Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
Vom Netzwerk:
abgefragten
Rechtsrecherchen, aktuelle Entscheide von Berufungsgerichten auf bundesstaatlicher
und nationaler Ebene sowie eine Liste sämtlicher Richter und Geschäftsleiter
von New York und New Jersey. Außerdem war das Telefon mit einem schnellen
Internetzugang und einem verwirrend großen Angebot an Klingeltönen
ausgestattet. Das FirmFone war wertvoll und unbezahlbar. Wenn eines verloren
ging, gestohlen wurde oder sonst wie abhanden kam, hatte der Inhaber mit
unangenehmen Konsequenzen zu rechnen. Fürs Erste musste es sieben Tage die
Woche rund um die Uhr zur Hand sein.
      
Mit anderen Worten, das schicke kleine FirmFone sollte von nun an ihr Leben
beherrschen. Die Firmenlegende war reich an Berichten über maßlosen Missbrauch
durch private Telefonate und E-Mails.
      
Aus der Zuhörerschar drangen ein paar abfällige, aber zurückhaltende Bemerkungen
und leises Stöhnen. Keiner der Klassenclowns wollte sich jetzt in den
Vordergrund spielen.
      
Das Mittagessen bestand aus einem schnellen Büfett auf der Galerie. Auch am
Nachmittag ließ die Aufmerksamkeit keineswegs nach. Dies waren keine öden
Juravorlesungen. Es war bedeutsam. Die Einführung endete um achtzehn Uhr, und
auf dem Weg nach draußen verabredeten sich die meisten auf einen Abstecher in
eine der nahe gelegenen Bars.
    Am
Mittwoch hatte Kyle seinen ersten Test. Er und elf andere wurden der
Prozessabteilung zugeteilt und in einen Besprechungsraum im dreißigsten Stock
geführt. Dort begrüßte sie Wilson Rush, der führende Prozessanwalt der Kanzlei
und prozessbevollmächtigte Anwalt für Trylon Aeronautics in dem Verfahren gegen
Bartin Dynamics, wobei der Fall nicht beim Namen genannt wurde. Kyle hatte so
viel über Mr Rush gelesen, dass er das Gefühl hatte, ihn längst zu kennen. Der
große alte Mann erzählte ein paar Heldengeschichten von legendären Prozessen
seiner schillernden Karriere, dann eilte er von dannen, zweifellos um eine neue
Klage gegen irgendein Großunternehmen vorzubereiten. Wieder wurden dicke Mappen
ausgeteilt. Die nächste Vorlesung handelte von den praktischen Grundlagen der
Prozessführung: von Anträgen, Erwiderungen und anderen Schriftsätzen, die ein
Verfahren entweder vorantreiben oder zum Erlahmen bringen konnten.
     
Der erste Streber machte sich bemerkbar. Es gibt immer einen, in jeder Gruppe,
ob bei einer Erstsemesterübung über Vertragsrecht oder unter frisch
eingestellten Uniabsolventen an der Wall Street. Der Streber sitzt immer in der
ersten Reihe, stellt knifflige Fragen, schleimt sich ein, egal wer vorn am Pult
steht, betrachtet jeden möglichen Blickwinkel, geht über Leichen für bessere
Noten oder um die Fakultätszeitschrift zu übernehmen, bewirbt sich später nur
bei den fünfbesten Kanzleien, ganz gleich wie schlecht ihr Ruf ist, und fängt
dann mit dem einzigen Ziel an zu arbeiten, als Erster von allen Partner zu
werden. Streber sind meistens extrem erfolgreich. Die meisten werden Partner.
     
Sein Name war Jeff Tabor, und sie wussten sofort, woher er kam, denn er
schaffte es, die entsprechende Auskunft schon in seiner ersten Frage
unterzubringen. "Also, in Harvard wurde uns beigebracht, dass man nicht
gleich im ersten Prozess alle bekannten Fakten benutzen soll."
     
Woraufhin der Vortragende, ein Anwalt, der seit fünf Jahren bei der Kanzlei
tätig war, trocken konterte: "Nun ja. Willkommen im Leben." Alle
lachten, außer dem Streber.
     
Am Mittwoch um einundzwanzig Uhr trafen sich die zwölf neuen Mitglieder der
Prozessabteilung in Midtown in einem 3-Sterne- Restaurant, um mit Dough Peckham
zu essen, jenem Partner, der Kyle im vorangegangenen Sommer während des
Praktikums betreut hatte. Sie nahmen einen Drink an der Bar, um sich die Zeit
zu verkürzen, während sie auf ihn warteten. Um 21.15 Uhr fiel die erste
Bemerkung über Peckhams Verspätung. Alle zwölf hatten ihre FirmFones in der
Tasche. Genau genommen hatte jeder zwei Telefone dabei. Kyles altes Handy
steckte in seiner rechten Hosentasche, das FirmFone in der linken. Um 21.30 Uhr
begannen sie zu diskutieren, ob sie Mr Peckham anrufen sollten, entschieden
sich aber dagegen. Um 21.40 Uhr schließlich meldete sich Peckham bei Kyle, um
sich zu entschuldigen. Ein Gerichtstermin, es sei spät geworden, jetzt sei er
wieder im Büro und müsse noch eine dringende Angelegenheit erledigen. Die
jungen Kollegen sollten doch bitte essen und sich keine Gedanken wegen der
Rechnung machen.
      
Dass ein Partner an einem Mittwoch bis zehn Uhr abends

Weitere Kostenlose Bücher