Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
Vom Netzwerk:
ernst, und es sagt auch einiges, wenn Julia sich weigert, zu Hause bei ihrem Vater zu wohnen. Sie ist immerhin schon alt genug, um für sich selbst sprechen zu können. Und was mich am meisten an deinem Bericht überzeugt, ist die Tatsache, dass sie lieber abhaut, als zu Hause zu wohnen.«
    Annika konnte das Lächeln, das sich auf ihrem Gesicht breitmachte, nicht verhindern.
    »Allerdings«, fuhr Lena Eriksson fort, »müssen wir eine Unterbringung für Julia finden. Es gibt eine offene Wohngruppe in Väster, das ehemalige Kinderheim, kennst du es?«
    Annika sah ein großes weißes Haus mit einem Garten vor sich. Das alte Kinderheim war bekannt, eine ihrer Klassenkameradinnen aus der Grundschule war dort aufgewachsen.
    »Ja, ich glaube, ich kenne es, ist das jetzt eine Wohngruppe?«
    »Ja, es wurde 1969 umgebaut und hat jetzt sechs Plätze für Jugendliche, die auf die schiefe Bahn geraten oder gefährdet sind. Ich könnte mir denken, dass Julia sich in dieser Gefahrenzone befindet, nach allem, was du erzählt hast. Sie kann auf jeden Fall nicht für längere Zeit untertauchen, und ich gehe davon aus, dass ihr Vater nicht zulassen wird, dass sie bei dir wohnt.«
    Annika seufzte.
    »Nein, kaum. Ich verspreche, dass ich dafür sorgen werde, dass Julia Kontakt mit dir aufnimmt, sobald ich weiß, wo sie ist.«
    Sie drückte die Zigarette aus und zündete die nächste an, die sie im Dunkeln rauchte. Morgen würde sie Julia bei Elin abholen und mit ihr zu Lena Eriksson gehen. Julia würde es schaffen, ihr zu erzählen, was vorgefallen war, das wusste sie, spürte es am ganzen Körper. Julia war erheblich stärker, als alle glauben mochten.
    Im Schlafzimmer setzte sie sich an den Schreibtisch vor ihre Schreibmaschine. Sie wusste genau, was sie schreiben würde. Das war ernst, keine poplige Rezension mit einer bestimmten Anzahl von Zeichen. Ausnahmsweise würde sie unzensiert und mit eigenen Worten schreiben. Was wirklich passiert war. Ihre Geschichte, die der Frauen und Kinder. Das konnten sie ihr nicht nehmen, die neue Erkenntnis. Eigentlich sollte sie ins Bett gehen, schließlich musste sie morgen früh aufstehen. Der Wecker war auf halb sieben gestellt, die Weihnachtsferien und die Krankschreibung waren vorbei. War vielleicht auch besser so, es war nicht gut für sie, immer nur zu Hause zu sein. Sie wollte nur noch eine kleine Weile versuchen, die Gedanken zu formulieren, die ihr Gehirn besetzt hatten und darin umhertanzten. Das Unverständliche, Wahnsinnige, das sie in den letzten Wochen erlebt hatte.
    Sie konnte gerade ein Wort schreiben, Er, als das Telefon klingelte. Sie musste über die Ironie lächeln, ging in die Küche, um das Telefon abzunehmen, und lachte vor sich hin.
    Sie hatte vorgehabt, Carl mit einem Satz zu beschreiben, der sich in ihrem Kopf drehte. Er war ein Mann in den besten Jahren, selbstsicher und machtbewusst.
    »Hallo, Annika am Apparat.«
    Die Frauenstimme am anderen Ende war laut und aufgeregt.
    »Spreche ich mit Annika Lindberg?«
    »Ja, wer ist dran?«
    »Ich heiße Ylva Lundgård und bin verheiratet mit Jan Lundgård, den du offenbar kennst!«
    Der wütende Sarkasmus war nicht zu überhören. Und auch nicht der unterdrückte Zorn, der die Stimme zittern ließ, eine Warnung, dass sie jeden Moment explodieren konnte.
    »Aha, und warum rufst du mich an?« Sie schaute auf die Uhr. »Dienstagabend um halb zwölf?«
    »Ich glaube schon, dass du das weißt!«
    Sie machte eine Kunstpause.
    »Was fällt dir eigentlich ein, eine lange und glückliche Ehe zu zerstören? Ist das so ein Hobby von dir?«
    Annika holte tief Luft und fragte sich, was Jan Ylva wohl erzählt hatte.
    »Also, meine Liebe, ich glaube nicht, dass unsere kurze Affäre eure Ehe zerstört hat.«
    »So so, das glaubst du also nicht, aber ich kann dir sagen, alles war gut, bis du aufgetaucht bist und Jan verführt hast!«
    Ihre Stimme überschlug sich, als sie das sagte und höhnisch schnaufte. Annika überlegte kurz, dann beschloss sie zu sagen, wie es war.
    »Es tut mir leid, Ylva, wirklich, es tut mir leid.«
    Ylva schien durch das Eingeständnis neue Kraft gefunden zu haben.
    »Du verdammte Hure! Ich werde dir das Sozialamt ins Haus schicken! Du hast verdammt noch mal eine dreizehnjährige Tochter, was bist du denn für ein Vorbild, wenn du fremde Männer, Familienväter, mit nach Hause nimmst!«
    Annika wollte protestieren und erklären, dass sie wirklich nicht viele Männer mit nach Hause nahm, aber Ylva fuhr fort.
    »Du hast

Weitere Kostenlose Bücher