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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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oder falsch temperierter Bordeaux, denn der ist in dem Laden oft zu warm, und als hättet ihr aus Rache eine Runde durch die Altstadt gedreht und je eine Boden-See-Rakete auf den Strömmen gerichtet. Versteht ihr, was ich sage?«
    »Aufrichtig gesagt, nicht ganz«, entgegnete Joar Lundwall leise. Es war das erste Mal, daß er von seinem Chef angeschnauzt wurde.
    »Oh, es ist sehr einfach«, fuhr Carl etwas gefaßter fort. »Ihr habt ungefähr eine Million Dollar pro Stück an Steuergeld gekostet. Ihr seid zwei von gegenwärtig fünf Personen, die eure Ausbildung schon haben oder noch dabei sind, sie zu absolvieren. Eure verdammten Ellbogen und Hände gehören nicht euch, ihr verdammten Mutterficker, sondern sie gehören dem schwedischen Steuerzahler, und auch wenn es nicht gerade Steuerzahler waren, an denen ihr gestern abend geübt habt, riskieren die Steuerzahler jetzt trotzdem, mit euch eine Fehlinvestition bezahlt zu haben. Wie zum Henker kann so etwas passieren?«
    »Es ging so gottverdammt schnell…«, versuchte Stålhandske lahm.
    »Na was denn sonst? Das fehlte noch! Ihr wart doch beide nicht blau? Natürlich ging es schnell, das beherrschen wir ja gerade !«
    »Schon. Nun ja. Aber ich meine die Vorgeschichte. Wir hatten gar nicht die Absicht…«
    »Was für gottverdammte Absichten hattet ihr dann?«
    »Diese Neonazis oder was sie sonst waren, waren dabei, einen Einwanderer zu mißhandeln. Die Allgemeinheit hat natürlich nicht gewagt einzugreifen, und wir haben uns gedacht, wir sollten denen Bescheid stoßen… oder, nun ja, sie ablenken…«, nahm Lundwall einen Anlauf.
    »Das kann euch doch scheißegal sein. Ihr seid doch keine Polizisten. Wenn euch die sogenannte Gewalt auf den Straßen empört, könnt ihr die Wache 1 anrufen, das heißt diejenigen, die im Augenblick verdächtigt werden. Statt dessen greift ihr auf den Straßen Stockholms zu militärischer Gewalt. Begreift ihr wirklich nicht, was das bedeutet?«
    Lundwall und Stålhandske hätten möglicherweise das starke Bedürfnis verspürt, sich zu verteidigen, wenn ein anderer, und zwar jeder andere, sie so zurechtgewiesen hätte. Doch Carl war viel mehr als ihr Chef. Er war ein Chef, zu dem sie absolutes Vertrauen hatten; sie würden ihm überallhin folgen, sogar auf eine Expedition mit Tarnanzug und rußgeschwärztem Gesicht ins Fegefeuer, wenn er es verlangt hätte.
    Folglich hatten sie keinerlei Möglichkeit, sich zu verteidigen.
    »Okay«, sagte Carl, als ihm aufging, wie sehr er die Oberhand hatte. »Jetzt habt ihr also den Nahkampf an der minderbemittelten Jugend Stockholms geübt. Wenn das Recht seinen üblichen Lauf nimmt, bekommt ihr ein Jahr Gefängnis pro Nase und werdet gefeuert. Natürlich haben wir die Absicht, nach Möglichkeit dafür zu sorgen, daß die Gerechtigkeit nicht ihren Lauf nimmt.«
    Carl lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch. Damit wollte er deutlich markieren, daß der offizielle Teil des Gesprächs beendet war.
    »Das ist sehr edelmütig«, sagte Stålhandske ohne Ironie.
    »Nein, aber vernünftig«, erwiderte Carl. »Ihr würdet für die Firma einen höchst spürbaren Verlust bedeuten, etwa wie zwei abgestürzte Jäger. Unser Hauptinteresse besteht darin, daß alle Maschinen zur Basis zurückkehren. Wie viele Zeugen gibt es?«
    »Schwer zu sagen. Es war ja dunkel, und das zuschauende Publikum stand ein Stück entfernt. Ein Dutzend Skinheads, würde ich sagen«, erwiderte Joar Lundwall.
    »Mhm«, bemerkte Carl, »die Beteiligten würden euch natürlich wiedererkennen, wenn sie euch zu sehen bekämen. Die Beteiligten scheinen zu glauben, daß ihr Polizisten seid, und das ist vielleicht weniger gut.«
    »Ich halte es für ausgezeichnet«, wandte Lundwall ein. »Mit der Vermutung liegen sie doch ziemlich weit daneben?«
    »Ja, könnte man meinen. Andererseits wird es der Polizei vielleicht am Herzen liegen zu zeigen, daß die Täter keine Polizisten waren. Und wenn über den Vorfall Ermittlungen angestellt werden, was sich abzuzeichnen scheint, sind wahrhaftig nicht die gescheitesten Hirne der schwedischen Polizei nötig, um auszurechnen, daß ihr nicht gerade Yuppies mit Bodybuilding-Erfahrung seid. Schlimmstenfalls lenkt das die Gedanken zu uns.«
    »Nicht doch, nicht doch. Sie werden glauben, daß es irgendwelche Karatefritzen waren«, sagte Stålhandske mit der Andeutung eines Lächelns.
    »Das kann doch wohl nicht sein, solche Pyjama-Ringer!«
    Carl lachte auf und verlor zum

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