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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Deckenkonstruktion, bei der die Balken auf eine ungewöhnliche Art ineinander verschränkt waren. Wenn ein Teil von ihr einstürzte, würde der Rest unweigerlich folgen.
    „Dieser Ort ist unheimlicher als dieses verfluchte Moor“, murmelte Rowan und zeigte auf die seltsamen Wandgemälde. Sie zeigten wilde, Furcht erregende Bestien im Kampf miteinander.
    Löwen und Drachen, kam es Gwyn in den Sinn. Es waren dieselben Bilder, die er für einen kurzen Moment auf Merlins Brust gesehen hatte. Voller düsterer Vorahnungen zog er weiter.
    Je näher sie dem Mittelpunkt der druidischen Versammlungsstätte kamen, desto enger und niedriger wurde der Gang. Schließlich mussten sie im Gänsemarsch hintereinander hergehen.
    Humbert war am Ende seiner Kräfte. Als sie schon dachten, dass der Weg überhaupt kein Ende nehmen würde, gelangten sie in einen großen Raum. Merlin, der mit der Fackel vorangegangen war, zündete ein halbes Dutzend Feuerschalen an. Der Rauch stieg geradewegs nach oben, wurde dann aber von einem Luftzug erfasst und verschwand in einer kleinen Öffnung, die man in die Decke eingelassen hatte.
    Dies musste das Allerheiligste sein, dachte Gwyn und war ein wenig enttäuscht. Es sah aus wie das Innere der kleinen Kirche von Redruth, die sie sonntags immer besuchten, nur dass das Kreuz fehlte. Vor ihnen stand ein großer steinerner Altar, auf dem mehrere Gefäße mit welken Blumen standen, von denen ein seltsam aufdringlicher Geruch ausging.
    Und in der Mitte des Altars lag es.
    Gwyn hatte das Buch nur ein einziges Mal in Merlins Turm gesehen, doch erkannte er den abgegriffenen, scharlachroten Ledereinband sofort wieder.
    Merlin holte aus einer Tasche die Papierrollen. „Nun kommt nach Jahrhunderten zusammen, was nie hätte getrennt werden dürfen.“
    „Ganz Eurer Meinung“, sagte Urfin und zielte mit der Spitze seines Schwertes auf Merlins Brust. „Und damit dies nicht wieder geschieht, werde ich mich jetzt dieses Buches annehmen. Fortan bin ich der Fischerkönig.“
    „Verräter“, brüllte Sir Kay und zog nun ebenfalls sein Schwert.
    „Nein!“, rief Merlin und hob die Hand. „Kein Blutvergießen an diesem Ort.“
    Gwyn spürte, wie ihn eine namenlose Kälte packte und er mit der Hand den Griff seines Schwerts suchte.
    „Das gilt auch für dich, Gwyn!“, rief Merlin.
    „Ich habe geglaubt, Ihr seid mein Freund, Sir Urfin!“, schrie Gwyn. „Ich habe Euch vertraut, doch Ihr habt mich nur belogen!“
    „Was mir nicht leicht gefallen ist, glaub mir“, sagte Sir Urfin und nahm die Blätter an sich. Dann drehte er sich so, dass zwischen ihm und Sir Kay Merlin stand. „Ich mag dich wirklich. Du hast mehr Schneid als all die anderen armseligen Figuren, die sich Ritter der Tafelrunde nennen.“
    „Ach ja? Und wenn Ihr meiner überdrüssig geworden wäret, dann hätte ich dasselbe Ende wie Geoffrey gefunden! Ist es nicht so?“
    Sir Urfin schien einen Moment aus dem Gleichgewicht zu geraten. „Ich habe deinen Vorgänger nicht getötet. Geoffrey war von Anfang an in meine Pläne eingeweiht gewesen, doch als es so weit war, hatten ihn Skrupel beschlichen. Es kam zum Streit, und er ist vom Turm gefallen. Es war ein Unfall.“
    „Ein Unfall?“ Gwyn trat einen Schritt nach vorn, woraufhin Sir Urfin die Klinge fester an Merlins Brust drückte.
    „Gwyn, bleib stehen!“ rief Merlin. „Zügle deine Wut!“
    Gwyn schluckte und atmete tief ein. „Warum?“, fragte er ein wenig beherrschter. „Warum dieser Verrat?“
    Sir Urfin schnaubte verächtlich.
    „Da fragst du? Also wirklich, ich hätte dich für intelligenter gehalten. Schau dir doch an, was aus der Tafelrunde geworden ist! Ein Haufen alter Männer, die nur noch mit Worten die Schlachten vergangener Tage kämpfen.“ Er warf einen angewiderten Blick auf Humbert, der sich mühsam auf die Beine gestellt hatte. „Glaubst du, ich will so enden wie er? Ich will noch etwas bewegen, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten. Dazu brauche ich den Gral. Ich will das ewige Leben, die ewige Jugend.“
    Mit einer schnellen Bewegung nahm er das Buch vom Altar und es machte leise Klick. Verwundert sah er noch, wie Merlin sich plötzlich duckte, dann traf ihn das Pendel mit einer Wucht, die ihn quer durch den Raum schleuderte und gegen eine der hölzernen Säulen prallen ließ, die unter dem Aufprall einfach zusammenbrach. Laut knirschend senkte sich der Deckenbalken. Humbert, der genau darunter stand, fing mit einem lauten Schrei die Last ab. Vor

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