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Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Titel: Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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nachmittags, während ich im Gespräch mit einem Mandanten war.
    Die interne Leitung klingelte, und Maria Teresa kündigte – noch bevor ich sagen konnte, ich wolle nicht unterbrochen werden, wenn ich im Gespräch mit einem Mandanten war – Rechtsanwalt Corrado Macrì aus Rom auf der anderen Leitung an.
    Ich schwieg ein paar Sekunden, und ich weiß noch genau, dass ich mich dabei wortwörtlich fragte: Warum zum Teufel bist du nicht auf die Idee gekommen, dass er dich anrufen könnte?
    »Okay, stell ihn durch.« Die Sprechmuschel mit der Hand zudeckend, wandte ich mich an den Klienten, der mir gegenübersaß – einen etwas beschränkt dreinschauenden Rentner namens Martinelli, dem die Forstpolizei sein hübsches Häuschen beschlagnahmt hatte, das er mitten in einem Naturschutzgebiet gebaut hatte – und fragte ihn, ob er mich ein paar Minuten entschuldigen könne, ich hätte ein dringendes Gespräch. Eigentlich meinte ich: ob er freundlicherweise ein paar Minuten hinausgehen könne, aber der gute Mann war schwer von Begriff, meinte, kein Problem, ich solle mir ruhig Zeit lassen, und blieb sitzen.
    »Ja, bitte?«
    Pause, Hintergrundrauschen. Wahrscheinlich war er im Auto unterwegs.
    Dann eine tiefe, breiige Stimme, deren kalabresischer Akzent weniger stark ausgeprägt war, als ich es aufgrund meiner Vorurteile erwartet hätte.
    »Spreche ich mit dem Kollegen Guerrieri?«
    »Wer ist da?«
    »Hier ist der Kollege Macrì, aus Rom.«
    Kollege, klar doch.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Neuerliche Pause, aber nur kurz. Er hatte schnell für sich entschieden, dass ich ihm den Buckel runterrutschen konnte mit meinem »Sie«. Er würde mich duzen.
    »Hör mal, Kollege, ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ich hab heute einen Brief bekommen, vom Berufungsgericht Bari, eine Vorladung. Ich soll in einem Prozess, bei dem es um einen deiner Mandanten geht, als Zeuge aussagen. Der Mann heißt Paolicelli und wurde, wie du weißt, in erster Instanz von mir verteidigt.«
    Verteidigt ist wohl nicht das richtige Wort. Ich würde eher sagen, den du in erster Instanz aufs Kreuz gelegt hast.
    »Wie ich erfahren habe, wird er jetzt von dir vertreten. Deshalb meine Frage: Du weißt nicht zufällig, warum sie mich vorgeladen haben? War das eine Idee des Staatsanwalts?«
    Der besorgte Unterton in seiner breiigen Stimme war kaum herauszuhören, aber er war da. Macrì kannte weder den Grund seiner Vorladung, noch wusste er, dass er sich dafür bei mir zu bedanken hatte. Der vergnüglichste Teil des Telefonats stand also noch bevor.
    »Pass auf, Macrì« – zum Teufel mit dem »Sie«, das hätte sowieso nichts genützt -, »es ist so; wir müssen da ein paar Detailfragen klären...«
    »Entschuldige, aber wen meinst du mit wir , Guerrieri?«
    Der besorgte Unterton hatte eine aggressive Färbung angenommen.
    »Mein Mandant und ich haben...«
    »Du und dein Mandant? Meinst du damit Paolicelli? Du willst mir doch nicht etwa erzählen, dass diese Vorladung deine Idee war?«
    »Tja, wie gesagt, wir müssen da ein paar Dinge klären...«
    »Hör auf mit dem Scheiß. Du hast mich vorladen lassen? Mich, einen Kollegen?«
    Jetzt war es so weit. Die Phase der Untertöne war beendet. Ich presste instinktiv den Hörer ans Ohr und schielte zu meinem Mandanten hinüber. Er betrachtete mit verhaltenem Interesse einen gerahmten Druck von Cantatore, den ich vor ein paar Wochen in meinem Büro aufgehängt hatte.
    »Hör mal, Macrì, ich bin es nicht gewöhnt, dass man in dieser Lautstärke mit mir redet.« Was für einen kolossalen Blödsinn verzapfte ich da eigentlich? »Und ich denke, dir ist klar, dass es sowieso nichts bringen würde, dieses Gespräch fortzuführen. Es ist nun mal, wie es ist: Ich bin Verteidiger in einem Prozess, in dem du als Zeuge wirst aussagen müssen; ob es dir nun gefällt oder nicht.« Es war mir eine fiese, kleine Genugtuung, ihm dieses ob es dir nun gefällt oder nicht zu verpassen. »Wenn wir uns vor Gericht sehen...«
    »Vor Gericht? Bist du völlig übergeschnappt?« Er erstickte fast vor Wut. »Hast du Scheiße im Hirn oder was? Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich vor einem Berufungsgericht dieses Affentheater durchziehe? Nein, mein Lieber, das sage ich dir: Ich komme nicht nach Bari und spiele für dich den Hanswurst, schreib dir das hinter die Ohren!«
    Einen Moment lang blieb ich still und schwankte zwischen zwei Arten von Antworten. Dann seufzte ich und sagte scheinbar völlig gelassen:
    »Ich glaube,

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