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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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konnte ich sehen, dass er ein ganz ähnliches Buch wie ich kaufen wollte. Es stammte von derselben Autorin und hieß Der perfekte Liebhaber, Untertitel Sextechniken, die sie verrückt machen.
    Ein gutes Gefühl, nicht ganz allein auf der Welt zu sein. Anscheinend hatten auch andere das Bedürfnis, ihre Technik zu verbessern.
    Dann sah ich den Typ vor mir im Profil und ließ das Buch fallen. Es knallte dem Typ auf die Füße, und er bückte sich, um es aufzuheben. Als er sah, wer hinter ihm stand, klappte ihm die Kinnlade runter.
    »Hallo«, sagte Thomas.
    »Hallo.« Zu meinem Verdruss klang meine Stimme nicht halb so schneidend und kalt, wie ich es mir gewünscht hätte, sondern eher piepsig von dem Schreck, ihn hier so unverhofft wiederzusehen.
    Er sah, welches Buch ich in der Hand hielt, und wurde tatsächlich glühend rot. Sein eigenes Exemplar ließ er schamhaft zwischen den Handflächen verschwinden.
    Ich besaß immerhin die Lässigkeit, mein Buch hochzuhalten. »Ein Geschenk für eine Hochzeit«, sagte ich cool.
    »Für welche?«
    »Nicht für deine. Dafür hätte ich dir eher das Buch da geschenkt.« Ich deutete auf seine um das Buch verschränkten Hände.
    Er lachte misstönend. »Siehst du, ich wusste es! Du denkst, ich bin beschissen im Bett! Das hast du immer gedacht! Nie hast du dir Mühe gegeben, mich vom Gegenteil zu überzeugen! Das war auch der Grund, warum ich oft nicht konnte!«
    Die Frau an der Kasse hörte auf, Preise einzutippen, und als ich mich peinlich berührt umschaute, stellte ich fest, dass sich alle möglichen Hälse mitsamt Köpfen entlang der Regalwände wie bewegliche Blumenstängel in unsere Richtung gedreht hatten.
    »Ich hatte seit Monaten bei dir keine richtige Erektion mehr!«, rief Thomas aus. In seine Augen war ein fiebriger Glanz getreten, er starrte mich an wie ein hypnotisiertes Karnickel. »Ich habe gespürt, dass du ihn zu klein und zu schlapp fandest und auch geschmacklich nicht mit ihm einverstanden warst!«
    »Also Thomas …«
    »Gib es doch zu! Gib doch einmal im Leben was zu!«
    »Na gut«, sagte ich, die Blicke der Umstehenden mittlerweile wie Flammenwerfer in meinem Rücken. »Wenn du meinst.«
    »Siehst du!«, rief er erregt aus. »Du fandest ihn zu klein! Ich wusste es doch! Aber ich sage dir, er ist nicht zu klein! Du hast mir immer diesen Eindruck vermittelt und ich Blödmann habe es mir einfach gefallen lassen! Aber das stimmt gar nicht! Mir sind die Augen geöffnet worden, zum ersten Mal in meinem Leben! Für andere ist er gigantisch! Verstehst du? Gigantisch! Nicht ich war schlecht im Bett – du warst es!«
    Die Frau an der Kasse kicherte schrill und verstummte wieder, während sie sich mit teils furchtsamen, teils sensationslüstern funkelnden Blicken im ganzen Geschäft umschaute.
    Thomas kriegte es gar nicht mit, er war total von der Rolle. So außer sich hatte ich ihn noch nie gesehen, er benahm sich auf einmal wie ein völlig fremder Mensch. Oder genauer: wie jemand, der eine Art Offenbarung erlebt hatte, ein mythisches Wunder, wie einer dieser religiösen Derwische, die am Ende einer Wallfahrt ihr letztes bisschen kontrollierten Verstand verlieren. Ein beinahe irrer Ausdruck stand in seinen Augen.
    »Ist ja gut«, sagte ich. »Ich glaube es dir. Für Serena bist du der Mann ihrer Träume. Sie heiratet dich. Was willst du mehr.«
    Er richtete sich auf und schaute mich herablassend an. »Ich werde daran arbeiten, ihr ein adäquater Partner zu sein. Damit sie mich jede Nacht genau so will, wie ich sie will.«
    Aha. Daher also das Buch.
    »Ich will sie heiraten«, sagte er noch einmal, diesmal mit fanatisch glitzernden Augen.
    »Meinen Segen hast du«, versicherte ich ihm hastig und ohne recht zu wissen, was ich da von mir gab.
    »Danke. Ich hoffe, du nimmst es nicht persönlich.« Er drehte sich abrupt weg und wandte sich wieder zur Kasse um. Ich starrte seinen Rücken an und kämpfte das heftige Bedürfnis nieder, ihm meine Neuerwerbung über den Schädel zu ziehen. Hatte ich diesen Mann tatsächlich ernsthaft heiraten wollen? Hatte ich wirklich geglaubt, ihn genug zu lieben, um bis ans Ende meines Lebens mit ihm zusammenbleiben zu wollen?
    Der Augenblick brannte sich mit größtmöglicher Klarheit in mein Hirn. Die Erkenntnis tropfte mit der Schärfe von Schwefelsäure in mir herab, pok, pok, pok, bis sie den Rhythmus meines Herzschlags annahm. Eine kalte Starre hatte sich meiner bemächtigt, und ich spürte, wie plötzlich alle möglichen Fäden aus

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