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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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gewesen und Ed und Alain waren es auch.“
    „Lebt er von dem Geld, dass er hier bekommt?“
    „Nicht wirklich. Wenn er wollte, bräuchte er nicht mehr
zu arbeiten und könnte in Saus und Braus leben. Dem gehört dort oben irrsinnig
viel Land mit alten Häusern, teilweise halbe Dörfer, die leer stehen und auf
Kaufinteressenten warten. Aber er hat kein Interesse daran. Er lebt mit seinen
Viechern und der Alten in der völligen Einsamkeit und ohne jeden Komfort und
ist zufrieden damit. Eigentlich beneidenswert.“
    „Und dann kommt er trotzdem jeden Tag mit dem Fahrrad
hierher geradelt, um euren Garten in Schuss zu halten, während bei ihm oben die
blanke Wildnis herrscht?“ Anselm schüttelte ungläubig den Kopf.
    „Mit dem Fahrrad?“
    „Mit einem Mountainbike, einem vélo tout terrain .“
    „Hat Alain dir das erzählt?“ Valerie beugte den Kopf nach
vorn und sah Anselm spöttisch lächelnd an.
    „Ja!“
    „Der Spinner! Der fährt doch nicht mit dem Rad! Hältst du
alle Franzosen für Masochisten, die sich mit reiner Muskelkraft über die Berge
schleppen? Alain hat eine Enduro. Der rast damit durch die Wälder, dass die
Wildschweine Panikattacken bekommen. Ed hat nur von ihm verlangt, dass er
rechtzeitig vor dem Haus die Kiste ausschaltet, weil wir beide dieses
mörderische Geknatter nicht ertragen haben. … Mit dem Mountainbike!? So eine
Witznummer! Da wäre er ja ununterbrochen unterwegs, manchmal kommt er mehrmals
täglich, und das ist eine gute Strecke durch sehr unwegsames Gelände von ihm zu
uns.“ Sie sah wieder auf die Uhr, klopfte nervös mit den Fingerspitzen auf die
Tischplatte und stand schließlich auf, griff zum Handy und versuchte zum
zweiten Mal an diesem Morgen, Alain zu erreichen.
    „Immer noch incommunicado?“
    „Sehr ungewöhnlich!“ Valerie wiegte in schnellem Rhythmus
den Kopf. „Ich werde mal hinfahren und nachschauen. Wann bist du mit Thomas
Engler verabredet? Ich würde ungern allein zu Alains Hof. Dort ist mir schon
unter normalen Umständen unheimlich.“
    „Zwölf. In Prades. Im gleichen Restaurant, in dem wir
gestern Abend waren.“
    „Wohnt er da?“
    „Nein. In einem Hotel am Ortsrand.“
    „Na, da bin ich ja froh, dass er uns gestern nicht
begegnet ist. Da hätte ich nämlich überhaupt kein Interesse dran gehabt.“
    „Was magst du an ihm nicht?“
    „Alles. Der Typ ist mir einfach zuwider. Ist vielleicht
oberflächlich gedacht und ganz und gar unkorrekt, aber so ist es nun mal. Da
muss er mit leben. Oder auch nicht. Ich will ihn jedenfalls nicht in meiner
Nähe haben.“
    „Okay, musst du ja auch nicht. Wir fahren zu Alain, dann
setz ich dich hier ab und treffe mich mit Thomas. Spricht was dagegen?“
    „Nee! Wann wollte Vidal kommen?“
    „Gegen zwei. Er hat noch diverse Termine und er will auch
die Auswertung deiner Überwachungsvideos abwarten. Ich werde also mit Thomas einen
kurzen Mittagsimbiss einnehmen, die Sachstände austauschen und dann zu unserem
Date mit der Police nationale wieder hier sein. Geht das in Ordnung?“
    „Klar!“
     
    Sie fuhren den gleichen Weg, den Anselm bereits bei
seiner ersten Fahrt zu Alain eingeschlagen hatte. Ihm fiel der unnatürlich
gerade Verlauf der Straße auf, die über den Grat eines Höhenzuges direkt auf
den absoluten Höhepunkt zuführte, um dann, wie er sich erinnerte, in
Serpentinen zu dem Hochplateau abfiel, auf dem Alain lebte. „Merkwürdige
Straßenführung“, sagte er.
    „Vor allem eine gigantisch breite Straße für die
Verbindung einzelner Höfe, nicht wahr? Aber wenn du genau hinsiehst, kannst du
die umzäunten Areale entdecken, in denen sich unterirdische Abschussrampen für
Raketen befinden. Hier war einmal die nationale Verteidigung installiert.“
    Auf dem Plateau angekommen bogen sie von der Landstraße
ab und folgten dem Schotterweg durch die unwirkliche, öde und trostlose
Landschaft. Der Regen vom Sonntag hatte tiefe Furchen in den staubigen Boden
gegraben und schlammige Senken hinterlassen. Tief eingegrabene Fahrspuren
zeugten von Traktorenreifen, vereinzelt waren auch Spuren von PKWs und
Motorrädern zu sehen, die, anders als der Traktor, im Bogen um die tiefsten,
noch feuchten oder regengefüllten Stellen führten. Anselm entdeckte Details,
die er bei seiner ersten Suche nach Alains Gehöft nicht wahrgenommen hatte.
„Ist das auch eine Lavendeldestillation?“, fragte er, als sie an den Ruinen
eines kleinen Weilers vorbeikamen.
    „Die wird sogar noch genutzt!“
    „Wirkt ziemlich

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