Grünmantel
du spuckst hier zwar große Töne, aber was wirst du denn tun?
Er erreichte die Vorderfront des Hauses, hielt sich aber im Schatten der Bäume. Mit der linken Hand stützte er sich auf den Krückstock. Die UZI hing an ihrem Gurt über der rechten Schulter, und seine Hand lag auf dem Griff. Er hatte ein Magazin mit 32 Schuß eingelegt und die Waffe entsichert. Zwei weitere Magazine steckten zusammen mit der Automatik in seiner Tasche.
Nun komm schon, Louie, dachte er. Hören wir mit dem Versteckspiel auf. Du hattest mich in Malta auf dem Präsentierteller, aber du hast die Sache geschmissen. Also mach es jetzt richtig oder komm heraus und laß dir von mir zeigen, wie man so etwas erledigt. Nie wieder werde ich vor einem Scheißkerl wie dir davonlaufen. Niemals mehr.
Er schaute gerade zu seinem Haus hinüber, als plötzlich zwei Gestalten davor auftauchten, als wären sie vom Himmel gefallen. Valentis Finger am Abzug spannte sich, doch als er erkannte, wer die beiden waren, ließ er die Waffe los. Er wollte sie zu sich rufen, aber im gleichen Moment zerriß ein Schuß die nächtliche Stille, gefolgt von Frankies spitzem Aufschrei.
O nein! Laß die Magaddinos nicht gerade jetzt ihr Spiel eröffnen - jetzt, da Ali mittendrin steckt.
Ehe er sich rühren konnte, waren Ali und Mally schon aufgesprungen und liefen auf die Stelle zu, wo der Schuß gefallen war. Als Valenti sich schließlich aus seiner Erstarrung gelöst hatte und über die Wiese zur Straße lief, fiel der zweite Schuß. Er sah zwei Gestalten, die miteinander rangen. Der Blonde mußte Bannon sein.
Verfluchtes Bein! Valenti stieß einen tonlosen Schrei aus, als der, den er als Bannon erkannt hatte, zu Boden stürzte. Er selbst war immer noch zu weit entfernt, um eingreifen zu können. Mally und Ali hatten gerade den Ort des Geschehens erreicht, als der dritte Schuß fiel. Valenti sah, wie das wilde Mädchen den Mann ansprang, der Bannon zu Boden geschickt hatte. Er versuchte, schneller zu gehen.
Er hatte die Hälfte der Strecke hinter sich, als der vierte Schuß fiel. Endlich war er nahe genug, um zu verstehen, was da geredet wurde. Überraschend trat er auf den Plan. Bei seinen Worten wandten alle den Kopf. Die UZI hielt er schußbereit im Anschlag.
»Großer Gott, Tony, bist du das?« fragte eine vertraute Stimme. »Was hältst du davon, deine kleinen Amazonen zurückzupfeifen und ’nem alten Mann ’ne Pause zu gönnen?«
Valenti schob den Krückstock unter den Arm und griff nach der Taschenlampe. Ihr Strahl stach ins Dunkel und wanderte über das Gesicht des Fremden. Valenti ließ die UZI sinken und ging auf den Mann zu.
»Was zum Teufel tust du hier, Mario?«
»Ich helfe nur ein wenig aus. Hör zu, Tony, wir haben keine Zeit für ’nen gemütlichen Plausch. Tom ist schwer verletzt - und die Frau wahrscheinlich auch.«
Valenti blieb fast das Herz stehen. Er hatte den Schrei von vorhin völlig vergessen. Lieber Gott, es darf nicht Frankie sein - bitte!
Im gleichen Moment, als er sich umwandte, stürmte Ali zu ihrer Mutter hinüber. Frankie saß aufrecht am Boden, und der Strahl der Taschenlampe erfaßte ihr Gesicht. Schnell ließ Valenti ihn zu einem anderen Punkt wandern.
»Mom! Bist du okay?«
Frankie nickte langsam. »Es reicht, mehr ertrage ich einfach nicht«, sagte sie mit heiserer Stimme. Ali kniete neben ihr nieder, nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. Valenti wollte zu ihnen hinübergehen, doch Mario packte ihn am Arm. »Im Moment haben wir andere Probleme«, meinte er, nahm Valenti die Taschenlampe aus der Hand und ließ ihren Strahl über Howies Gesicht wandern. »Kennst du diesen Affen?«
Valenti wollte schon den Kopf schütteln, sah aber dann noch einmal genauer hin. »Schwer zu sagen. Er könnte der Kerl sein, der gestern abend mit Earl hier aufgetaucht ist.«
»Okay, pfeif auf ihn! Wir müssen uns um Tom kümmern. Mach ihm ’ne Kompresse aus irgendwas, damit er nicht soviel Blut verliert. Ich hole den Transporter.«
»In Ordnung.«
Valenti kniete neben Bannon nieder und legte seine Brust frei. Jacke und Hemd waren voller Blut. Mario gab ihm die Taschenlampe. »Ich bin gleich zurück. Im Wagen habe ich ’nen Erste-Hilfe-Kasten. Aber danach muß ich ihn ins Krankenhaus bringen.«
»Beeil dich!« murmelte Valenti.
Er bemerkte, daß Mally wieder ihren Trick angewendet hatte, sich unvermittelt in Nichts aufzulösen, konzentrierte sich aber auf das vordringliche Problem. Als er eine Bewegung hinter sich spürte,
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