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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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überzeugend.
    Tabor,
der Schmiere stand, sah in die Runde. "Sie will nicht, dass irgendwer
davon erfahrt. Ich wollte den Sanitätsdienst rufen, aber sie hat es mir
verboten. Was meinst du, Kyle?"
    "Verratet
mich nicht", flehte Dale mit leiser, heiserer Stimme.
    "Ich
bin nur umgekippt, das ist alles. Mir geht's gut."
    "Dein
Puls ist in Ordnung", stellte Kyle fest. "Kannst du gehen?"
    "Glaub
schon."
     "Dann
verschwinden wir drei jetzt in eine kurze Mittagspause", erklärte Kyle.
"Ich bringe dich nach Hause, und du ruhst dich aus. Tabor, ruf uns ein
Auto."
    Sie
fassten sie von beiden Seiten unter den Armen und zogen sie langsam hoch.
    Als
sie stand, holte sie tief Luft. "Ich kann gehen."
    "Wir
nehmen dich in die Mitte", sagte Kyle.
      
Ihr Abgang wurde mit ein paar neugierigen Blicken quittiert: eine zierliche,
gut gekleidete junge Anwältin, die sehr blass im Gesicht war, entschwand Arm in
Arm mit zwei Kollegen in die Mittagspause. Im Grunde interessierte es keinen.
     
Tabor half Dale ins Auto und kehrte dann zu seinem Arbeitsplatz zurück, um
eventuelle Spuren zu verwischen.
     
Kyle trug Dale halb die drei Treppen bis zu ihrer Wohnung hoch, half ihr beim
Ausziehen und brachte sie ins Bett. Dann küsste er sie auf die Stirn, schaltete
das Licht aus und schloss die Tür. Sie rührte sich die nächsten Stunden nicht
mehr.
    Im
Wohnzimmer legte er Jacke, Krawatte und Schuhe ab.
    Dann
richtete er sich mit Laptop, FirmFone und einem Aktenordner mit
Rechercheunterlagen für ein Memo, das er schon längst hätte bearbeiten sollen,
am Küchentisch ein. Nachdem er sich häuslich niedergelassen hatte, wurden seine
Lider immer schwerer, bis er sich schließlich für ein Nickerchen aufs Sofa
legte. Eine Stunde später rief Tabor an und weckte ihn auf. Kyle konnte ihn
beruhigen: Dale schlief wie ein Engelchen und war bestimmt bald wieder auf dem
Damm, wenn sie sich jetzt eine Pause gönnte.
    "Um
sechzehn Uhr soll es eine Bekanntmachung geben", sagte Tabor. "Große
Neuigkeiten, es geht um die Abtrünnigen. Behalt deine E-Mails im Auge."
     
Punkt sechzehn Uhr versandte Scully & Pershing eine E-Mail an alle Anwälte,
mit der das Ausscheiden von sechs Partnern und einunddreißig Anwälten aus der
Prozessabteilung angekündigt wurde. Die Betreffenden wurden namentlich genannt.
Das Arbeitsverhältnis endete um siebzehn Uhr desselben Tages. Dann erging sich
die Mitteilung in routinemäßigen Lobpreisungen der Kanzlei, wobei allen
versichert wurde, dass die Abspaltung keinerlei Auswirkung auf die Fähigkeit
der Kanzlei haben werde, den Bedürfnissen ihrer zahlreichen hochgeschätzten und
wertvollen Mandanten gerecht zu werden.
     
Kyle warf einen Blick durch die Schlafzimmertür. Die Patientin atmete
regelmäßig und hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
     
Er dimmte das Licht im Wohnzimmer und streckte sich auf dem Sofa aus. Zumindest
für den Augenblick wollte er Memo und Stundenabrechnung vergessen. Zum Teufel
mit der Kanzlei, wenigstens für ein paar gestohlene Augenblicke. Wie oft würde
er Gelegenheit haben, sich an einem Donnerstagnachmittag eine Pause zu gönnen?
Die Beerdigung schien einen Monat her zu sein. Pittsburgh lag in einer anderen
Galaxie. Baxter war fort, wenn auch nicht vergessen. Er brauchte Joey, aber
Joey war ebenfalls unerreichbar.
     
Wieder weckte ihn sein vibrierendes Telefon. Es war eine E-Mail von Doug
Peckham.
    "Kyle,
große Reorganisation der Prozessabteilung. Ich bin auf die Trylon-Sache
angesetzt. Sie auch. Morgen Punkt sieben Uhr im Büro von Wilson Rush."
     
    Kapitel
30
     
Bei einem Partner und führenden Prozessanwalt, der noch dazu im
Geschäftsführungsausschuss der Kanzlei saß, spielten die Quadratmeterkosten
keine Rolle. Wilson Rushs Büro nahm eine ganze Ecke im dreißigsten Stock ein
und war bestimmt viermal so groß wie alle Räume, die Kyle bisher zu Gesicht
bekommen hatte. Offenbar liebte Mr Rush Schiffe. Sein auf Hochglanz polierter Eichenschreibtisch
ruhte auf vier Rudern, die von alten Segeljachten stammten. Die lange Vitrine
dahinter beherbergte eine Sammlung detailgetreuer Modelle schnittiger Klipper
und Schoner. Jedes Gemälde zeigte ein imposantes Schiff auf hoher See. Als Kyle
den Raum betrat, erwartete er nach einem flüchtigen Blick in die Runde
geradezu, dass der Boden zu schaukeln begann und ihm Salzwasser über die Füße
spritzte. Aber die Einrichtung war schnell vergessen, als er von Mr Rush
begrüßt wurde.
    "Guten
Morgen, Kyle. Kommen Sie zu uns."
     
Der mächtige

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