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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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verborgen.«
    »Daß der eigentliche Grund für meine fünf Jahre in den USA meine Ausbildung zu einem Spezialisten beim Nachrichtendienst war?«
    »Genau das. Ich lief immer in dem Glauben herum, daß da eine andere war. Es war alles so albern, und als du es dann erzähltest, mehrere Jahre zu spät, fühlte ich mich wie eine Idiotin. Du hattest dich verändert. Diese Narbe im Gesicht war damals noch ganz frisch. Du sagtest, das sei in Syrien passiert. Du sahst aus, als hättest du auch in dir Narben, und… ja, all das hat mich jedenfalls unsicher gemacht.«
    »Aber der alte Herb hat mir trotzdem die Stange gehalten«, sagte Carl leichthin und stellte zwei Weingläser auf den Tisch. Er servierte die amerikanische Variante von weißem Burgunder und sah sie fragend an, während er gleichzeitig nach den beiden silbern glänzenden Hauben über den Speisen griff, und als sie zustimmend nickte, hob er sie beide auf einmal hoch, wie es in aufwendigeren Restaurants üblich ist.
    Er zuckte zusammen, als er das Essen sah. Er verstand zunächst nicht, warum, während er schnell im Gedächtnis kramte. Doch dann ging ihm auf, daß es das letzte war, was sie damals gemeinsam gegessen hatten: Grillspieß mit Fischen, Meereskrebsen und Pilgermuscheln.
    »Du hast ein Gedächtnis wie ein Elefant«, sagte er höflich, doch ohne sonderliche Begeisterung, als er seine Serviette auseinanderfaltete, nach dem Besteck griff und abwartete, bis sie das gleiche tat.
    »Ja«, sagte sie nach dem ersten Bissen, »manchmal habe ich tatsächlich eine Erinnerung wie ein Elefant. Manchmal benutze ich allerdings auch technische Hilfsmittel.«
    »Inwiefern?«
    »Tagebuch. Ich habe alles aufgeschrieben, woran ich mich von diesem Abend erinnerte. Weißt du noch, worüber wir gesprochen haben?«
    »An einiges sehr gut, anderes habe ich wohl vergessen.«
    Er gab sich den Anschein, beschäftigt zu sein, indem er auf seinen Teller blickte und aß, als hätte er einen Bärenhunger. Als Flucht war es trotzdem sinnlos. All das, was er nicht wiederholt haben wollte, würde jetzt wiederholt werden, schlimmstenfalls mit der Genauigkeit eines Tagebuchs, obwohl er selbst keines brauchte, um sich gerade an diese Unterhaltung zu erinnern, die er wahrscheinlich besser im Gedächtnis hatte als jedes andere Gespräch seines Lebens.
    Er hatte ihr noch nicht gesagt, daß er verheiratet war. Nun ja, praktisch verheiratet, und daß seine Frau ein Kind erwartete, im sechsten Monat war, Eva-Britt hieß und Polizeibeamtin war. Er sollte es sagen, und er sollte es jetzt sagen. Er hatte das Gefühl, direkt auf eine Katastrophe zuzusteuern, wenn er es jetzt nicht sofort sagte.
    Dennoch sagte er es nicht.
    »Weißt du noch, was du mir damals versprochen hast?« fragte sie und nahm einen etwas zu großen Schluck des kalifornischen Weins.
    Der Wein hatte eine etwas zitronengelbere Farbe als in San Diego, eine schöne Farbe vor dem Blau des Tischtuchs. Es sieht fast aus wie eine schwedische Flagge, dachte Carl.
    »Ich habe um deine Hand angehalten, aber das Ergebnis war nicht überwältigend«, sagte er.
    »Ganz so war es nicht. Ich sagte damals, hier und jetzt, und du sagtest, später. Da sei etwas, was du als erstes tun müßtest, und ein Mann müsse tun, was er zu tun habe, und so weiter.«
    »Mhm. Stimmt.«
    »Dann habe ich gefragt, was wichtiger sein könne als du und ich, und du sagtest, du könntest es im Augenblick nicht sagen, aber, ich zitiere, ich werde alles erzählen, wenn ich wieder da bin.«
    »Ja. Und?«
    »Hast du damit gemeint, nach Kalifornien zu emigrieren, dort ein neues bürgerliches Leben zu beginnen und all das?«
    »Ja, aber daraus wurde aus mancherlei Gründen nichts, von denen du übrigens einer warst. Burt und Stan und so weiter.«
    »Obwohl es nur eine Sache gab, eine einzige, die du vorher erledigen mußtest?«
    »Ja. Es war so. Es war mir unmöglich, mich davon zu befreien.«
    »Was war denn so wichtig?«
    »Du fragst nach einem der am besten bewahrten Geheimnisse Schwedens.«
    »Von dem du versprochen hattest, es mir zu erzählen.«
    »Das ist alles verrückt, Frau Anwältin. Als ich das sagte, habe ich mir die Tragweite des Ganzen nicht klar gemacht. Außerdem ist es heutzutage mein Beruf, zu lügen und Zusagen zu brechen. Wenn du wissen willst, womit ich mich in den letzten Tagen beschäftigt habe, habe ich unter anderem die Gerechtigkeit manipuliert, so daß bestimmte Gesetzesbrecher einer Bestrafung entgehen werden. Ich habe einen meiner engsten

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