Grisham, John
Ihnen an der Uni
beigebracht hat. Wissen Sie, was passieren wird? Ich sage es Ihnen. Sie werden
mich nie wiedersehen. Die Jungs auf der anderen Seite des Korridors, die vom
FBI, sind längst verschwunden. Ohne eine Spur zu hinterlassen. Verschwunden,
für immer. Es wird nicht lange dauern, bis ich Elaine Keenans Anwältin einen
Besuch abstatte. Ich werde ihr das Video zeigen, mich noch mal über Baxter
Tates Vermögen informieren und ihr dann die Wohnsitze, Telefonnummern und
E-Mail-Adressen von Ihnen, Alan Strock und Joey Bernardo nennen. Anschließend
werde ich sie ermuntern, mit dem Staatsanwalt in Pittsburgh zu reden. Und bevor
Sie überhaupt wissen, was los ist, geraten die Dinge außer Kontrolle.
Vielleicht wird Anklage erhoben, vielleicht nicht. Aber glauben Sie's mir,
diese Geschichte wird Ihr Leben ruinieren."
"Wo
ist Elaine? Haben Sie sie irgendwo eingesperrt?"
"Spielt
keine Rolle. Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie davon überzeugt ist, in
Ihrer Wohnung vergewaltigt worden zu sein."
"Oh,
bitte."
"Sie
ist eine Zeitbombe, und das Video kann sie hochgehen lassen. Es bleiben noch
sieben Jahre, in denen Sie sich deswegen Sorgen machen müssen." Damit
kehrte Wright zu seinem Stuhl zurück, um sich weitere Notizen zu machen.
Kyle
setzte sich auf die Bettkante, dem Spiegel gegenüber. "Könnte echt
unangenehm werden", fuhr Wright fort. "Denken Sie nach. Der hellste
Student der juristischen Fakultät in Yale hinter Gittern, weil er im Verdacht
steht, eine Frau vergewaltigt zu haben. Die Feministinnen werden danach
lechzen, Ihnen die Eier abzureißen. Das Video wird ins Internet gestellt. Ein
gnadenloser Prozess. Die Möglichkeit, dass an seinem Ende eine Verurteilung und
eine Gefängnisstrafe stehen. Eine ruinierte Karriere."
"Halten
Sie den Mund!"
"Nein.
Falls Sie glauben, dass mir Ihre billigen Drohungen Angst einjagen ... Ich
versichere Ihnen, sie hinterlassen keinerlei Eindruck. Also, reden wir übers
Geschäftliche. Wir sollten dieses Video wegsperren, damit es nie wieder jemand
sieht. Wie hört sich das an?"
Im
Augenblick hörte es sich verdammt verlockend an. Kyle
rieb
sich das Kinn. "Was wollen Sie?"
"Dass
Sie den Job bei Scully & Pershing annehmen."
"Warum?"
"Jetzt
kommen wir der Sache näher und können über das Geschäftliche reden. Ich dachte
schon, Sie würden nie mehr nach dem Warum fragen."
"Warum?
Warum? Warum?"
"Weil
ich Informationen benötige."
"Na
großartig. Das erklärt alles. Besten Dank für die Auskunft."
"Hören
Sie mir ein paar Minuten zu, Kyle. Sie brauchen einige
Hintergrundinformationen. Es gibt zwei riesige Unternehmen, die in einem
gnadenlosen Konkurrenzkampf stehen. Beide sind Milliarden wert und hassen
einander. Es hat unschöne gerichtliche Auseinandersetzungen gegeben, riesige
Medienspektakel, aus denen keines der beiden Unternehmen als eindeutiger
Gewinner oder Verlierer hervorgegangen ist. Also haben sie im Laufe der Jahre
versucht, diese gerichtlichen Auseinandersetzungen zu vermeiden. Bis jetzt. Nun
stehen sie kurz davor, sich im spektakulärsten Prozess aller Zeiten an den
Kragen zu gehen. Die Klage wird in ein paar Wochen bei einem Bundesgericht in
New York City eingereicht. Auf dem Spiel stehen ungefähr achthundert Milliarden
Dollar, und der Verlierer des Prozesses wird möglicherweise nicht überleben.
Ein hässlicher, bruYaler Prozess. Ein Glücksfall für die Anwälte. Beide Firmen
werden von jeweils einer riesigen Wall-Street- Kanzlei vertreten, und wissen
Sie, was? Auch die beiden Kanzleien hassen sich."
"Ich
kann's nicht abwarten, zwischen die Fronten zu geraten."
"Genau
da ist Ihr Platz. Die eine Kanzlei ist Scully & Per- shing, die andere Agee,
Poe & Epps."
"Auch
unter dem Kürzel APE bekannt."
"Genau."
"Ich
hatte dort ebenfalls ein Vorstellungsgespräch."
"Hat
man Ihnen ein Angebot gemacht?"
"Ich
dachte, Sie wissen alles?"
"Nur
was ich wissen muss."
"Ich
mochte die Kanzlei nicht."
"Braver
Junge. Jetzt bekommen Sie die Chance, sie zu hassen."
Kyle ging ins Bad, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und auf den Hals und
starrte sich lange im Spiegel an. Nicht müde werden, dachte er. Ignorier die
Erschöpfung und die Angst. Versuch vorherzusehen, was auf dich zukommt.
Versuch, ihn aus dem Konzept zu bringen, ihn zu verwirren.
Er setzte sich wieder an den Tisch, Wright gegenüber. "Wie sind Sie an das
Video herangekommen?"
"Solche
Fragen sind reine Zeitverschwendung."
"Wenn
das Video vor Gericht verwendet
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