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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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oder fünf Personen waren dort in Bewegung. Verdammt, wie stark war denn das Team, das Louie hier einsetzte? So viele Männer - die anderen Familien würden es mit Hohn registrieren. Wie viele Männer brauchten die Magaddinos, um einen hinkenden ehemaligen Vollstrecker zu erledigen? So würden sie fragen.
    Als er näher kam, versuchte er, einen von ihnen aufs Korn zu nehmen, doch es war zu dunkel, um zu erkennen, wer denn nun wer war. Ein dritter Schuß peitschte durch die Nacht.

    Als Frankie aufschrie und stürzte, wußte Bannon nicht, ob sie getroffen war oder nicht. Der laute Knall machte ihn einen Moment lang taub. Er warf sich herum, um Howie die Waffe aus der Hand zu schlagen, hatte aber im Eifer des Gefechtes übersehen, daß der Bursche mit der Linken feuerte. Ehe er seinen Irrtum korrigieren konnte, schoß Howie noch einmal.
    Bannon erhielt einen Schlag in die Seite. Die Wucht des Einschlags hob seinen Körper auf die Zehenspitzen, und er taumelte nach hinten. Aus seiner linken Körperseite wich jegliches Gefühl, und von der Wunde breitete sich ein starkes Brennen aus. Er sah die ganze Szenerie in unnatürlicher Schärfe vor sich, als hätte er plötzlich Röntgenaugen, die die Dunkelheit durchdrangen. Er glaubte die Stimme eines Kindes zu hören - Alis Stimme. Er sah Howie sorgfältig auf ihn anlegen - in jeder Hand eine Waffe. Keine Chance, der Kerl konnte auf diese Entfernung sein Ziel unmöglich verfehlen.
    Der harte Aufprall auf dem Boden nahm ihm den Atem. Die Wunde in der Seite hämmerte, als hätte jemand dagegengetreten. Er wollte nach dem Messer greifen, das zwischen seinen Schulterblättern hing, lag aber auf dem rechten Arm, und der linke gehorchte ihm nicht mehr. Mit unwahrscheinlicher Deutlichkeit sah er Howies Augen. An ihrem Ausdruck konnte er genau den Moment ablesen, in dem Howie abdrücken würde - doch richtete der Gangster die Waffen auf ein anderes Ziel, als er plötzlich angegriffen wurde. Die .38er in seiner Linken donnerte los. Der Schuß ging blind in die Nacht.
    Bannon konnte nicht erkennen, wer oder was der Angreifer war. Irgendein Tier, dachte er. Er hörte ein tiefes Knurren wie das eines Panthers. Er sah noch, wie das Wesen Howie ansprang, wie der Verbrecher rückwärts taumelte, dann verschwamm ihm alles vor den Augen. Du mußt klar bleiben, befahl er sich. Jetzt war nicht der passende Moment, um sich auszuklinken. Er hatte einen Job zu erledigen. Tony verließ sich auf ihn ... Ihm wurde schwarz vor Augen, und sein Gesicht sank in den Schlamm, ehe er den Gedanken zu Ende brachte.

    Howie fühlte sich riesig. Selbst als Bannon herumfuhr - blitzschnell und genau wissend, was er zu tun hatte -, blieb Howie unbeeindruckt. Er packte die Automatik von Bannon fester, schoß aber mit der .38er. Der erste Schuß ging völlig daneben, doch der zweite erwischte den Scheißer und hob ihn aus den Schuhen.
    Howie sah kurz zu der Stelle hin, wo Frankie gestürzt war, sah, daß sie kaum noch von der Stelle kam - braves Mädchen -, und wandte sich wieder Bannon zu, um ihm den Rest zu geben. Was sagst du nun, Arschloch? dachte er triumphierend. Bist du jetzt immer noch der Meinung, Howie Peale sei nur ein Stück Scheiße? Ich gebe dir noch zwei Sekunden, damit es dir leid tun kann, aber du brauchst dich bei Howie nicht zu entschuldigen.
    Er spannte schon den Finger am Hahn der .38er, als sein sechster Sinn ihn warnte. Er hob die Waffe, um einer neuen Gefahr zu begegnen. Wahrscheinlich Frankie, dachte er, um im nächsten Moment einzusehen, daß der Angreifer kein menschliches Wesen sein konnte - nach allem, was er einen winzigen Augenblick lang im Dunkeln hatte erkennen können.
    Wirres Haar, weiße Zähne in einem dunklen Gesicht. Er zog den Hahn durch, verfehlte aber sein Ziel, und in der nächsten Sekunde war der Gegner über ihm und schleuderte ihn unsanft zu Boden.
    Dabei verlor Howie beide Waffen. Er schrie laut auf, als er mit der verletzten Schulter aufprallte. Es sollte seine letzte Gefühlsäußerung sein, ehe eine kleine Faust voller Wucht seinen Solarplexus traf. Im nächsten Moment waren der Schmerz und das Bedürfnis vergangen, ihn akustisch zu äußern.

    Ali hatte vergessen, wie stark Mally war. Und wie schnell. Sie rannte hinter dem wilden Mädchen her. Sie wollte zu ihrer Mutter, erkannte aber aus den Augenwinkeln, daß Bannon getroffen zu Boden stürzte, daß Mally den Schützen angriff. Sie sah, wie Howie die Waffen fallen ließ, und griff nach der Waffe, die in ihrer Nähe

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