Haeppchenweise
ausgenommen – die sucht seit unserer Ankunft unter dem Biertisch nach ihrer verlorenen Brille.
„DAS kann ich mir vorstellen ...“ Britta fixiert das Namensschild auf dem üppigen Kellnerinbusen. „Si-mo-ne.“
Ich pruste los, Friedrich hört auf, zu trinken. Roúla kriecht freudestrahlend unter dem Tisch hervor und hebt triumphierend ihre Sehhilfe in die Höhe. Ein Bügel ist verbogen.
„Hab ich das ungezogene Ding gefunden! Habt ihr schon bestellt?“ Ihr Blick wandert über die Speisekarte, bis ihr Lächeln noch eine Spur breiter wird. „Kann ich den Hackbraten auch mit Oliven haben?“
Zu Roúlas Verwirrung bricht die gesamte Gesellschaft in Gelächter aus. Barbie dreht sich wortlos auf dem Absatz um.
„Was hat das nette Servierfräulein denn?“
„Roúla“, Johannes tätschelt ihren Unterarm. „Du solltest diese Olivensache wirklich überdenken.“
Olivenhackbraten mit Tomaten und Ricotta
Man nehme
für den Hackbraten:
1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 4 EL Olivenöl, 1 Bund Basilikum,
100 g. entsteinte grüne Oliven, 50 g. Peccorino, 100 g. eingelegte, getrocknete Tomaten,
700 g. Rinderhackfleisch, 100 g. Ricotta, 3 Eier, 300 ml. Fleischbrühe,
Salz, Pfeffer, 1 TL abgeriebene Bio-Zitronenschale.
für die Tomatensoße:
1 Zwiebel, 800 g. Kirschtomaten, 2 EL Olivenöl, Salz, Pfeffer
1 getrocknete Chilischote, 1 TL Zucker, 1 EL Balsamico-Essig.
Zwiebel und Knoblauch schälen, klein würfeln. 1 EL Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, Zwiebel und Knoblauch darin 2 Minuten andünsten, abkühlen lassen. Die Basilikumblätter klein zupfen. Oliven, getrocknete Tomaten und Peccorino fein würfeln. Hackfleisch mit Ricotta, der Zwiebel-Knoblauch-Mischung, Basilikum, Eiern, Salz, Pfeffer und Zitronenschale vermengen. Den Backofen auf 200 °C vorheizen. Aus der Hackfleischmasse einen Laib formen. In einem Bräter das übrige Olivenöl erhitzen, den Hackfleischlaib darin von allen Seiten anbraten. Brühe angießen und den Hackbraten im Ofen etwa eine Stunde offen garen, dabei ab und zu mit Bratensaft beträufeln. Rund 20 Minuten vor Garzeitende für die Tomatensoße die Zwiebel schälen und fein würfeln, Tomaten waschen und halbieren. In einem Topf das Olivenöl erhitzen, die Zwiebel darin andünsten. Die Tomaten dazugeben, mit Salz und Pfeffer würzen und die Chilischote dazubröseln. Unter gelegentlichem Rühren etwa 10 Minuten bei schwacher Hitze sanft köcheln lassen, mit Zucker und Essig würzen, die Soße abschmecken. Den Hackfleischbraten aus dem Ofen nehmen, in Scheiben schneiden und mit der Tomatensoße servieren.
„Sieht aus, als hätte Felix sich die Kellnerin doch nicht ausgesponnen“, flüstert Britta in mein Ohr.
„Na und? Wenn er einmal die Wahrheit gesagt hat, heißt das nicht, dass er nicht die anderen Male gelogen hat!“
„Ehrlich Katta, hast du mit Felix gesprochen, bevor du die ganze Geschichte deinen Erwartungen angepasst hast?“
„Warum kümmerst du dich nicht einfach um deinen eigenen Kram?!“
Missgelaunt schiele ich nach Henrys Betäubungsmitteln. Die Gläser stehen noch unberührt vor meiner Kochschülerin, die ihre Salatbeilage aufgegessen hat und nun argwöhnisch den Backfisch auf ihrem Teller begabelt. Britta verlagert ihr Interesse ohne Umschweife auf Julius´ Tochter.
„Hallo, ich bin Britta. Ich glaube wir kennen uns noch nicht.“
„Hi. Henry.“ Sie nickt und schiebt einen Krümel Fischpanade in ihren Mund.
„Julius Tochter“, ergänze ich resigniert. Britta hätte es ohnehin in den nächsten zehn Minuten herausgefunden.
„Echt? Du armes Hühnchen!“
Man sollte meinen, eine Sozialpädagogin fasse derart sensible Themen etwas professioneller an. Aber egal, wie tief ich die Erwartungsmesslatte lege, meine Freundin bringt es immer fertig, einen Limbo unten durchzutanzen. Das „arme Hühnchen“ grinst noch breiter. Offenbar findet Henry Brittas unverblümte Art charmant.
Barbie stellt mit eisiger Miene die Maultaschensuppe ab. Etwas Brühe schwappt über Lukas´ Hemdsärmel, wofür sie sich kühl entschuldigt, ehe sie davonstolziert.
„So eine blöde Ziege!“ Britta streckt Barbies Apfelpopo die Zunge heraus.
„Also ich finde sie cool.“ Henry sticht beherzt ihr Messer in das braun frittierte Pressfischrechteck und verzieht das Gesicht.
„Wen findet Ihr cool?“
Die vertraute Stimme setzt meinen Körper sofort außer Gefecht. Schlagartig spüre ich weder Hände noch Füße, zudem klettert das Taubheitsgefühl in rasendem Tempo meine
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