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Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition)

Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition)

Titel: Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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die
     neue B.-Stelle eingerichtet werden.
     
    Der Verf., allzu befangen, was die Herstellung von Prosa betrifft, muß sich des Kommentars enthalten.
     
    Addiert man alle sachlichen Angaben über A., reduziert alle unsachlichen auf einen Kern, der den sachlichen entsprechen könnte, so steckte wahrscheinlich ein ganz guter Sportlehrer in ihm, der als
     Nebenfach hätte Zeichnen geben können. Wo er tatsächlich nach einigen abgebrochenen |142| Karrieren landete, ist dem Leser längst bekannt: beim Militär.
    Nun wird einem ja bekanntlich auch beim Militär nichts geschenkt, ganz sicher nicht, wenn man die Unteroffizierslaufbahn einschlagen
     muß, die einzige, die A., der als »abgebrochener Quartaner auf die Volksschule zurückmußte« (H. sen.), offenstand. Und hier
     muß nun gerechterweise gesagt werden, daß der siebzehnjährige A., der zunächst freiwillig zum Arbeitsdienst ging, dann zu
     den wahren Preußen, Einsicht zu zeigen beginnt. In Briefen an seine Eltern (alle in der Vitrine für jedermann einzusehen)
     schreibt er wörtlich: »Nun will ich aber allen Fährnissen zum Trotz einmal durchhalten, und mag die Umwelt auch widrig zu
     mir sich verhalten, so will ich doch nicht immer ihr allein die Schuld geben, und ich bitte Euch, Mutti und Vati, mich, wenn
     ich eine Laufbahn begonnen habe, nicht gleich an deren Spitze zu sehen.« Das ist nicht schlecht ausgedrückt und bezieht sich
     auf eine Bemerkung von Frau P., die, als Alois zum erstenmal in Uniform in Urlaub kam, ihn schon als »Militärattaché in Italien
     oder so« sah.
    Wendet man schließlich die immer erstrebenswerte Prise Barmherzigkeit an, auch ein Minimum von dem, was man Gerechtigkeit
     nennen könnte, und stellt in Rechnung, welch eine extrem schlechte Erziehung A. bekam, so war er letzten Endes gar nicht so
     übel, und je weiter er von seiner Familie entfernt war, desto besser wurde er, da ihn in der Fremde keiner mehr als zukünftigen
     Kardin- oder Admiral sah. Immerhin brachte er es beim Militär innerhalb von eineinhalb Jahren zum Unteroffiziersanwärter,
     und selbst wenn man bedenkt, daß der nahende Krieg Karrieren begünstigte, so ist das nicht ganz so unrespektabel; beim Einmarsch
     in Frankreich wurde er zum Unteroffizier ernannt, und als solcher, »frischgebacken«, nahm er im Juni 41 am Gruytenschen Betriebsfest
     teil.
    |143| Zuverlässige Angaben über Lenis neu aufbrechende Tanzfreudigkeit an diesem Abend liegen nicht vor, lediglich Gerüchte, Geflüster,
     beides gemischter Natur: wohlwollend, hämisch, eifersüchtig, tantenhaft; nimmt man an, daß zwischen acht Uhr abends und vier
     Uhr morgens etwa vierundzwanzig- bis dreißigmal zum Tanz aufgespielt wurde, Leni mit A. nach Mitternacht den Saal verließ,
     so hat – reduziert man Gerüchte und Geflüster auf einen angemessenen Durchschnitt – Leni an wahrscheinlich zwölf Tänzen teilgenommen;
     von diesen angenommenen zwölf allerdings tanzte sie nicht etwa die meisten oder fast alle, sie tanzte alle mit Alois. Nicht einmal ihrem Vater billigte sie eine Ehrenrunde zu, nicht einmal dem alten Hoyser –
     nein, sie tanzte nur mit ihm.
    Fotos, die in der P.schen Vitrine neben einem Orden und einer Kampfspange einzusehen sind, zeigen A. um jene Zeit als einen
     jener strahlenden Kerle, die durchaus geeignet waren, in Kriegszeiten nicht nur Illustriertentitelblätter zu zieren, auch
     in Illustrierten Prosa von der zitierten Art zu publizieren; sogar in Friedenszeiten. Nach allem, was Lotte, Margret und Marja
     (sowohl direkt als durch Lenis knappe Angaben gefiltert) über ihn wußten, hinzugenommen die Hoyserschen Aussagen, muß man
     sich ihn als einen dieser Jungen vorstellen, der nach einem Dreißigkilometermarsch immer noch strahlend, mit einem geladenen
     und entsicherten Maschinengewehr vor der Brust, mit aufgeknöpfter Feldbluse, an der der erste Orden baumelt, an der Spitze
     des von ihm geführten Trupps ein französisches Dorf betritt, in der festen Überzeugung, es erobert zu haben; der, nachdem
     er sich mit Hilfe des von ihm geführten Trupps davon überzeugt hat, daß im Dorf weder Heckenschützen noch Hexen versteckt
     sind, sich gründlich wäscht, Unterwäsche und Sokken wechselt und dann zwölf weitere Kilometer freiwillig durch die Nacht marschiert
     (nicht intelligent genug, vorher |144| im Dorf intensiv nach einem möglicherweise verbliebenen Fahrrad zu suchen – vielleicht auch nur abgeschreckt durch die heuchlerischen
     Transparente »Plündern

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