Hafenmord - ein Rügen-Krimi
verfügbar.«
»Wird erledigt.«
Romy verabschiedete sich, gab Fine das Telefon zurück und sah Kasper an. »Ich denke, wir sollten noch mal rausfahren.«
Der stand sofort auf. »Bin dabei.«
Romy schlüpfte in ihre Jacke, mit der Hand an der Klinke drehte sie sich noch einmal zu Fine um: »Kannst du dich schon mal um die Genehmigung für die Einsicht in Richardts Telefonverbindungen kümmern und die Alibis abklopfen – die Notizen müssten auf meinem Schreibtisch liegen?«
»Na klar. Mach ich sofort.«
Romy hatte den Roller in Bergen stehen gelassen und war in Kaspers Wagen mitgefahren.
»Wie dürfen wir uns das Szenario vorstellen?«, sinnierte Romy laut. »Jemand überfällt Kai Richardt am Samstagmorgen, als er sein Rad repariert – vielleicht waren es auch mehrere, das ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig offen. Der Mann bezieht Prügel, aller Wahrscheinlichkeit nach aus persönlichenGründen, denn geklaut wurde ja nichts. Er wird gefesselt und geknebelt zurückgelassen, einen ganzen Tag lang. Am Sonntagmorgen kehrt der Entführer zurück und gibt Kai den Rest. Warum? Ein perfides Spiel?«
»Kurzschlusshandlung«, schlug Kasper vor. Er bog auf die B 96 in Richtung Lietzow ab. »Vielleicht hat Kai etwas gesagt, was den Täter provoziert hat.«
»Ja, möglich, dass sie miteinander gesprochen haben, der Knebel lag daneben … Vielleicht war der Mord aber auch von Anfang an geplant.« Romy starrte zum Fenster hinaus. »Wir müssen uns seine Biografie genauer ansehen. Was ist mit dem ehemaligen Geschäftspartner? Warum haben die beiden sich getrennt? War die Ehe harmonisch?«
Sie schwiegen eine Weile. Als sie das Schloss von Lietzow mit seinem in der Morgensonne weiß schimmernden Turm hinter sich gelassen hatten, klingelte Schneiders Handy. Romy nahm das Gespräch an. Einer der Kriminaltechniker wollte Kasper sprechen.
»Der sitzt am Steuer«, erklärte sie. »Sie müssen mit mir vorliebnehmen.«
Wenn sie die Stimme richtig in Erinnerung hatte, war der hagere, unfreundliche Typ vom Vorabend am Apparat. Pluspunkte hatte der bei ihrer ersten Begegnung nicht gerade gesammelt.
»Ja, muss ich wohl«, gab er lakonisch zurück. »Wir haben in einem der anderen Kellerräume was Interessantes gefunden.« Er legte eine Pause ein.
Romy atmete tief durch. »Machen Sie es eigentlich immer so spannend, Kollege?«
»Nö. Aber bei Ihnen mach ich gern ’ne Ausnahme.«
»Super Idee, aber ich sage Bescheid, wenn ich scharf auf eine Sonderbehandlung bin!« Romy hätte vor Empörung beinahe das Handy fallengelassen. »Legen Sie schon los: Was haben Sie gefunden?«
Kasper warf ihr einen Seitenblick zu und schnalzte mit der Zunge.
»Ein Skelett.«
»Was?«
»Wir haben in einer ausrangierten Gefriertruhe ein Skelett gefunden«, wiederholte der Mann in aller Seelenruhe.
»Bis gleich.« Romy legte das Handy beiseite.
Kasper schnalzte erneut mit der Zunge. »Du, hör mal, der Marko ist ganz in Ordnung – ein guter Mann in seinem Fach, ein bisschen unwirsch manchmal, aber …«
»Der Marko kann mich mal! Der geht mir nämlich, gelinde ausgedrückt, ganz gewaltig auf die Eierstöcke. Aber das jetzt nur mal so nebenbei.« Romy zeigte auf den Tacho. »Gib Gas, Kasper. Die haben noch eine Leiche gefunden.«
In dem Keller standen etliche alte Kühl- und Gefrierschränke zwischen wurmstichigen Büromöbeln, die schon eine ganze Weile vor der Wende nicht mehr modern gewesen sein dürften. Die meisten lagerten dort seit über zwanzig Jahren, wie Bittner auf Nachfrage von Kasper Auskunft erteilt hatte.
»Auf den ersten Blick vermute ich, dass es sich um ein Frauenskelett handelt«, erläuterte Marko Buhl betont sachlich, während Romy ein Frösteln unterdrückte und sich über die Gefriertruhe beugte. »Es dürfte schon eine ganze Weile hier liegen. Nicht mal mehr Fasern von Kleidungsstücken sind vorhanden. Alles ratzfatz weg.«
»Das kann auch bedeuten, dass die Leiche nackt hier abgelegt wurde«, wandte Romy ein. »War der Deckel der Truhe geöffnet?«
Buhl stutzte und nickte dann. »Ja, zumindest einen kleinen Spalt. Insofern konnte Ungeziefer mühelos eindringen.«
»Sie sollte rasch zu Möller auf den Tisch. Können Sie das zwischendurch bewerkstelligen?«, fragte Romy, und sie gab sich Mühe, höflich zu klingen oder zumindest sachlich.
»Ich glaub schon.«
»Danke. Das weiß ich zu schätzen. Sehr sogar.«
Sie hätte durchaus noch die eine oder andere Bemerkung auf der Zunge gehabt, verkniff sich aber
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