall. Die Pantamer zerstörten das Königreich gänzlich. Aber wir haben nur unsere Freiheit und unser Land verteidigt.« Walter griff nach den Händen von Gooth und William und drückte sie sanft. Sein Blick brannte jedoch in Henrys Gesicht. »Henry, mein Herr, ich sage es frei heraus. Man hat Sie fehlgeleitet, da wir den Verdacht hegen, dass Ihre Botschaft uns Pantamern zum Nachteil gereicht. Deswegen haben Sie unsere Überprüfer in unser Land gelotst. Damit das Problem gelöst wird.« Walter sah Henry fröhlich in die Augen. »So ist das bei uns. «
    Eine Minute hörte man nur die Kochtöpfe arbeiten. Es roch nach Kräutern und Wild.
    » Und nun?«, fragte Henry.
    Walter deutete erneut auf die Tasche. »Nun werfen wir einen Blick auf Ihre Botschaft. Sie sollten doch eine Botschaft nach Großwalterhain übermitteln, korrekt?«
    Als Zustimmung öffnete Henry die Tasche und beförderte eine Lederrolle zutage, die mit einer roten Kordel umschnürt war.
    »Ich bin tatsächlich angehalten, dieses Schriftstück an den Königshof von Großwalterhain zu bringen. Der Inhalt ist mir gänzlich unbekannt, aber ich werde reich entlohnt, wenn ich die Antwort König Michls aus Großwalterhain an König Robert von Belten bringe. Ihr werdet mich daran also nicht hindern.«
    »Mein Herr, ich will Sie nicht daran hindern, eine Botschaft zu überbringen, ich will Sie lediglich daran hindern, eventuell für den Untergang eines ganzen Volkes verantwortlich zu sein.«
    Henry zögerte, aber er musste zugeben, er hatte nichts zu verlieren. Da in Belten kein Mensch an Pantam glaubte, befand er sich sozusagen in einer rechtsfreien Zone. Er öffnete die Lederrolle und fingerte ein Schriftstück hervor. Papyrus, ranzig duftend. Er wollte gerade das Siegel durchbrechen, da hielt ihn Gila zurück.
    »Nicht. Lasst uns das Siegel erhalten.« Sie entnahm ihm den Brief, trat an den Ofen, an dem sie eine Luke öffnete. Sie hielt die Papierrolle einige Minuten über die Hitze. Dann löste sie vorsichtig das weich gewordene Wachssiegel ab, das sie behutsam auf ein Küchentuch legte. Die Rolle reichte sie an Henry zurück. Er las aus dem gebogenen Schriftstück.
    Geliebter Michl,
    Erinnerst Du Dich an unsere phnatastischen Ausschweifungen bei unserem letzten Zusammentreffen?
    König Alchim ist mir schon untertan, ebenso Fert und Kießburg. Lasst uns gemeinsam gegen Kelt, Dielmenburg, Wichtlanden und die gesamte West-Osterei ziehen. Somit wachsen Belten und Großwalterhain zu einem unbesiegbaren Reich zusammen, in dem Schwächlinge keinen Platz haben werden. Wir teilen zu gleichen Hälften. Im nächsten Sommer soll es sein. Ich brauche deine Zusage. Ansonsten sehe ich mich chancenlos und werde dich diesbezüglich nicht mehr behelligen. Die Strategie steht auf Papier, wir würden über den unerforschten Mangfallpass gehen und fallen erst über Kelt her.
    Die Welt gehört uns.
    In Liebe, Dein Bruder Robert
    Walter sprach als Erstes. »Siehst du, mein Herr, ihr wollt mit zwei Streitheeren über den Mangfallpass nach Kelt. Dies hätte zur Folge, dass Pantam definitiv entdeckt werden würde. Einige Späher würden die eine oder andere Passage in unser Land finden. Und würde man in eurem Land von dem unseren erfahren, so würden auch wir den kriegerischen Auswüchsen eurer Könige anheimfallen. Das ist sehr wohl ein Umstand, den wir nicht dulden wollen.«
    »Das will ich auch nicht«, gab Henry entsetzt zurück. Und als ob ihm nun alle Lichter einer friedlichen Welt aufgingen, fasste er folgenden Plan.
    »Wir fingieren die Antwort.«
    Zwanzig Minuten, einige Milliliter Tinte und drei zerknüllte Papierrollen später las Henry Folgendes:
    Lieber Bruder Robert,
    am Kampf habe ich kein Interesse.
    Lass uns mit den Ländern in Frieden leben.
    So etwas hat auch sein Gutes.
    In ewiger Liebe,
    Michl
    Da die beiden Briefeschreiber königliche Brüder waren, glich sich ihr Siegel bis auf ein Detail. Robert, der Ältere, hatte zwei Federn am gehörnten Ritterhelm, zu Michls Helm gehörte nur eine. Das vorher vorsichtig abgezogene Siegel fand erneut

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