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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Geschäftsführers.«
    »Bitte, Herr Freytag«, murmelte Viktoria abwehrend und peinlich berührt, »Sie sind mir nicht unsympathisch, und ich weiß Ihre Verdienste um das Geschäft zu schätzen, aber ich bin in meinen Entscheidungen nicht frei. Ich verwalte dieses Geschäft nur. Es gehört meinen Kindern, wenn sie volljährig sind.«
    »Darüber bin ich besser orientiert«, sagte er, »das Geschäft gehört Ihnen. Sie haben mich seinerzeit Einblick in das Testament nehmen lassen.«
    »Gewiß, aber ich betrachte das Geschäft als das Erbe meiner Kinder.«
    »Ich würde die Rechte Ihrer Kinder genauso wahren, wie Sie selber es tun«, sagte er ruhig. »Meine Zuneigung gilt nicht dem Geschäft, sondern Ihnen. Und sie gilt Ihnen seit vielen Jahren.«
    »Ach, bitte... «, murmelte sie unglücklich und verstört, aber er schüttelte den Kopf, als könne er auf ihre Stimmungen in diesem Augenblick keine Rücksicht nehmen.
    »Sind Sie sich darüber klar, daß Ihre Kinder am Geschäft nicht das geringste Interesse haben? Weder Manuela noch Gregor? Außer dem Interesse natürlich, daß ihnen das Geschäft die Möglichkeit bietet, ihre Zukunftswünsche zu erfüllen. Wie mir Gregor kürzlich erzählte, hat er die Absicht, Medizin zu studieren. Ich habe mir Mühe gegeben, es ihm auszureden. Und ich habe ihm klarzumachen versucht, daß hier eine Aufgabe auf ihn wartet...«
    »Er erzählte mir davon...«
    »Wenn ich dabei an meine Zukunft gedacht hätte, hätte ich mir diese Mühe erspart.«
    Viktoria befeuchtete sich die spröd gewordenen Lippen und bewegte den Hals, als beenge sie der Kragen ihrer Hemdbluse: »Ich kann Ihnen jetzt nichts sagen...«, murmelte sie gepreßt.
    Freytag ging zum Waschbecken, es war ein zur Gewohnheit gewordener Gang, er wusch sich die Hände hundertmal am Tag. Aber er drehte nur den Wasserhahn auf und drehte ihn wieder zu.
    »Es wäre mir sehr peinlich«, sagte er nach einer langen Pause, »wenn Sie nach diesem Gespräch zu der Meinung kämen, ich hätte die Absicht, Ihnen so etwas wie ein Ultimatum zu stellen. Was ich Ihnen jetzt sagen werde, ist das Resultat langer Überlegungen. Ich bin in einem Alter, in dem es mir schwerfällt, weiterhin als Angestellter zu leben. Ich habe die Absicht, mich selbständig zu machen. Nicht hier und auch nicht, um Ihnen etwa Konkurrenz zu machen. Dazu sind auch die Mittel, die ich zurücklegen konnte, viel zu gering. Aber mir liegen mehrere Angebote aus mittleren Städten vor, die mir nicht ungünstig erscheinen. Ich will Sie nicht bedrängen, denn die Angebote bedrängen mich nicht. Ich möchte Ihnen Zeit lassen, Frau Viktoria, sich in aller Ruhe zu überlegen, wofür Sie sich entscheiden wollen.«
    -Es geschah zum erstenmal, daß er sie bei ihrem Vornamen nannte, und Viktoria spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht strömte. Um Gottes willen, dachte sie, wenn er dir jetzt einen Liebesantrag macht, dann stehe ich für nichts ein. Dann gibt es einen Knall.
    »Gewiß«, fuhr er fort, »es geht mir dabei auch um meine Zukunft und um mein Glück — mehr aber um Ihres! Verzeihen Sie mir meine Offenheit, aber ich meine, daß Sie jung genug sind, um einen Anspruch auf Ihr eigenes Leben geltend zu machen. Oder glauben Sie, daß Ihnen Ihre Kinder das Opfer, das Sie ihnen seit langen Jahren bringen, indem Sie nur für sie leben, einmal danken werden? Täuschen Sie sich nicht! Junge Menschen gehen ihre eigenen Wege. Und ich finde, daß sie dabei nicht gerade sehr rücksichtsvoll sind.«
    Viktoria spielte stumm mit ihrem Brieföffner. Es war ein toledanischer Dolch, den sie vor zwei Jahren gekauft hatte, als sie die Sommerferien mit den Kindern an der Costa Brava verbrachte. Es war merkwürdig, aber Freytags warnende Worte erinnerten sie an Gedanken, die ihr manchmal durch den Sinn gegangen waren, ohne daß sie sie auszusprechen gewagt hatte, um Schlummerndes nicht zu wecken. Sie erhob sich aus ihrem Drehsessel, öffnete den Schrank und schlüpfte in ihre Kostümjacke. Freytag beschäftigte sich angelegentlich damit, einige Briefe abzuheften, die er gestern beantwortet und auf seinem Schreibtisch liegengelassen hatte. Er tat, als sähe er nicht, was sie vorhatte, und vermied es, ihr wie sonst behilflich zu sein. Sie war ihm für sein Zartgefühl fast dankbar.
    »Ich habe noch einige Besorgungen zu machen«, sagte sie von der Tür aus, »und ich weiß nicht, ob ich am Vormittag noch einmal ins Geschäft zurückkomme. Erinnern Sie, bitte, Herrn Balzer an die Besprechung mit dem

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