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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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ich habe mich so darauf gefreut.«
    »Nicht doch, Liebling, er hat uns gar nichts verpatzt. Es wird hier doch irgendwo ein Restaurant geben, in dem man mir zutraut, daß du nicht meine Tochter bist.«
    Sie fanden dieses Restaurant ein paar Schritte weiter, und sie fanden darin einen Tisch in einer Fensternische für sich ganz allein. Guntram gelang es bald, Manuela aufzuheitern und sie die peinliche Szene vergessen zu lassen, noch ehe die Schildkrötensuppe aufgetragen wurde. Manuela gab sich sehr damenhaft und posierte mit einer verhaltenen Zärtlichkeit, die jedem Beobachter sagen sollte, wie sie zu diesem Herrn stehe, gehe niemanden etwas an, aber wer sich dafür interessiere, solle auch wissen, daß er auf keinen Fall ihr Papa sei! Amüsant — aber auch zum Nachdenken anregend — fand Guntram die Entdeckung, daß sie den hübschen Saphir, den sie am Ringfinger der linken Hand trug, nach innen gedreht hatte, so daß man ihn für einen etwas schmal ausgefallenen Verlobungsring halten konnte.

11

    Im gleichen Augenblick, in dem es von den Türmen zehn Uhr schlug, wurden die Straßenlaternen auf Sparlicht umgeschaltet. Gregor und Werner verfolgten die automatische Abschaltung auf einer Bank des Glacis, in der Nähe des Gymnasiums, sie kam auf sie zu und lief an ihnen vorbei, bis sich der letzte Lichtschimmer in der Dunkelheit verlor. Das Gewitter war weit von der Stadt entfernt niedergegangen, aber der Himmel hatte sich bezogen, und es waren auch ein paar Regentropfen gefallen, doch sie waren auf dem durchwärmten Asphalt verzischt und hatten den Rasen nicht einmal angefeuchtet.
    »Wir warten noch zehn Minuten«, murmelte Gregor und tastete nach der Kamera in seiner Hosentasche.
    »Diese verdammte Warterei«, knurrte Werner Cornelius und rieb sich die feuchten Handteller an seinem schwarzen Anorak trocken.
    »Bis jetzt ist alles gut gegangen. Walter ist in der Penne, und die Mauer liegt so im Schatten, daß uns kein Schwanz sehen kann.«
    »Mir wäre lieber, wir wären wieder draußen.«
    »Mir auch, du Blödmann, aber jetzt können wir den Dicken nicht in der Scheiße sitzenlassen.«
    »Ob das Licht in Kniesels Wohnung endlich ausgegangen ist?«
    »Du kannst ja mal wieder spitzen.«
    Sie verließen die Bank, die zu nahe an einer Laterne stand, um Liebespaare anzulocken, und schlichen vorsichtig an
    Sträuchern und Baumgruppen vorbei über den Rasen. Ein zurückschnellender Zweig traf Werners Gesicht. Er stieß einen Schmerzenslaut aus und rieb sich das getroffene Auge.
    »Schnauze«, zischte Gregor ihm wütend zu. Er stellte sich breitbeinig mit dem Rücken gegen die Mauer und bildete mit den fest verschränkten Fingern einen Korb, in den Werner mit einem Fuß hineinstieg. Die Mauer reichte ihm jetzt nur noch bis zu den Schultern.
    »Alles ist dunkel«, flüsterte er Gregor zu.
    »Dann gehen wir gleich 'rüber«, flüsterte Gregor zurück.
    »Ist auch der Hof dunkel?«
    »Stockfinster, die Laterne drüben auf der Straße ist viel zu weit weg. Hilf mir noch ein wenig nach.«
    Gregor stemmte Werner mit einem kräftigen Ruck hoch und ließ sich von dem Freund, nachdem dieser auf der Mauerkrone im Reitsitz festen Halt gewonnen hatte, selber hochziehen. Sie lauschten mit angehaltenem Atem sekundenlang in die Dunkelheit hinein und sprangen, als sich nichts rührte, geräuschlos in den Schulhof hinab. Nach einer kleinen Weile schlichen sie an der Mauer entlang auf das Gebäude zu. Vom letzten Parterrefenster ertönte ein leiser Pfiff. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und sie erkannten Walter Scholz, der sich weit aus dem Fenster herausbeugte und ihnen zuwinkte.
    »Los, kommt schon, es ist alles in Butter.«
    Die Grundmauern waren bis zur Deckenhöhe der Kellerräume aus großen, roh behauenen Granitquadern gefügt, deren Fugen dem Fuß Halt boten. Walter warf eine Wäscheleine aus dem Fenster, sie war dreifach gelegt und in kurzen Abständen verknotet. Er hatte sie um den Mittelpfosten des Fensterkreuzes geschlungen. Es war eine Kleinigkeit, daran hochzuklimmen.
    »Wie war es?« flüsterte Gregor ihm zu.
    »Stinklangweilig. Ich war die meiste Zeit in der Aula. Im Korridor haben sie geputzt, Kniesels Alte und Elfriede. Stellt euch vor: Auf einmal geht die Tür auf, Elfriede kommt herein, setzt sich ans Harmonium, tritt die Pedale, sucht mit einem Finger die Töne und singt dazu >In einem Polenstädtchen, da lebte einst ein Mädchen«, bis die Alte 'reinkommt und sie anschnauzt, ob sie verrückt geworden

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