Grosseinsatz Morgenröte
verformt und teilweise zertrümmert, daß eine sofortige praktische Erprobung im Leerlauf ausgeschlossen ist. Der sorgfältige Ausbau wird bei Einsatz aller verfügbaren Fachkräfte und elektronischer Rechenmaschinen jedoch innerhalb von sieben Monaten eine theoretische Erfassung aller Aggregate möglich machen. Ende.«
Das Licht leuchtete auf. Der Projektor lief aus.
»Ich danke Ihnen, meine Herren«, klang Relings Stimme durch den Saal. »Sollten Sie zu neuen Erkenntnissen oder begründeten Vermutungen kommen, bitte ich um baldige Informationen. Das Gehirn steht für Ihre Berechnungen bereit. Ja, bitte!«
Ein noch jüngerer Mann nahm zögernd die Brille ab. Ich kannte ihn vom Sehen. Es war Dr. Ofenburg, der Chef unserer toxikologischen Abteilung. Wir nannten ihn nur »Giftmischer«, obwohl wir genau wußten, wie wichtig gerade die Toxikologie war.
»Mir scheint, Sir, als wäre dem Kollegen an Bord der ALPHA ein entscheidender Irrtum unterlaufen. Bei nochmaliger Ansicht der Mikrobilder und bei Berücksichtigung des Urteils unserer Fachabteilungen möchte ich es als sehr wahrscheinlich bezeichnen, daß hier keine infektiöse, erregerbedingte Krankheit vorliegt. Viel eher möchte ich von einer umfassenden Vergiftung sprechen. Die Symptome sind ungewöhnlich und nicht vergleichbar mit bekannten Infektionen. Ich vermute deshalb, daß die Männer auf dem Mars einen unbekannten Giftstoff eingeatmet oder anderweitig aufgenommen haben. Die Krankheit hat sich relativ langsam ausgebreitet, obwohl die Männer auf engstem Raum zusammenleben mußten. Ich vermute, daß sich eine richtige Seuche entschieden schneller ausgewirkt hätte. Alles deutet auf eine Vergiftung hin, was auch durch die sehr späte Erkrankung des Kommandanten begründet wird. Wie ich aus den Unterlagen ersah, verfügte er über eine außergewöhnlich hohe physische Widerstandsfähigkeit.«
»Sofort genauestens untersuchen, Doktor. Setzen Sie sich mit den Kollegen der Bakteriologie in Verbindung. Danke sehr.«
Als ich mit ihm allein war, schritt Reling wie ein eingesperrtes Raubtier in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Er erwähnte mit keinem Wort mein neues Gesicht und erkundigte sich auch nicht nach meinen Fortschritten im Columbia-Atomwerk. Wahrscheinlich wußte er das alles aus den täglichen Berichten.
Plötzlich blieb er dicht vor mir stehen. Sein Gesicht wirkte eingefallen und seltsam blaß. Ich wußte, daß er während der vergangenen zwölf Tage kaum geschlafen hatte.
Niemand konnte uns hören, so daß er mich direkt anredete.
»Konnat, muß ich Ihnen sagen, wie überaus wichtig die Sache ist? Muß ich Ihnen erklären, was dieser marsianische Materie-Umwandler für uns und für die gesamte Menschheit bedeutet? Ungeahnte Geheimnisse warten auf die Lösung. Unser Nachbarplanet ist eine Welt, die uns ihr Erbe direkt anbietet. Wenn es allerdings in die falschen Hände fällt …«
Er verstummte.
»Konnat, eine bewaffnete asiatische Expedition auf dem Mars bedeutet den Untergang der westlichen Menschheit. Es sind Waffen gefunden worden. Diese Aufnahmen habe ich aus dem Film herausschneiden lassen. Grauenhafte Vernichtungswaffen. Können Sie sich etwas unter einem Impulsstrahler zur Auflösung jeder Materie vorstellen?«
»Ein was?« fragte ich besorgt.
»Das Gehirn nennt das Gerät einen Impulsstrahler zur Aussendung lichtschneller Partikel, Wellen oder … oder eben Impulse. Der Robot konnte auch nicht entscheiden, welche Energieform das eigentlich ist. Fest steht aber, daß man mit diesem Instrument Städte und Kontinente zerpulvern
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