Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
Vom Netzwerk:
ausgestreckt und versuchte, ein Nickerchen zu halten.
    „Vielleicht waren die Berichte über die Größe der feindlichen Armee ja auch schlicht falsch“, überlegte Gwyn. „Ihr wisst doch, wie Gerüchte entstehen. Da wird ein Kalb geboren, das von Geburt an auf einem Auge blind ist. Der Bauer erzählt die Geschichte dem Müller, da hat das arme Tier das Augenlicht komplett verloren. Der Müller erzählt wiederum dem Gerber, dass es da einen Bauern gibt, der ein blindes und lahmes Kalb hat. Und am Ende des Tages ist aus dem armen Kalb ein blindes, dreibeiniges, Feuer speiendes Ungeheuer geworden, das nachts die kleinen Kinder aus den Betten raubt, um sie bei Vollmond zu verspeisen. Und ich möchte wetten, dass es sich mit den Sachsen ähnlich verhält. Gewiss, es gibt sie. Doch ist ihre Zahl vermutlich so gering, dass sie sich in Britannien regelrecht verlieren!“
    „Ich weiß nicht“, murmelte Rowan. „Vielleicht irrst du dich auch.“ Er zeigte mit dem Finger auf die Hügelkuppe, die das Tal in östlicher Richtung begrenzte. Eine Gruppe von vielleicht einem Dutzend Reitern hetzte ihre Pferde den Hang hinab, und es konnte keinen Zweifel geben, auf wen sie es abgesehen hatte.
    „Auf die Pferde!“, schrie Gwyn. „Wir müssen fort von hier!“
    Roderick schreckte hoch. Muriel und Katlyn stopften ihre Sachen in die Packtaschen.
    „Sie sind drei Meilen entfernt, vielleicht sogar vier.“
    „Ein Vorsprung, der sehr schnell schrumpfen wird“, rief Lancelot, der sich auf sein Ross schwang. „Unsere Pferde sind erschöpft. Außerdem tragen zwei von ihnen die doppelte Last.“
    Rowan half Muriel zu sich hinauf, während Gwyn noch immer damit beschäftigt war, sein Pferd zu beruhigen, das die Unruhe spürte und zu scheuen begann. Katlyn hingegen stand wie angewurzelt neben einem Baum.
    „Katlyn, wir müssen uns beeilen!“
    „Das sind keine Sachsen“, sagte sie und kniff die Augen zusammen. „Es sind Mordreds Männer.“
    Gwyn schaute jetzt ebenfalls in die Richtung, aus der die Reiter kamen, doch für ihn war nicht zu erkennen, ob der Trupp aus Männern des grünen Drachen, Sachsen oder gar Rittern der Tafelrunde bestand.
    „Ob Mordred oder die Sachsen, das Ergebnis ist für uns dasselbe“, bellte Lancelot und machte mit den Armen weit ausholende Bewegungen, als würde er eine Herde Kühe von der Weide treiben.
    Roderick war der Letzte, der an ihm vorbeiritt. Dann rammte Lancelot seinem Pferd die Stiefelabsätze in die Flanken, sodass es den anderen mit einem lauten Wiehern hinterherpreschte.
    Lancelot sollte Recht behalten. Der Abstand zwischen Verfolgern und Verfolgten verringerte sich in kürzester Zeit so dramatisch, dass nun auch Gwyn die grünen Drachen auf den Brustharnischen erkennen konnte. Schon zogen die Krieger, die vorneweg ritten, ihre Schwerter, wobei sie laute Schreie ausstießen, die ihre Wirkung nicht verfehlten.
    Lancelot ließ sich zurückfallen. Nun zückte auch er sein Schwert.
    „Was habt Ihr vor?“, schrie Gwyn.
    „Ich will uns etwas Zeit verschaffen!“
    „Aber nicht mit Eurem Blut!“
    „Dann werden sie uns gleich eingeholt haben!“, rief Lancelot.
    „Schließt auf!“ schrie Gwyn.
    Doch Lancelot tat so, als würde er nicht hören.
    „Schließt auf, verdammt noch mal! Das ist ein Befehl!“
    Dies schien das Zauberwort gewesen zu sein, denn Lancelot stieß einen wütenden Schrei aus. Sein Pferd erhöhte wieder das Tempo. „Erlaube mir zumindest, dass ich an deiner Seite bleibe!“
    „Ich bitte darum“, brüllte Gwyn gegen den Wind an. „Katlyn darf auf keinen Fall etwas zustoßen.“
    „Du hast mein Wort darauf.“
    Kaum hatte er diese Worte gesprochen, sah Gwyn, dass der Krieger, der Mordreds Männer anführte, sein Pferd noch einmal antrieb und ihnen daraufhin bedrohlich nahe kam.
    Lancelot schwenkte ein Stück nach rechts, damit er sich auf seinem Sattel besser zur Seite drehen konnte. Doch der Verfolger fiel auf diese List nicht herein und näherte sich Lancelot nun ebenfalls von rechts. Nun musste sich der Ritter zur anderen Seite drehen, was es ihm aber beinahe unmöglich machte, mit seinem Schwert einen vernünftigen Hieb auszuführen.
    Ein zweiter Reiter näherte sich ihm nun von der anderen Seite, um Lancelot in die Zange zu nehmen. Die Rechnung schien aufzugehen. Der Ritter war so bedrängt, dass er nun nicht mehr angemessen zurückschlagen konnte. Der Krieger zu seiner Rechten grinste ihn an und fand sogar noch die Zeit, mit seiner freien Hand eine

Weitere Kostenlose Bücher